Duisburg. In NRW wurden im Jahr 2011 insgesamt 862 Bomben entschärft. In Essen und Duisburg hatte der Kampfmittelbeseitigungsdienst mit elf, beziehungsweise zehn Bomben die meiste Arbeit - und die wird zunehmend gefährlicher. Denn mit dem Alter der Bomben steigt das Detonationsrisiko.
Wenn die Feuerwerker des Kampfmittelbeseitigungsdienstes ihre Arbeit machen, müssen dafür freilich nicht immer Großstädte lahm gelegt und Autobahnen gesperrt werden. So gesehen waren die Entschärfungen der Blindgänger am Duisburger Hauptbahnhof am 18. April und am 21. März und die dafür notwendigen Evakuierungen in der Innenstadt sicher Ausnahmeeinsätze. Eine Seltenheit sind die brenzligen Einsätze in Nordrhein-Westfalen aber nun wirklich nicht: Zwischen Rhein und Weser machten die Experten 2011 insgesamt 862 Bomben unschädlich, im Jahr davor waren es 695.
Diese Bilanz, „eine Serie spektakulärer Bombenfunde“ in der zweiten März-Hälfte und die weitreichenden Sperrungen in der Folge nahm nun NRW-Innenminister Ralf Jäger zum Anlass, die „wichtige Daueraufgabe Kampfmittelbeseitigung“ hervorzuheben. Sein Düsseldorfer Ministerium lieferte einige Statistiken mit: 247 der im Vorjahr in Nordrhein-Westfalen entschärften 862 Bomben hatten ein Gewicht von mehr als 50 Kilogramm (2011: 230). Zum Vergleich: Die bislang 2012 in Duisburg entschärften drei Blindgänger waren Fünf- beziehungsweise Zehn-Zentner-Fliegerbomben. Insgesamt räumte der Dienst 12.208 Kampfmittel (9159), darunter 9470 Granaten und Handgranaten (6199), 26 Minen (67) und 1750 andere Sprengmittel (2198). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Menge an Sprengstoff demnach mit 33 Tonnen nur leicht gestiegen (2010: 31,8 Tonnen).
Die meisten Blindgänger lagen in Köln und Dortmund
Der Kampfmittelbeseitigungsdienst (umgangssprachlich: Kampfmittelräumdienst) hat in Nordrhein-Westfalen 85 Mitarbeiter (Truppführer, Räumarbeiter, LuftbildauswerterInnen , Verwaltungskräfte). Die Abteilung der Bezirksregierung Düsseldorf ist für Einsätze in den Regierungsbezirken Köln (2011: 393 Entschärfungen, 75 Bomben schwerer als 50 Kilo) und Düsseldorf (185/46) zuständig. Die Feuerwerker der Bezirksregierung Arnsberg kümmern sich um die Bezirke Arnsberg (167/70), Detmold (58/11) und Münster (59/45).
NRW zahlte 15,5 Millionen Euro
Das Land Nordrhein-Westfalen gab im Jahr 2011 insgesamt 15,5 Millionen Euro aus, um Kampfmittel zu beseitigen und die Entsorgungstechnik zu modernisieren. Der Bund erstattete mehr als fünf Millionen Euro für die Räumung der ehemals reichseigenen Munition zurück. An private Räumfirmen vergab NRW Aufträge in Höhe von sechs Millionen Euro.
Im Regierungsbezirk Düsseldorf wurden 2011 die meisten Bomben in Essen (11) und Duisburg (10) entschärft. In Oberhausen mussten die Feuerwerker fünf Fliegerbomben den Zünder ziehen, in Düsseldorf und Kleve waren es jeweils vier, in Wuppertal drei Bomben. In Dortmund und Köln (wo besonders viele Blindgänger auf dem Neubaugelände in Ostheim lagen) machten die Dienste jeweils 31 Fliegerbomben unschädlich.
Je älter und rostiger, desto gefährlicher
Die Munition wird im Laufe der Jahre übrigens nicht ungefährlicher. Das Alter der Bomben und der Rost darauf erhöhen das Detonationsrisiko sogar, weshalb Minister Jäger warnt: „Munitionsteile können, auch wenn sie harmlos erscheinen, sehr gefährlich sein. Deshalb gilt: Fundgegenstände liegen lassen und keinesfalls als Sammlerstück mit nach Hause nehmen!“ Wer Verdächtiges entdeckt, soll stattdessen die Polizei oder das Ordnungsamt vor Ort informieren.
Solche Zufallsfunde gab es in NRW im Vorjahr immerhin 1946 Mal. Die zuständigen Behörden baten die staatlichen Kampfmittelbeseitiger insgesamt sogar 14.743 Mal um Unterstützung. Die werten nämlich bei größeren Bauvorhaben Luftbilder aus und überprüfen die Baustellen gegebenenfalls vor Ort. Bei solch einer Überprüfung stellten die Feuerwerker zum Beispiel Mitte April fest, dass der Blindgänger am Hauptbahnhof größer als angenommen war – zehn statt fünf Zentner schwer, was eine weiträumigere Evakuierung notwendig machte... (pw/WE)