Duisburg. Wie eine Achterbahnfahrt war 2024 für die Anhänger des MSV Duisburg. Was waren die schönsten, was die schlimmsten Momente? Das sagen die Fans.
Es war ein Jahr, wie es sich wohl kaum ein Fan des MSV Duisburg hätte vorstellen können. Zunächst schlechteste Saison der Vereinsgeschichte mit dem darauffolgenden Abstieg in die Regionalliga West. Dann der Start des neuen MSV-Trainers Dietmar Hirsch und eine Hinrunde, die bei vielen Zebras die Liebe zu ihren Meidericher Jungs neu entfachte.
2024: Das waren die schönsten und die schlimmsten Momente der MSV-Fans
Was waren die schönsten Momente, was die schlimmsten? Und welche Spieler haben sich nach den ersten Partien in der vierten Liga in die Herzen der Fans gespielt? Wir haben nachgefragt.
Für Helen Becker wird 2024 immer in Erinnerung bleiben als das Jahr, in dem die „TanZebras“ nach Duisburg kamen. „TanZebras“, so heißt der Fußballclub, den MSV-Fans vor zehn Jahren in Tansania gegründet haben, und der im Herbst zum ersten Mal eine Delegation nach Deutschland schickte. „Wir haben die Fan-Initiative kennengelernt, weil wir mal bei deren Adventskalender etwas gewonnen haben und dann persönlich mit Mathias Langnickel in Kontakt gekommen sind, der sich sehr für die ‚TanZebras‘ engagiert.“
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Seitdem unterstützt die 50-Jährige den afrikanischen Club. „Es ist toll, wenn man auf Bildern sieht, was man bewirken kann.“ Aber Fotos seien das eine. Live-Erlebnisse das andere. „Wenn man wirklich erlebt, da sind Menschen, und die haben hier vor Ort so viel Spaß und sind so dankbar, das ist einfach etwas ganz Besonderes.“
Der traurigste Moment für Helen Becker war – wie wohl für so viele – der Abstieg. „Man wusste ja gar nicht, gegen wen spielen die jetzt eigentlich“, sagt die Duisburgerin. Anfangs habe sie die Vereine in der neuen Liga nicht gekannt. „Und ich hatte Angst, dass unser Traditionsverein im Nichts verschwindet.“
„Man wollte nicht erkennen, dass das Ding vor die Wand fährt“
Diese Sorge scheint sich – zumindest für den Moment – aufgelöst zu haben. Aber der Abstieg aus der Dritten Liga bedeutete für viele Fans eine Katastrophe. So auch für die zwei Zebra-Anhänger Marc-Oliver Hänig (Sprecher der Wirtschaftsförderung DBI) und Wolfgang Koschny aus dem Presseteam von duisport. „Das Problem war, dass der Verein nicht erkennen wollte, dass es mit einem Trainer Schommers nicht gut gehen würde. Dass man nicht erkennen wollte, dass das Ding so vor die Wand fährt“, resümiert Koschny.
Und so wurde der Alptraum Abstieg Realität. „Das Schlimmste waren dann die Ausschreitungen im letzten Spiel gegen Aue“, erinnert sich Hänig. Das sei für ihn „wirklich der tiefste Tiefpunkt“ gewesen, so der Duisburger, der dem weiteren Verlauf des Jahres dann aber auch Positives abgewinnen kann. „Fünf Euro ins Phrasenschwein – aber der MSV hat den Tiefpunkt zum Wendepunkt gemacht und sich einmal komplett erneuert, vom Vorstand bis hin zur Mannschaft.“
Wolfgang Koschny nickt. „Ja, das Beste an diesem Jahr ist, dass Heavy-Metal-Fußball angekündigt wurde, wir aber mit Kuschelrock-Fußball Erster sind. Im Ernst: Tolle Saison bisher, macht Spaß.“
Für Oliver Hänig sind das 5:0 im ersten Heimspiel der Saison und der erste Stadionbesuch mit seinem Sohn die Highlights des Fußballjahres. Jetzt träumt der DBI-Sprecher vom „Durchmarsch“ vor einer „Traumkulisse“.
Jedes Spiel ein Highlight: Hambornerin reist aus Eindhoven an
Auch Franzisca Schrötter genießt, dass wieder ordentlich Stimmung ist im Stadion – gute Stimmung, wie sie sagt. „Der Abstieg war einfach schlimm, ich stand da in Block 5 und diese Grabesstille, dann der schlimme Platzsturm“, beschreibt die Hambornerin, die vor drei Jahren „der Liebe wegen“ in die Niederlande gezogen ist.
Inzwischen machen ihr Stadionbesuche wieder Spaß. Für Schrötter, die von Eindhoven jedes Mal mit dem Zug nach Duisburg anreist, um den MSV sehen zu können, ist momentan jedes Heimspiel der Zebras ein Highlight. „Ich könnte ja auch zum PSV Eindhoven gehen, aber mein Herz schlägt blau-weiß“, lacht die Duisburgerin.
„Uerdingen-Spiel war das Highlight“
Auch Sascha Eckert ist ein Zebra – und das, obwohl sein Vater dem KFC Uerdingen die Treue hält. „Mein schönster Moment mit dem MSV war deswegen das Spiel in Krefeld, gemeinsam mit meiner Familie“, sagt der Duisburger. Der MSV gewann mit 2:1 – ob er seinen Vater am Ende beruhigen musste? „Ne, das war einfach ein gutes Spiel, und wir sind ja nicht verfeindet“, sagt Eckert.
Sein schlimmster Moment des Fußballjahres 2024 war das 3:4 gegen die Gäste aus Gütersloh. „Weil das ungerechtfertigt war. Es gab viele Fehlentscheidungen des Schiris“, sagt Eckert.
Pure Freude beim 5:0 gegen Türkspor Dortmund
Auch beim neunjährigen Nils Wagner hat die Niederlage gegen Gütersloh einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Das war mein schlimmster Moment“, sagt der Grundschüler rückblickend auf 2024. Pure Freude hingegen herrschte für ihn beim 5:0 gegen Türkspor Dortmund. „Ich war zwar nicht im Stadion, aber wir haben Zebra FM gehört“, erzählt Nils, der selbst Fußball spielt: Beim DSC Preußen steht er im Tor. Kein Wunder, dass sein Lieblingskicker MSV-Keeper Max Braune ist.
Mit dieser Meinung steht der Neunjährige nicht alleine da: Bei einer WAZ-Umfrage bei Instagram und Facebook wurde Max Braune von mehreren Fans als „bester Spieler der Hinrunde“ erwähnt. Wesentlich häufiger wurden allerdings Jan-Simon Symalla, Malek Fakhro, Patrick Sussek und Alexander Hahn genannt.
Einige Kommentatoren möchten aber niemanden einzeln herausnehmen. Für sie ist „die ganze Mannschaft“ der Star der Hinrunde – und natürlich die Fans. Tatsächlich: 2024 war für den MSV ein Jahr voller Tiefpunkte. Aber die treuen Anhänger der Meidericher, die in der Regionalliga West mit Abstand die meisten Zuschauer haben, die sind ein Highlight.