Duisburg. Die Inflation trifft viele Duisburger besonders hart. Wie wollen die Bundestagskandidaten dafür sorgen, dass die Menschen sich mehr leisten können?
Vor der Bundestagswahl hat unsere Lokalredaktion die Direktkandidatinnen und -kandidaten in den beiden Duisburger Wahlkreisen zu Themen befragt, die für viele Einwohner hohe Priorität haben. Hier antworten die neun Bewerber im Wahlkreis Duisburg II (Norden, Nordwesten, Duissern) auf unsere Frage zu Strategien gegen die gestiegenen Lebenshaltungskosten:
Die durchschnittliche Kaufkraft der Menschen in Duisburg ist so niedrig wie fast nirgends in Deutschland. Ab Mitte 2021 stieg die Inflation in Deutschland an, erreichte 2022/2023 ein Rekordniveau. Das trifft viele Duisburger besonders hart. Was werden Sie und Ihre Partei dafür tun, dass die Menschen in Duisburg sich von ihrem Arbeitslohn (wieder) mehr leisten können?

Mahmut Özdemir (SPD): „Wir fordern eine gerechte Steuerpolitik, die die unteren und mittleren Einkommensgruppen entlastet und größere Vermögen fair am Gemeinwohl beteiligt. Mit dem Gesetz zur steuerlichen Entlastung ab 2025 haben wir im Deutschen Bundestag dafür gesorgt, dass die Duisburgerinnen und Duisburger mehr im Portemonnaie haben. Den Mindestlohn erhöhen wir auf 15 €, stärken die Tarifbindung, senken die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel und bieten ein kostenloses Mittagessen in der Schule an. Unsere Entlastung richtet sich an die arbeitenden Menschen, nicht an Millionäre.“
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
Björn Pollmer (CDU): „Ich will, dass sich Leistung wieder lohnt und die Menschen entlastet werden. Dafür passen wir den Einkommensteuertarif an, erhöhen den Grundfreibetrag und wollen mehr Netto vom Brutto. Die Sozialversicherungsbeiträge wollen wir auf 40 % zubewegen. Überstundenzuschläge bei Vollzeitarbeit stellen wir steuerfrei. Wir werden die Pendlerpauschale erhöhen und unsere vielen Leistungsträger stärken. Für Rentner, die freiwillig arbeiten möchten, führen wir die Aktivrente ein: bis 2000 Euro Zuverdienst im Monat bleiben dann steuerfrei. Die steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten und Haushaltsdienstleistungen verbessern wir und stärken Familien den Rücken.“
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Sascha Lensing (AfD): „Die Inflation und niedrige Kaufkraft treffen die Menschen in Duisburg hart. Viele können sich trotz ehrlicher Arbeit kaum noch etwas leisten. Schuld daran sind die verfehlte Politik der Ampel-Regierung im Bund und die gleiche Marschrichtung der CDU-geführten Landesregierung. CO₂-Abgabe, Energiewende und der Ausbau teurer erneuerbarer Energien treiben Energie- und Lebenshaltungskosten immer weiter in die Höhe. Eine Umkehr zu günstigen, bewährten Energiequellen wie Kernkraft ist nicht erkennbar. Wir fordern eine verlässliche Energiepolitik und Steuerentlastungen, damit die Bürger von ihrem Einkommen wieder leben können. Ich trete dafür ein, dass der Fleiß der Duisburger endlich belohnt wird!“
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Felix Banaszak: „Wir machen Wohnen wieder erschwinglich“
Felix Banaszak (Grüne): „Unser zentrales Anliegen ist, dass das alltägliche Leben bezahlbar sein muss. Wir entlasten Familien um rund 1000 Euro im Jahr: Wir machen Wohnen wieder erschwinglich, indem wir Mietsteigerungen begrenzen, den sozialen Wohnungsbau unterstützen und eine realistische Neubaustrategie entwickeln. Wir senken die Stromsteuer und sorgen für günstigen Strom aus erneuerbaren Energien, der nicht nur sauber, sondern auch für alle erschwinglich ist. Auch Mobilität muss nicht nur verlässlich, sondern für alle bezahlbar sein: Wir halten das Deutschlandticket weiter günstig. So sorgen wir für finanzielle Entlastungen und schützen dabei das Klima.“
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Dr. Markus Giesler (FDP): „Für einen Liberalen eine geschenkte Frage: Damit sich die Menschen mehr leisten können, muss mehr vom Lohn übrigbleiben. Daher setzen wir uns für eine reduzierte Besteuerung des Gehalts ein, die für alle Gehaltsklassen spürbar sein sollte. Auch der Anstieg des CO2-Preises trägt zur Inflation bei. Ich kämpfe weiterhin für die Einführung der Klimadividende in Form einer direkten Ausschüttung an alle Bürgerinnen und Bürger, damit sich zumindest der Anstieg des CO2-Preises nicht so stark negativ auf das Einkommen der Duisburger auswirkt.“
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
Hüseyin Aydin (Die Linke): „Die Linke wird sich für höhere Löhne, einen flächendeckenden Mindestlohn von mindestens 15 Euro und eine stärkere Tarifbindung einsetzen. Steuerentlastungen für kleine und mittlere Einkommen, sowie eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer schaffen mehr Gerechtigkeit. Energie- und Lebensmittelpreise sollten durch staatliche Regulierung gesenkt werden. Zudem braucht es gezielte Investitionen in bezahlbaren Wohnraum und eine Stärkung der sozialen Sicherungssysteme. So können die Menschen in Duisburg sich von ihrem Arbeitslohn wieder mehr leisten und ein würdevolles Leben führen.“
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
Stefanie Kreitz (Freie Wähler): „Erhöhung des Wettbewerbs führt zu gesunder Kaufkraft“
Stefanie Kreitz (Freie Wähler): „Steigende Preise sind Symptome, die auf Gründe zurückzuführen sind, die mit der Verteuerung von Energie, Lieferketten-Problemen, bürokratischen Hürden und zunehmenden Unternehmensinsolvenzen zu tun haben, aber leider auch mit dem sehr individuellen Problem des Standorts Duisburg. Der Erhalt und die Transformation des Industriestandorts, die Förderung zukunftsorientierter Technologien (z.B. Wasserstoff) ist überlebenswichtig. Nur eine moderne und global wettbewerbsfähige Wirtschaft führt zu höheren Einkommen. Nur eine Erhöhung des Wettbewerbs vieler florierender Unternehmen führt zu einer gesunden Kaufkraft und sprudelnden Steuereinnahmen und damit zu einer Reduzierung der Inflation.“ (gekürzt)
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Peter Römmele (MLPD): „Die Armut muss auf Kosten der Profite von Banken und Konzernen bekämpft werden. Wir fordern: 18 Euro Mindestlohn; Arbeitslosengeld I für die Dauer der Arbeitslosigkeit; 1250 Euro Mindestsicherung. Aber jeder, der arbeiten kann, soll auch arbeiten. Volle Rente ab 60 Jahren für Männer und 55 Jahren für Frauen sowie Schicht- und Schwerarbeiter! Schaffung von ausreichend bezahlbarem und lebenswertem Wohnraum und kostenloser öffentlichen Nahverkehr. Umwandlung des Systems der Sozialversicherungsbeiträge in eine Sozialsteuer für Kapitalisten in Höhe von 8 Prozent vom Umsatz. Arbeiter, kleine und mittlere Betriebe würden entlastet. Bezahlen müssten die Großkonzerne!“
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Dietmar Gaisenkersting (Einzelbewerber): „Als Erstes müssen die Löhne rauf, mindestens um 50 %. Hunderte Milliarden Euro stehen für Konzerne, für Aufrüstung und Krieg zur Verfügung. Die Gewerkschaften haben 2022 mit Bundeskanzler Scholz verabredet, dass gestiegene Preise nicht durch höhere Löhne aufgefangen werden dürfen – im Interesse der Aktionäre. Reallohnsenkungen von 20 % und mehr waren die Folge. Nun sollen Hunderttausende mit ihren Arbeitsplätzen für die Bereicherung der Aktionäre zahlen. Schluss damit: Enteignung der großen Banken und Konzerne, einschließlich der Unternehmen der Daseinsvorsorge. Damit müssen ein bedingungsloses Grundeinkommen, auskömmliche Löhnen und Renten finanziert werden.“
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Das Bündnis Sahra Wagenknecht stellt keine Direktkandidaten auf. Für das BSW antwortet der Duisburger Bundestagsabgeordnete Christian Leye (ehemals Linke): „Ein maßgeblicher Treiber der Inflation, der sowohl Menschen bis in die Mittelschicht sowie Unternehmen belastet, ist die teure Energie. Neben Bürokratieabbau und staatlichen Investitionen, braucht es daher wieder langfristige Verträge für Energieimporte, die sich am niedrigsten Preis orientieren. Zudem fordern wir die Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro, mehr Tariflöhne und die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, damit die Leute wieder mehr Geld in der Tasche haben.