Duisburg. Vom Armenviertel in Tansania nach Duisburg: Erstmals sind die Kicker eines von MSV-Fans gegründeten Clubs in Deutschland. Was sie hier erleben.
Es ist noch nicht wirklich kühl an diesem Septembertag. Das Thermometer zeigt irgendwas im zweistelligen Bereich. Doch Don Mwakilambo trägt einen dicken Pulli unter seinem Trikot. „Sehr kalt“ sei es in Deutschland, sagt der 39-Jährige und lacht. Von zu Hause ist er stabile 30 Grad gewöhnt: Mwakilambo kommt aus Ostafrika und gehört zum Team des „TanZebras FC“, das seit ein paar Tagen in Duisburg zu Gast ist.
„TanZebras“, so heißt der Fußballclub, den MSV-Fans vor zehn Jahren in Tansania gegründet haben, und der jetzt zum ersten Mal eine Delegation nach Deutschland geschickt hat. Für die afrikanischen Kicker wurde damit ein Traum wahr: Bis auf Don Mwakilambo, den Vorsitzenden der „TanZebras“, sei noch keiner von ihnen in Deutschland gewesen, erklärt Mathias Langnickel, erster Vorsitzender der „Zebraherde“.
MSV vereint – „TanZebras“ in Duisburg: „Wir fühlen uns willkommen“
Der unabhängige Verein bringt nicht nur die „Zebra“-Fanszene und den MSV zusammen, sondern unterstützt seit 2014 auch die afrikanischen Fußballer aus dem Armenviertel Gongo La Mboto. Nun wurde alles vorbereitet, um den Aufenthalt der 15 afrikanischen Gäste in Duisburg so angenehm wie möglich zu machen: Für die „TanZebras“ wurden extra drei Ferienwohnungen in Meiderich gemietet und neben Testspielen auch Ausflüge zum Beispiel ins Fußballmuseum nach Dortmund organisiert.
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Don Mwakilambo freut sich über alles, was er in Deutschland erleben darf. „Wir fühlen uns hier absolut willkommen“, sagt der Afrikaner. Zwar sei in Deutschland alles anders als in der Heimat: „Allein schon die Gebäude, die Straßen, die frische Luft hier“, staunt der „TanZebras“-Vorsitzende. Aber anders als die Temperaturen seien die Menschen in Duisburg „sehr warm“ und herzlich. Mwakilambo ist glücklich: „Wir fühlen uns wie zu Hause“, sagt er selig.
Sogar an eine Dolmetscherin wurde gedacht: Brenda Küpper begleitet die „TanZebras“ bei ihren Unternehmungen. Denn die Kicker sprechen nur teilweise Englisch und ansonsten Kisuaheli, die am weitesten verbreitete Verkehrssprache Ostafrikas. Küpper kommt aus Kenia, lebt seit 2008 in Deutschland und ist ebenfalls MSV-Fan. Sie übersetzt, damit deutsche und afrikanische Fußballfans sich auch sprachlich noch näher kommen können.
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Dolmetscherin für die Gäste aus Tansania
Auch nach Köln ist die 36-Jährige Mündelheimerin mitgefahren, zusammen im Bus mit den „TanZebras“. Im Südstadion haben sich alle gemeinsam das Spiel der „Zebras“ bei Fortuna Köln (0:0) angeschaut. Mohamed Mussa (29) ist von dem Erlebnis immer noch begeistert: „Das Spiel war sehr hart“, sagt der Ostafrikaner. Duisburg hätte „die Chancen nicht reingemacht“. „Aber der MSV hatte einen Vorteil, und das waren seine Fans“, findet Mussa.
Und damit steht er nicht allein da: Dass die Duisburger „Zebra“-Anhänger die „TanZebras“ gegründet haben, ist eine dieser Aktionen, die die Duisburger Fanszene zu etwas Besonderem macht. So jedenfalls lautet die einhellige Meinung der Fußballfans, die zum Testspiel der afrikanischen Kicker gegen die MSV-Amateure gekommen sind. Das Spiel auf der Platzanlage an der Westender Straße, das sich auch MSV-Präsident Christian Stiefelhagen nicht entgehen ließ, war eines der Highlights des Besuchs.
Als weiterer Höhepunkt steht außerdem am Sonntag ein Besuch in der Schauinslandreisen-Arena an, wenn der MSV gegen Wiedenbrück spielt. Ob er oder seine Jungs am liebsten selbst auflaufen würden? Don Mwakilambo nickt. „Wenn die Möglichkeit bestände, wäre das natürlich ein Traum“, sagt der 39-Jährige.
Ein Fußball-Märchen, das berührt
Aber auch wenn die „TanZebras“ die Partie „nur“ von der Tribüne aus verfolgen können, ist Mwakilambo dankbar und gerührt. „Der Zusammenhalt, die Freundschaft zwischen uns, den Amateuren und den anderen MSV-Fans ist einfach wunderbar!“
Einen weiteren Gegenbesuch der Deutschen in Afrika hat er schon fest eingeplant. Und so wird das Fußballmärchen um die „TanZebras“ weitergehen – und immer wieder um besondere Kapitel erweitert.
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Mit einem Trikot begann die Freundschaft
- Mit einem MSV-Trikot fing alles an: Vor zehn Jahren machte Jörg Ahlbach, Vollblut-MSV-Fan und Gründungsmitglied des Vereins „Zebraherde“, auf seiner Weltreise Halt in Gongo La Mboto, einem Vorort der tansanischen Großstadt Dar es Salaam, und übergab ein Zebra-Trikot an Don Mwakilambo.
- Das Zusammentreffen der beiden Fußballfans brachte einen Stein ins Rollen: Bereits ab Juni 2015 waren die „TanZebras“ ein eingetragener Verein, mit der Unterstützung der „Zebraherde“ schaffte man den Sprung in die 3. Liga des Landes. Seit Juli 2021 zählen die Jungs und Mädels aus Gong La Mboto als Ehrenmannschaft offiziell zum Meidericher Spielverein.
- Mittlerweile seien die „TanZebras“ aber deutlich mehr als ein kickender Spielverein, erklärt der MSV auf seiner Homepage. „Auch abseits des Platzes bietet der Klub eine Perspektive.“ So sei mit Unterstützung des „Zebraherde“ ein Permakultur-Projekt auf den Weg gebracht worden.
- Außerdem gelang es, die Mitglieder der „TanZebras“ mit den ersten Krankenversicherungen ihres Lebens auszustatten. Der Verein „Zebraherde“ betreibe und finanziere zudem vor Ort eine Schule, erzählt der erste Vorsitzende, der „Herde“, Mathias Langnickel.