Duisburg. Liebhaber historischer Straßenbahnen aufgepasst: Ein besonderer und 112 Jahre alter Triebwagen kehrt in seine Heimat zurück. Wann er nach Duisburg kommt.
Bei der Fernsehsendung „Bares für Rares“ hätten sie keine Chance. Wer will schon ein altes Schätzchen für einen Euro kaufen, das viele Tonnen wiegt und als Standort eine eigene Halle benötigt? Aber der geschichtsbewusste Heimatverein Hamborn war heiß auf den Deal ganz ohne TV-Kameras. Und er hat es geschafft: Ihm gehört jetzt der Triebwagen 23 der ehemaligen Hamborner Straßenbahn, „Geburtsdatum“ 1912.
Dabei gab es sogar internationale Konkurrenz. Aber den Kampf gegen Brasilien hat der Duisburger Verein gewonnen. Am Freitag, 10. Januar, kommt das schnuckelige Schätzchen auf einem Tieflader zurück in die Heimat.
Besondere Straßenbahn von 1912 kehrt schon ganz bald nach Duisburg zurück
„Der Kampf um die absolute Rarität hat sich gelohnt“, sagt Thorsten Fischer, Historiker und Vorstandsmitglied des Heimatvereins, glücklich. „Denn auch die Stadt Santos in Brasilien war stark an der historischen Bahn interessiert“, berichtet Carsten Kossow, Vorstandsmitglied der „Bergische Museumsbahnen Wuppertal“ (BMB). Dort fahren als Tourismus-Attraktion historische Straßenbahnen. „Aber, was soll die Bahn in Brasilien, die gehört nach Hamborn. Jetzt kommt sie in gute Hände“, ist der leidenschaftliche Straßenbahner überzeugt.
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Die DVG, der die Bahn ursprünglich gehörte, zeigte kein Interesse, der mittlerweile 113 Jahre alten Bahn neues Leben einzuhauchen. „Die DVG ist und war an der Aktion nicht beteiligt und plant aktuell auch nicht, sich in das Projekt einzuschalten“, teilt die DVG mit.
Verein bedauert: DVG gibt historische Triebwagen ins Ausland ab
Ausgesprochen schade finden das die Straßenbahn-Liebhaber. Denn schon in früheren Zeiten habe die DVG historische Triebwagen einfach ins Ausland abgegeben. Die urgemütliche Tram Nr. 23 sollte eigentlich wieder ausgebaut und original hergerichtet werden. Da seien zum Beispiel schon Böden rausgerissen worden. Dann aber ging es nicht weiter.
„Im Jahr 2006 haben wir als Bergische Museumsbahnen die alte Straßenbahn von der DVG übernommen, weil es wirklich ein einmaliges Fahrzeug ist“, sagt Carsten Kossow stolz. So wurde die Bahn vor der Verschrottung gerettet. Aber der Instandsetzungsbedarf sei groß, kostspielig und brauche Zeit. Deshalb fristete die alte Schönheit ihr Dasein seit dem Zeitpunkt in einer BMB-Halle mit anderen „Artgenossen“, ohne zu ihrer alten Form zurückzufinden.
Triebwagen diente als „Kurvenschmierwagen Nr. 23“
„Die Halle haben wir als Verein gemietet und die Miete wurde vor einiger Zeit drastisch erhöht“, erzählt das Vorstandsmitglied der Bergischen Museumsbahnen. „So mussten wir überlegen, wie wir Kosten sparen können. Denn den Triebwagen Nr. 23 mit der umgebauten Spurbreite von 1435 Millimeter können wir auf unserer drei Kilometer langen, historischen Ein-Meter-Spur-Strecke in Wuppertal nicht einsetzen.“
Die Tram Nr. 23 hat einen Holzaufbau und ist von außen mit Blech versehen. Das historische Schmuckstück hatte ursprünglich die Spur 1000 Millimeter, die Normalspur in Duisburg beträgt aber 1435 Millimeter.“ Daher wurde der Triebwagen 1956 verbreitert und ein Jahr später als „Kurvenschmierwagen“ in Duisburg auf der Normalspur eingesetzt.
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Spediteur aus Moers hilft beim Transport nach Duisburg
Um das einzigartige Schmuckstück in den Heimathafen Hamborn zurückzuholen, waren monatelange Klimmzüge vieler Akteure notwendig. Das alles ehrenamtlich und mit viel Unterstützung von unterschiedlichsten Akteuren. Nicht nur der Heimatverein Hamborn machte sich stark, SPD-Landtagsabgeordneter Frank Börner schaltete sich ein, Restaurator Ulrich Feldhaus sagte seine Hilfe zu.
Eine wertvolle Zusage kam vom Schwerlastunternehmen Kahl aus Moers. Es holt am Freitag, 10. Januar, das eingepackte, restaurierungsbedürftige Schätzchen aus Wuppertal ab und bringt es in eine Duisburger Halle, wo es fachmännisch wieder zum Leben erweckt wird.
„Wie der historische Triebwagen nach der Restaurierung verwendet werden soll, ist noch nicht klar. Auf jeden Fall soll es ein Publikumsmagnet werden“, erklärt Holger Pütz von Heimatverein. Der Kurvenschmierwagen Nr. 23 soll wieder ein Highlight werden in dem Bereich, in dem er so viele Jahrzehnte der Bevölkerung gute Dienste erwiesen hat: In Hamborn.
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>> FÜR EXPERTEN: DIE TECHNISCHEN DETAILS ZUM TRIEBWAGEN
- Die ehemalige DVG-Bahn, Waggon Nr. 23, die am Freitag, 10. Januar 2025, nach Hamborn geholt wird, hat spannende technische Daten.
- Hersteller war die Waggonfabrik Uerdingen: Es ist ein Wagenkasten mit Holzaufbau, einer Länge von 8550 mm, einer Breite von 2100 mm, hat eine Albert-Kupplung und einen Achsabstand von 2255 mm. Der kleine Wagen Nr. 23 verfügt über 46 Plätze, davon 18 Sitz- und 28 Stehplätze. Auf jeder Seite gibt es zwei Schiebetüren. Für die Bestuhlung wird angegeben: 2 plus 1 Holzlattensitze, die Zielschilder sind Steckschilder.
- Die elektrische Ausrüstung: Hersteller AEG, Motoren: 2 x Typ AEG USL 253 a, die Leistung war 2 x 33 kw. Der Fahrschalter ist ein AEG Typ FBSP 41 und die Beleuchtung schaffen Glühbirnen mit 100 Volt.