Duisburg. Im künftigen Mercatorquartier, dem Filetstück in der Duisburger Innenstadt, tut sich seit Monaten nichts. Das haben Stadt und Investoren vor.

Wird das künftige Mercator-Quartier eine ähnliche Endlos-Brache wie die Steinsche Gasse, die nur ein paar Meter entfernt in der Duisburger Innenstadt liegt? „Nein“, sagt Stadtsprecherin Susanne Stölting, und verweist auf ein reges Interesse von Investoren. „Nein“, sagt auch Volker Flemming von der Firma Blankbau, die eines der sechs Baufelder erworben hat. Allein: Zu sehen ist aktuell noch nichts auf dem 28.000 Quadratmeter großen Grundstück, das zwischen Post-, Ober-, Gutenbergstraße und Rabbiner-Neumark-Weg entstehen soll.

Rückblick: Bereits 2014 wurde das ehemalige Berufskolleg an dieser Stelle abgerissen und machte Platz für das neue Wohngebiet in bester Innenstadtlage. Als die Gebäude verschwunden waren, übernahmen die Archäologen das Regiment auf der Baustelle – und wurden fündig: Bei den Grabungen wurden umfangreiche Funde und Fundamente des Mercatorhauses und eines weiteren Adligen entdeckt. „Sensationell“ nannte Stadtarchäologe Dr. Thomas Platz die Überbleibsel, die seitdem in die neue Bebauung einbezogen werden müssen. Parallel hatte die Bürgerstiftung Pläne gefasst, das alte Haus von Gerhard Mercator wieder aufzubauen und in das Quartier zu integrieren.

Rückblick: So lange dauern die Pläne für das Duisburger Filetstück schon an

Im Sommer 2018 gab es den Mercator-Beach auf der Brachfläche. Der Stadtstrand war einer von mehreren Versuchen, die heutige Brache mit Leben zu füllen.
Im Sommer 2018 gab es den Mercator-Beach auf der Brachfläche. Der Stadtstrand war einer von mehreren Versuchen, die heutige Brache mit Leben zu füllen. © FUNKE Foto Services | Foto: Fabian Strauch

2016 verkündete Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer vollmundig, dass das Areal keine Brache werden solle. „Wir werden das Mercatorquartier bespielen, es wird begehbar sein und mit Leben gefüllt. Ab Frühjahr wird da etwas passieren“, kündigte er im Gespräch mit unserer Zeitung an. Tatsächlich folgten danach Aktionen. So wurde ein Festzelt für die Karnevalssaison aufgebaut – Anwohnerbeschwerden folgten prompt. Im Sommer wurde Sand für einen Stadtstrand aufgeschüttet – dieser wurde eher mäßig angenommen. Mit Spaß und Engagement säten Kants Gärtner Klatschmohn und andere Blumen aus, damit die bis 2018 immer noch brach liegende Fläche wenigstens einen hübscheren Anblick bot. Eine Saison lang blühte es tatsächlich im Bereich Richtung Rathaus. An einigen Stellen haben sich inzwischen wilder Flieder oder kleine Bäume selbst ausgesät.

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Ein einzelner Bagger steht momentan auf dem Gelände. In den vergangenen Monaten wurden Strom- und Wasserleitungen verlegt. „Aus unserer Sicht kann es bald los gehen“, erklärt Volker Flemming auf Nachfrage unserer Zeitung. Blankbau hat sich das erste, rund 3000 Quadratmeter große Filetstück an der Oberstraße/Gutenbergstraße gesichert. Neben Mietwohnungen soll dort auch ein exklusives Hotel namens „Premier Inn“ gebaut werden. Der Baustart für das Hotel ist für kommendes Jahr geplant, mit dem Wohnbauprojekt „Nexus“ könnte noch in diesem Jahr begonnen werden. „Wir warten auf die Baugenehmigung der Stadt und hoffen, dass die rasch kommt.“ Für den Fall, dass sich diese deutlich Richtung Winter verschiebt, würde man allerdings erst 2022 loslegen.

Stadtsprecherin Susanne Stölting skizziert den Planungsstand folgendermaßen: „Die Stadt befindet sich für das Baufeld 3 in konkreten Kaufvertragsverhandlungen mit einem Investor. Für die Baufelder 1, 2 und 4 gibt es verschiedene Anfragen und Gespräche mit potenziellen Kaufinteressenten.“ Insgesamt sei das Interesse „groß“.

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Bekomme ein Investor den Zuschlag, müsse er vor dem Bau noch die archäologischen Schichten dokumentieren. „Diese Vorgehensweise ist mit den Investoren so vereinbart und beeinträchtigt nicht den Bauablauf“, sagt Susanne Stölting. Im September sei mit der Erschließung des ersten Bauabschnitts, der künftigen Katharina-Mercator-Gasse begonnen worden. „Zunächst werden Teilflächen archäologisch erkundet und im Anschluss werden Kanal sowie Baustraße hergestellt. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis Ende des Jahres 2021.“

>> Bebauung orientiert sich an historischen Grundrissen

Die Stadt soll sich künftig mehr auf ihre mittelalterlichen Wurzeln besinnen und nicht nur auf die industriegeschichtliche Vergangenheit – so lautet der Plan vom neuen obersten Wirtschaftsförderer Rasmus C. Beck und dem Beigeordneten Andree Haack.

Dies findet sich auch in den Bebauungsplänen für das Mercatorquartier wieder. „Dieser gibt eine Bebauung vor, die sich in vielen Bereichen an dem historischen Stadtgrundriss orientiert. Darüber hinaus werden auch historische Wegeverbindungen wieder hergestellt“, erklärt Susanne Stölting.