Bottrop. Einem früheren Diakon der Kirchhellener Gemeinde St. Johannes wird Missbrauch vorgeworfen. Jetzt haben sich zwei weitere Betroffene gemeldet.
Ein pensionierter Priester soll in seiner Kirchhellener Zeit als Diakon 1984 einen Teenager in einem Ferienlager der Gemeinde St. Johannes Kirchhellen sexuell missbraucht haben. Das hat die betroffene Person erst Pastor Christoph Potowski anvertraut und die Vorwürfe im Dezember gegenüber dem Bistum Münster wiederholt. Nach dem Bericht über diesen Vorwurf habe es „zwei weitere anonyme Meldungen“ gegeben, berichtete Eva-Maria Kapteina, Interventionsbeauftragte des Bistums. Gemeinsam mit Bistumssprecher Stephan Kronenburg berichtete sie in einer Gemeindeversammlung in St. Johannes über den Stand des Verfahrens.
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Die spannendste Frage durfte Eva-Maria Kapteina nicht beantworten. Hat der beschuldigte Ex-Priester die Vorwürfe eingeräumt oder bestritten? „Wir haben ihn mit den Vorwürfen konfrontiert. Er hat sich geäußert, aber dazu kann ich noch nichts sagen.“
Das hat zu tun mit dem laufenden Verfahren. Das Bistum hat die Staatsanwaltschaft Arnsberg eingeschaltet, weil in deren Zuständigkeitsbereich der sexuelle Missbrauch passiert sein soll. Bis zum Abschluss der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ruht das kirchenrechtliche Verfahren. Eva-Maria Kapteina schätzt: Beide Verfahren könnten in einem Jahr abgeschlossen sein.

Münsters Bischof Felix Genn hat aber schon entschieden. Dieses Verfahren wird er nicht abwarten. Per Dekret hat er verfügt: Dem Ex-Priester ist jedes seelsorgliche Handeln seit Ende Januar verboten. Und das wird auch kontrolliert, sagen Eva-Maria Kapteina und Bistumssprecher Stephan Kronenburg bei der Gemeindeversammlung in St. Johannes: „Er darf eigentlich gar nichts mehr.“
„Wir unterstützen auch beim Weg durch das Wirrwarr der Anträge“
Ein großes Thema des Abends: Wie geht die katholische Kirche um mit den Opfern des Missbrauchs? Markus Elstner, Missbrauchsopfer des von der Kirche lange gedeckten Priesters Peter H., berichtet von Entschädigungsangeboten, die er und andere Opfer als „Ohrfeigen“ empfunden haben. Mit der Einrichtung einer unabhängigen Kommission im „Verfahren zur Anerkennung des Leids“ der Missbrauchsopfer seien die Zahlungen an die Opfer deutlich höher geworden, sagt dazu Bistumssprecher Kronenburg. Das Bistum bezahle auch Therapien und übernehme Anwaltskosten. Eva-Maria Kapteina ergänzt: „Wir unterstützen auch beim Weg durch das Wirrwarr der Anträge.“
Der Bistumssprecher teilt ausdrücklich Elstners Kritik am Anerkennungsverfahren: Es sei zu kompliziert und zu undurchsichtig. „Wir kritisieren dieses Verfahren. Die Wege müssen einfacher, die Entscheidungen transparenter werden. Wir versuchen, das System weiter zu reformieren.“
Missbrauch gab es auch im Kirchhellener Jugendkloster
Nicht nur in der Gemeinde St. Johannes, sondern auch im Jugendkloster der Redemptoristen an der Hauptstraße hat es in den 1980er-Jahren schwere Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben, erinnert Elstner. Diese Vorwürfe sind inzwischen von unabhängigen Experten belegt und von einem Pater auch teilweise eingestanden worden.
Der Orden gehe seit vielen Jahren so transparent wie möglich mit den Vorwürfen um, sagt Hildegard Kückelmann, Präventionsbeauftragte des Ordens: „In allen unseren Veranstaltungen benennen wir dieses Thema. Wir haben weitere Betroffene eingeladen, sich zu melden.“ Viele kirchliche Orden, die außerhalb der Hierarchie der Bistümer stehen, hätten sich inzwischen dem Anerkennungsverfahren der Missbrauchstaten angeschlossen, sagt Bistumssprecher Kronenburg.
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Nach einem Abend mit hochemotionalen Redebeiträgen sagt Pastor Christoph Potowski: „Wir stehen gerade am Beginn der Auseinandersetzung mit diesem Thema. Wir sind noch lange nicht fertig.“ Ein enorm wichtiger Schritt sei aber gemacht: „Es ist wesentlich, das Thema nicht mehr zu verschweigen.“
Die Interventionsbeauftragten des Bistums Münster sind die Anwältin Eva-Maria Kapteina und der Sozialpädagoge Stephan Baumers. Sie sind erreichbar per Telefon (0251 495-6967 oder 0251 495-6029). Das Bistum hat im Netz auch ein anonymes Meldeportal eingerichtet.