Duisburg. Zum Schutz der Zusteller hatte die Deutsche Post am Erlinghagenplatz in Duisburg keine Briefe mehr ausgetragen. Jetzt läuft ein neuer Versuch.
Der Fall hatte bundesweit für Aufregung gesorgt: Zusteller der Deutschen Post meiden den Erlinghagenplatz in Duisburg-Friemersheim, weil einige Bewohner die Corona-Regeln nicht einhalten und die Zusteller ohne Maske bedrängen, weshalb die Post monatelang ersatzweise in die nächstgelegene Postfiliale zugestellt wurde.
Inzwischen kann Britta Töllner, Sprecherin der Deutschen Post, sagen: Wir stellen seit dem 27. Mai deutschlandweit zu, am Erlinghagenplatz zwar zunächst versuchsweise, aber „es klappt gut!“.
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Briefkästen am Erlinghagenplatz sind jetzt repariert und beschriftet
Die umfangreiche Berichterstattung hatte offenbar ihr Gutes, denn der Hausverwalter, der für über 50 Eigentümer die Geschicke am Erlinghagenplatz lenkt, habe sich gemeldet, mehrere Termine vor Ort begleitet und Probleme gelöst: „Alle Briefkästen wurden repariert und beschriftet“, sagt Töllner.
Als hilfreich habe sich auch die Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum erwiesen. Die Sprachmittler hätten den Bewohnern erklärt, dass sie im Hausflur eine Maske tragen und ohnehin Abstand halten müssen. Wichtig war auch, dass die Zusteller nicht mehr auf dem Platz bedrängt werden, wie es in der Vergangenheit üblich war.
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Die Zusteller, eigens geschult, stellen nun exakt in die jeweiligen Briefkästen zu, geben niemandem Post in die Hand, erklärt Töllner. Bei Paketen oder Einschreiben, für die die Identität des Empfängers nachgewiesen werden muss, werde eine Benachrichtigung eingeworfen, der Rest werde dann in der Postfiliale erledigt: „Der Zusteller geht nicht durchs Haus“, betont die Pressesprecherin.
Erleichternd komme hinzu, dass der Stammzusteller, der anonym bleiben möchte, einen ersten Impftermin hat. Außerdem hat er die Telefonnummer des Verwalters, um bei Unklarheiten sofort in Kontakt treten zu können, sagt Töllner.
Zwischen den Parteien viel Vertrauensarbeit geleistet
Zuversichtlich ist auch Marijo Terzic. Der Leiter des Kommunalen Integrationsdienstes (KI) hat viele Mitarbeiterstunden investiert, um das Problem in Friemersheim in den Griff zu bekommen. „Wir haben viel Vertrauensarbeit und Überzeugungsarbeit leisten müssen“, sagt Terzic, bei der Bewohnerschaft, aber auch bei der Post und den dutzenden Eigentümern der Häuserblocks.
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Ende Mai, als die Zustellung wieder aufgenommen wurde, haben Rumänisch sprechende Kollegen die Briefträger mehrere Tage begleitet, berichtet Terzic. Auch weiter bleibt das KI dort aktiv. In den Ferien soll es gemeinsam mit dem Verein Bahtalo ein Angebot für die Kinder an der Green-Gesamtschule geben.
„Manchmal muss es wohl krachen“
Dass es erst eines bundesweiten Aufschreis bedurfte, sei bedauerlich, „aber manchmal muss es wohl erst krachen“, sagt Terzic. Das KI war auch im Winter schon mit der Post und den Bewohnern im Gespräch, danach eskalierte der Konflikt jedoch weiter.
Für ihn zählt jetzt das Resultat, und das KI konzentriert sich darauf, dass es auch nachhaltig ist. Die sonst in solchen Wohnvierteln typische kurze Verweildauer der Mieter sei am Erlinghagenplatz nicht gegeben. Den natürlichen Mieterwechsel hofft er durch Hilfe zur Selbsthilfe in den Griff zu bekommen, auch sprachlich wolle man die Bewohner fit machen.
>>SCHICKT DIE DEUTSCHE POST TEAMS IN BRENNPUNKTE?
- Der Paket-Zusteller DPD hatte erklärt, dass in bestimmten Vierteln, etwa in Marxloh, die Auslieferungsfahrzeuge aus Sicherheitsgründen immer zu zweit besetzt seien.
- Die Deutsche Post setzt keine Teams ein, sagt deren Sprecherin Britta Töllner. Man setze weiterhin auf einzelne Zusteller, diese würden jedoch für den Einsatz „an Orten, die kritischer sind, besonders geschult“.
- Die Zusteller müssten bereit sein, sich darauf einzulassen, nicht nur in Einfamilienhaus-Siedlungen Post einzuwerfen. „Das ist eher eine Typfrage“, glaubt Töllner, „es macht keinen Sinn, ängstliche Menschen dort einzusetzen, wo es weniger nett ist.“