Duisburg. Die Globus-Gesamtschule in Duisburg schneidet bei der Unterrichtsstatistik schlecht ab. Warum der Schulleiter einen Fehler in der NRW-Statistik vermutet.
Die rote Laterne will Fabian Theiß nicht an seine Schule binden. An der Globus-Gesamtschule soll im vergangenen Schuljahr laut Unterrichts-Statistik des Schulministeriums NRW nur 59,4 Prozent des geplanten Unterrichts erteilt worden sein, 14 Prozent seien in der Sekundarstufe 1 sogar ersatzlos ausgefallen. Das wären deutlich mehr Ausfälle als an den anderen weiterführenden Schulen. „Das stimmt so aber nicht“, sagt der Schulleiter.
Die irreführenden Werte seien durch die etwas blauäugige Arbeit mit einem technischen Tool als Ergänzung zum Stundenplanprogramm entstanden, mit dem die Schule ihre Statistik führt. Das Tool hat die Schule über den Stundenplan-Anbieter Untis eingekauft, mit dem viele Schulen arbeiten. Neben der Abfolge des Unterrichts für jede Klasse und jeden Kurs kann das Schulleitungsteam mit dem Planungsprogramm auch den Einsatz aller Kräfte an der Schule dokumentieren, auch jene der Lehramtsanwärter oder Pädagogen aus dem Multiprofessionellen Team. So wisse man jederzeit, wer gerade in welcher Klasse ist.
Unterrichtsstatistik: Falsche Werte durch ein Stundenplan-Programm
Was praktisch für den Schulalltag ist, haut in der Statistik anscheinend „voll rein“. So hat das Tool beispielsweise Unterricht, der planmäßig im Teamteaching, also von zwei Kräften wie Lehrer und Sonderpädagoge erteilt wird, als ersatzlos ausgefallenen Unterricht bewertet, weil er ausnahmsweise nur mit einer Kraft stattgefunden hat, erklärt Theiß.
Eine andere Hürde: Der Schulleiter hat Kolleginnen oder Kollegen, die langfristig aus gesundheitlichen Gründen ausfallen, im Stundenplan belassen. „Ich wollte ihnen damit das Gefühl vermitteln, dass sie in ihre Stamm-Lerngruppe zurückkehren werden. Das kann für den Genesungsprozess hilfreich sein. Der Unterricht wurde natürlich trotzdem erteilt, von einer Vertretungskraft.“ Zu viel Information, die das Tool anscheinend nicht richtig verarbeiten konnte.
Schule soll digitaler werden
„Wir haben gute Erfahrung damit gemacht, Vertretungsbedarf sofort auszuschreiben“, sagt Theiß. Das sei für den Standort Duisburg auch aus Recruiting-Aspekten sinnvoll, denn meist würden sich Studierende bewerben. Nicht wenige könne man von der Gesamtschule überzeugen und langfristig halten.
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Mit dem Einsatz der Technik wollte Fabian Theiß die Schule digitaler machen, sich und seinen Kollegen Zeit verschaffen. „Aber jetzt werden wir wohl wieder händisch die Statistik führen“, bedauert er. Das seien zwei bis drei Stunden Zeitaufwand jede Woche, die er lieber in die Schüler investieren würde. Dass es Reibungsverluste geben könnte, hatte er eingepreist, aber „die komplette Auswertung sehen wir jetzt auch zum ersten Mal und sie spiegelt die Realität nicht wider.“
Man werde mit dem Hersteller Kontakt aufnehmen und die vielen Einstellungsmöglichkeiten überprüfen, um zu realistischeren Zahlen zu kommen. „Mit den jetzt erhobenen Werten sind wir nicht glücklich, das hat unsere Schule nicht verdient.“ Er ist sicher: „In einem Jahr sprechen wir wieder miteinander, dann liegen wir im Mittelfeld.“
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Schulministerium: Keine Beanstandungen zur Statistik bekannt
Ob Software-Probleme an weiteren Schulen die Statistik verfälscht haben könnte, bleibt offen. Das Schulministerium erklärt auf Nachfrage, dass es keine Hinweise von Schulen gegeben habe, in denen die Qualität der Eingabe oder die Statistik beanstandet worden wäre. Der Prozess der Dateneingabe werde „fortlaufend evaluiert“.
Die Schulen würden ihre Daten eigenverantwortlich zusammenstellen, dabei könnten sie auch selbstgewählte Software zur Unterstützung nutzen. „Sollten einzelne Schulen mit ihrer gewählten Software unzufrieden sein, steht es ihnen frei, daraus Konsequenzen zu ziehen“, schreibt eine Sprecherin. Für die anfallende Arbeit erhalte jede Schule eine Entlastungsstunde pro Woche zur Kompensation.