Duisburg. Zusteller in Angst: Die Deutsche Post verweigert seit Monaten die Auslieferung am Erlinghagenplatz. DPD fährt Marxloh teils nur zu zweit an.

Die Deutsche Post verweigert nach eigenen Angaben bereits seit Februar dieses Jahres die Zustellung für die Mehrfamilienhäuser am Erlinghagenplatz in Duisburg-Friemersheim. Rund 100 Adressen sind betroffen. Der Hintergrund: Postmitarbeiter hatten demnach Angst vor Corona-Ansteckungen. Sie seien in der Vergangenheit vor Ort von Anwohnern, die ihre Briefe nun in der nächstgelegenen Postfiliale an der Beethovenstraße abholen müssen, ohne Abstand und Maske immer wieder bedrängt worden.

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Andere Lieferdienste betonen auf Nachfrage der Redaktion zwar, dass sie solche Probleme am Erlinghagenplatz nicht haben. DPD allerdings schätzt die Sicherheitslage „in einzelnen Duisburger Straßenzügen für unsere Zustellerinnen und Zusteller als schwierig ein, was die Paketzustellung zu einer besonderen Herausforderung macht“, so Sprecher Peter Rey.

DPD: Sicherheitslage für Zusteller ist in Duisburg-Marxloh schwierig

Er spricht konkret von Marxloh. „Aus Fürsorgepflicht setzen wir dort nur erfahrene Kräfte ein und mahnen zu besonderer Vorsicht“, so Rey. „Zudem sind einzelne Touren permanent mit zwei Arbeitskräften besetzt, so dass sich die Kolleginnen und Kollegen gegenseitig unterstützen können und nicht auf sich alleine gestellt sind.“

Die Deutsche Post hat die Zustellung für die Mehrfamilienhäuser am Erlinghagenplatz in Duisburg-Friemersheim gestoppt. Mitarbeiter hatten sich zuvor von den Anwohnern bedrängt gefühlt und Angst vor Corona-Ansteckungen.
Die Deutsche Post hat die Zustellung für die Mehrfamilienhäuser am Erlinghagenplatz in Duisburg-Friemersheim gestoppt. Mitarbeiter hatten sich zuvor von den Anwohnern bedrängt gefühlt und Angst vor Corona-Ansteckungen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

In Duisburg komme DPD aber weiter stets bis an die Haustür, um ein Paket zuzustellen – es sei denn, Versender oder Empfänger haben etwas anderes veranlasst, zum Beispiel die Zustellung an einen Paketshop. Die Haustürzustellung sei aktuell nur in einem eng begrenzten Gebiet der Eisenbahnstraße in Leipzig ausgesetzt.

DPD berichtet von bedrohlichen Situationen und tätlichen Übergriffen in Leipzig

„Dort haben unsere Zusteller in den vergangenen Wochen und Monaten vermehrt von bedrohlichen Situationen und tätlichen Übergriffen berichtet“, sagt der DPD-Sprecher. „Aktuell hinterlegen wir Pakete zur Abholung in vier nahe gelegenen Leipziger Paketshops – in Absprache mit den Betreibern der jeweiligen Geschäfte.“

Dieses Vorgehen stelle jedoch einen absoluten Ausnahmefall dar, der räumlich und zeitlich eng begrenzt sei. „DPD möchte die Haustürzustellung so schnell wie möglich wieder aufnehmen, natürlich stets unter Berücksichtigung unserer Fürsorgepflicht gegenüber den Zustellern“, stellt Rey klar.

Hermes, GLS und UPS: Keine Einschränkungen bei der Zustellung in Duisburg

Die Redaktion hat nach der weitreichenden Entscheidung der Deutschen Post für die Bewohner des Erlinghagenplatzes noch weitere große Paketdienste in Deutschland zu möglichen No-Go-Areas in Duisburg befragt. Hermes betont, dass es hinsichtlich der Zustellung keine Einschränkungen in Duisburg gebe. „Dass Zusteller bedrängt, bedroht oder gar angegriffen worden sind, ist uns nicht bekannt“, so Sprecher Sebastian Kaltofen.

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GLS kann nach eigenen Angaben aktuell ebenfalls keine Probleme bei der Zustellung in Duisburg feststellen. Die Paketbelieferung verlaufe normal im Wege der kontaktlosen Zustellung unter Berücksichtigung der aktuell geltenden Hygienevorschriften.

Ein Sprecher von UPS kann von solchen Vorkommnissen wie am Erlinghagenplatz auch nicht berichten. Es gebe keine No-Go-Areas bei der Zustellung in Duisburg.

>> CORONA-JAHR 2020: VIELE PAKETBESTELLUNGEN IN DUISBURG

  • Die Deutsche Post DHL ist nach Angaben des Online-Portals Statista der klare Marktführer unter den Paketdiensten in Deutschland – gemessen an der Gesamtsendungsmenge. DHL befördert demnach immer mehr Pakete: 2020 waren es über 1,6 Milliarden, im Vorjahr erst 1,4 Milliarden.
  • Die Duisburger haben im Corona-Jahr besonders viele Pakete zu sich nach Hause bestellt. Nach Angaben einer Sprecherin musste DHL etwa vor Weihnachten täglich 30.000 Pakete durch die Stadt bewegen – doppelt so viele wie an normalen Tagen vor der Pandemie.
  • Auch für andere Lieferdienste stellt die zunehmende Paketflut eine große Herausforderung dar. Zu den größten Konkurrenten von DHL gehört laut Statista Hermes, DPD und UPS.