Duisburg. Paketzusteller wie Deutsche Post/DHL und DPD setzen auf Nachhaltigkeit. Was die Unternehmen planen – und was das für Duisburg bedeutet.
Sie gehören inzwischen zum Duisburger Stadtbild wie Trinkhallen und Straßenbahnen: Kastenwagen. Doch die Fahrzeuge von Paketdiensten wie DHL und DPD werden zunehmend zur Belastung. Das Warenaufkommen explodiert, der Verkehr stockt, die Umwelt ächzt. Das wissen die Unternehmen – und wollen gegensteuern. Was das für Duisburg bedeutet.
„Der städtische Lieferverkehr nimmt zu und wird in seinen Wirkungen verstärkt diskutiert und teils störend wahrgenommen.“ Eine vom Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegebene Studie hat sich im vergangenen Jahr eingehend mit dem gewerblichen Lieferverkehr und den Auswirkungen auf die städtische Logistik beschäftigt.
Paketdienste: Umweltbelastung besonders auf der letzten Meile
Insbesondere auf der letzten Meile, also auf dem Weg vom Verteilzentrum zur Kundin oder zum Kunden, nehme die Verkehrsleistung der Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) zu, schreiben die Autoren – und damit auch die Umweltbelastung.
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47,4 Millionen Tonnen beziehungsweise 5,9 Prozent der CO2-Emissionen in ganz Deutschland pro Jahr nennt Christian Stamerjohanns vom Bundesverband Logistik für den Straßengüterverkehr. „Auf Städte ist das sehr schwer herunterzubrechen, weil es keine Standards gibt“, führt der Sprecher weiter aus. DPD macht in einer Mitteilung innerstädtische Warentransporte „für rund 30 Prozent aller CO2-Emissionen sowie 50 Prozent aller Partikelemissionen in Städten verantwortlich“.
Wie die Deutsche Post/DHL bis 2050 ausliefern will
Die Deutsche Post/DHL hat deshalb Ende April präzisiert, wie sie das Null-Emissions-Ziel bis 2050 unter anderem im Unternehmensbereich Post & Paket erreichen will. Zu den Maßnahmen gehören etwa klimaneutrale Neubauten mit Photovoltaik, Wärmepumpen und Gebäudeautomation sowie der Ausbau der E-Flotte und Packstationen.
In Duisburg stehen aktuell 55 der deutschlandweit 7500 Packstationen. „Sowohl wegen des Umweltaspekts als auch aufgrund der hohen Kundennachfrage wird Deutsche Post/DHL das Netz bis 2023 auf über 12.500 Automaten ausbauen“, erklärt Sprecherin Britta Töllner, ohne auf genaue Zahlen für Duisburg einzugehen.
Solarpanels auf dem Automaten decken den eigenen Energiebedarf, insgesamt ließen sich laut Töllner auf der letzten Meile 30 Prozent Emissionen im Vergleich zur Haustürzustellung einsparen. „Grundsätzlich gilt aber immer die Haustürzustellung“, betont die Sprecherin.
Auch die Studie des Bundesverkehrsministeriums lobt die „Warenübergabesysteme“ als einen von zehn Lösungsbausteinen: „Diese Systeme leisten einen wichtigen Beitrag, die verkehrlichen Belastungen im Zustellgebiet deutlich zu minimieren und damit die Umweltbelastungen zu reduzieren.“
Keine Streetscooter auf Duisburgs Straßen
In puncto E-Flotte hinken Post/DHL in Duisburg dagegen noch hinterher. Von den 233 E-Streetscootern in den PLZ-Bereichen 46 und 47, zu denen neben Duisburg auch Kreise wie Borken, Kleve und Wesel gehören, sei keiner in der Stadt unterwegs, berichtet Sprecherin Töllner. Die E-Roller kämen bislang nur in ländlichen und entzerrten Gebieten zum Einsatz.
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Ein Forschungsbericht der TU München, der 2019 den Einsatz von Elektrofahrzeugen im Lieferverkehr in der Millionenstadt untersuchte, bescheinigt ein „deutliches Potenzial, das noch durch die fortschreitende Dekarbonisierung der Stromversorgung ansteigt.“ Dieses bestehe in der Reduktion „von Endenergieeinsatz und Kohlenstoffdioxidemissionen.“
Das Potenzial will auch Post/DHL heben. Aus nach eigenen Angaben aktuell 15.000 E-Fahrzeugen im Land (ein Viertel des Fuhrparks in der Zustellung) sollen bis 2022 21.500 Wagen werden, bis 2025 gar 37.000 Fahrzeuge. Für eine vollständige Elektrifizierung der Flotte könne Töllner derzeit keine konkrete zeitliche Prognose abgeben, ebenso wenig für den Einsatz in Duisburg.
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Die 181 Duisburger Paketzusteller befördern das steigende Aufkommen – vor Corona zehn Prozent Zuwachs pro Jahr, aktuell 40 Prozent – also erstmal weiter mit dem Verbrenner. Überwiegend klimaneutral sind dafür die 221 Brief- und Verbundzusteller unterwegs, die durch einen „Netzsprung“ auch vermehrt kleinformatige Sendungen transportieren. 174 davon per Fahrrad, 138 bereits mit E-Bikes und -Trikes.
DPD elektrifiziert nur Teile des Ruhrgebiets
Mitbewerber DPD mit dem Depot in Hüttenheim forciert ebenfalls seinen Umbau zu einem nachhaltigen Unternehmen – vorerst jedoch fernab von Duisburg. Die emissionsarme Zustellung vor allem durch E-Autos will DPD hierzulande „schrittweise in 23 Innenstädten“ umsetzen, dazu gehören etwa Düsseldorf, Essen, Oberhausen und Gelsenkirchen.
Die „individuellen Voraussetzungen in den jeweiligen Depots“ spielten eine große Rolle beim Einsatz von batterieelektrischen Fahrzeugen und verbundenen hohen Investitionen in die Ladeinfrastruktur, teilt Sprecherin Jana Kohrsmeier auf Anfrage mit. Sie schreibt: „Ein Ausbau des Depots Duisburg ist aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse durch angrenzende Unternehmen im Industriegebiet schwierig, wir suchen daher nach Alternativen.“
Im Zustellgebiet des Duisburger Depots rollt deshalb lediglich ein Lastenrad im Innenstadtbereich von Kempen, die Zustellung in Duisburg erfolge „überwiegend mit konventionellen Fahrzeugen“, wie Kohrsmeier erklärt. Die steuern neben der Haustür auch 62 Pickup-Shops in der Stadt an.
Lokaler Händler statt Online-Versand: Die Innenstadt freut es doppelt
Es bleibt Luft nach oben – auch im eigenen Verhalten, wie das Bundesministerium für Verkehr in seiner Studie zusammenfasst: „Weiterhin ist von großer Bedeutung, auch ein Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen, dass die von ihr selbst induzierten Verkehrsströme als unvermeidliche Nebenwirkung eine Zunahme von Lieferverkehren bedeuten.“ Die Innenstadt freut es also doppelt, wenn die nächste Einkaufstour zum lokalen Händler führt – und nicht auf die Internetseite eines Versandhändlers.
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>> POST/DHL SPDART ENERGIE IM BRIEFZENTRUM ASTERLAGEN
- Auch an bestehenden Gebäuden rüstet die Deutsche Post/DHL nach. So spart das Unternehmen im Briefzentrum Asterlagen bei der Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik laut Sprecherin Barbara Töllner rund 80 Prozent Energie ein.
- In Zahlen: etwa 430.000 kWh pro Jahr. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland verbraucht 400 kWh für Licht pro Jahr.