Duisburg. Hurra, die Postbotin kommt: Manuela Wawrock wird für viele ältere Duisburger in der Pandemie zum wichtigen sozialen Kontakt. Der Corona-Check.

Manuela Wawrock gehört zu den Menschen, die keine Chance haben, während der Corona-Pandemie im Homeoffice zu arbeiten – so wie es knapp zwei Drittel der über 4000 Duisburgerinnen und Duisburger in unserem Corona-Check angeben. Für Wawrock auch gar nicht vorstellbar, schließlich trägt die 51-Jährige seit drei Jahrzehnten bei Wind und Wetter die Post aus. Warum das den vielen älteren Menschen in ihrem Zustellbezirk Duisburg-Neudorf zu Gute kommt.

+++ Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden. +++

Corona-Zeit, Einsamkeit. Aus Angst vor einer Covid-19-Infektion schränkten Senioren ihr soziales Leben seit dem vergangenen Jahr massiv ein. Wenn der Kontakt zu den Mitmenschen ausbleibt, dann bekommt der alltägliche Besuch der Postbotin eine ganz neue Bedeutung. Vor allem, wenn die Postbotin Manuela Wawrock heißt.

Postbotin in Duisburg: Vom Handschlag zur Fensterfrage

Denn die Stammzustellerin mit ihren Lachfalten um die Augen und den Tattoos auf den Unterarmen ist mit den meisten ihrer Kunden per du. Ein Handschlag am Briefkasten, ein kurzes Pläuschchen – für die 51-Jährige vor der Pandemie das Normalste der Welt. Jetzt hat sich notgedrungen die Straße-zu-Fenster-Kommunikation etabliert. „Und wenn einer mal nicht am Fenster ist, dann frage ich am nächsten Tag: ‘Wo warste denn?’“ Ein Lachen, ein Augenzwinkern.

Die Duisburgerin, als 18-Jährige zwischen mittlerer Reife und Berufsschule zur Post gekommen, nennt es einen Riesenvorteil, unterwegs zu sein und Menschen zu sehen. Das alles mit gutem Gefühl, wie Wawrock betont. Maske und Abstand schützen auf der Tour, ein umgekrempelter Ablauf im Postzentrum an der Kommandantenstraße in Duisburg-Mitte.

Jahrzehnte bewährt, in zwei Wochen verändert

Dort sei innerhalb von zwei Wochen eine Organisation verändert worden, die sich vorher über Jahrzehnte bewährt hatte, wie Hans Kirchhoff berichtet. Und damit meint der Chef aller Briefzustellenden weniger die entzerrten Arbeitsplätze, die Spuckschutzwände, die Maskenpflicht, Tests und weitere Hygienemaßnahmen. Sondern eher die Einführung eines Zwei-Wellen-Systems, das sich für die über 60 Beschäftigten am Standort bis ins Privatleben auswirkt.

Früh- und Spätschicht wechseln demnach für jeden von Woche zu Woche, entsprechend müsse das Familienleben organisiert werden, erklärt Wawrock. „Es geht nicht anders, aber es klappt wunderbar.“

Zettelwirtschaft: Duisburgs Straßen sind im Postzentrum lange Regalreihen, in die Briefträgerin Manuela Wawrock Briefe und Karten einsortiert.
Zettelwirtschaft: Duisburgs Straßen sind im Postzentrum lange Regalreihen, in die Briefträgerin Manuela Wawrock Briefe und Karten einsortiert. © FUNKE Foto Services | Stefan Arend

Deshalb sind an diesem Donnerstagvormittag immer noch einzelne Mitarbeitende in der großen Halle. Die Halb-Zehn-Schicht steht vor langen Regalen und sortiert Post in kleine Schieber, die für Hausnummern einer bestimmten Straße stehen. Bunte Plastikkarten zeigen bestimmte Informationen an – gelb etwa steht für bissige Hunde oder besondere Zustellwünsche. Wenn alles geordnet ist, wandert die Post in die Tasche und danach auf Fahrräder und Handkarren.

Dankbarkeit und Applaus für die Arbeit

So, wie sich der Kontakt zu den Kunden reduziert hat, ist auch das Miteinander im Betrieb ein anderes geworden. „Ich erschrecke mich manchmal richtig, wenn ich einen neuen Kollegen auf dem Parkplatz ohne Maske sehe“, sagt Manuela Wawrock, von allen nur „Ela“ gerufen, mit einem Lachen. Der gemeinsame Start in den Tag falle aus, das Risiko werde so minimiert. Dennoch: „Wir sind stabil geblieben und als Team zusammengewachsen,“ betont Hans Kirchhoff.

+++ Lesen Sie auch: Paketbote in Duisburg – „Es ist schlimmer als an Weihnachten“ +++

Und so kommt die Postkarte der Tochter mit wenigen Ausnahmen auch bei Inzidenz 200 zuverlässig zur Oma – wofür diese große Dankbarkeit zeige, wie die Briefträgerin berichtet. Von kleinen Präsentkörben und Leckerchen spricht Wawrock ebenso wie von Applaus. „Super peinlich“ sei ihr das gewesen, plötzlich derartige Aufmerksamkeit zu bekommen. Ein weiteres Lachen. „Aber wir begeben uns tagtäglich in Gefahr. Deshalb fand ich diese Zeichen total toll.“

>> DAS IST DER CORONA-CHECK

Auch interessant