Bottrop-Kirchhellen. In der katholischen Gemeinde St. Johannes Bottrop-Kirchhellen berichtet Pfarrer Christoph Potowski von Missbrauchsvorwürfen. Bischof hat reagiert.
Der Bischof von Münster hat einem Priester im Ruhestand verboten, als Seelsorger tätig zu sein. Bischof Felix Genn reagiert damit auf einen Vorwurf des sexuellen Missbrauchs, den der Priester als Diakon 1984 während eines Ferienlagers der Gemeinde St. Johannes begangen haben soll. Das Verbot hat der Bischof am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem Beschuldigten ausgesprochen, berichtet Pastor Christoph Potowski. Er hat der Gemeinde bei den Messen am Wochenende von dem Fall berichtet und zu einem Gemeindeabend eingeladen.
Schon bei der Vorstellung der Studie über Missbrauchsfälle im Bistum Münster 2022 hatte Potowski es für wahrscheinlich gehalten, dass es auch in Kirchhellen weitere Missbrauchstaten gegeben hat. Bereits bekannt sind die Missbrauchsfälle im heutigen Jugendkloster der Redemptoristen an der Hauptstraße. Dort waren in den 80er Jahren mindestens vier Mädchen und junge Frauen durch zwei Patres des Ordens sexuell missbraucht worden. Einer der Priester hat die Taten mindestens teilweise gestanden. Der Orden lässt die Missbrauchsfälle seit Jahren aufarbeiten. Wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde zudem ein Bottroper Kirchenmusiker für Übergriffe in Kirchhellen.
„Die Macht der Täter ist das Schweigen. Diese Mauer des Schweigens muss durchbrochen werden.“
Kirchhellener Pastor: „Die Vorwürfe sind glaubhaft“
Dies ist jetzt passiert. Eine betroffene Person hat sich Pastor Potowski bereits vor Monaten anvertraut und berichtet, wie der Beschuldigte den damaligen Teenager bei einem Ferienlager der Gemeinde St. Johannes im Jahr 1984 sexuell missbraucht habe. Der Beschuldigte war vor seiner Priesterweihe 1985 als Diakon in Kirchhellen tätig. „Die Vorwürfe sind glaubhaft“, sagt Potowski.
Die betroffene Person hat nach Angaben von Bistumssprecher Stephan Kronenburg die Vorwürfe bei der Interventionsstelle des Bistums im Dezember erneut erhoben. Kronenburg: „Das Bistum Münster hat die Meldung an die zuständige Staatsanwaltschaft Arnsberg weitergegeben und die kirchenrechtliche Voruntersuchung eröffnet.“ Zusätzlich habe der Bischof das Verbot der „seelsorglichen Tätigkeit“ ausgesprochen. Die Berichte des Bistums im Internet über die Aktivitäten des Ex-Priesters in seinem Ruhestand sind mit Suchmaschinen noch zu finden, auf den Bistumsseiten aber nicht mehr aufrufbar.
Kirchhellens Pastor: Diese Geschichte wird Wunden aufreißen
„Diese Geschichte wird Wunden aufreißen“, sagt Potowski. „Ich kann gar nicht abschätzen, wie viele Menschen das persönlich trifft.“ Wie das Bistum kann auch Potowski nicht ausschließen, dass es weitere Betroffene gibt. Er lädt sie ausdrücklich ein, sich zu melden: „Ich finde es wichtig, dass betroffene Menschen sich äußern. Wenn die Menschen es wünschen, wird alles vertraulich behandelt. Aber jeder soll Gelegenheit haben, seine Geschichte zu erzählen.“
Dieses Angebot macht auch das Bistum. „Sollte es Betroffene des Priesters an dessen Einsatzorten geben, können diese sich unmittelbar bei den Ansprechpersonen des Bistums oder bei der Stabsstelle Intervention und Prävention des Bistums melden.“ Hintergrund dieses Angebotes: Im jüngsten Missbrauchsfall im Bistum Münster hatte Bischof Genn erst am 15. Januar einen Pastor aus Beckum vom Dienst freigestellt. Seitdem haben sich drei weitere Betroffene gemeldet, berichtete das Bistum am Donnerstag, 30. Januar.
Das sind die Stationen des beschuldigten Priesters
Nach seiner Zeit in Kirchhellen war der Priester als Kaplan in Sendenhorst und Warendorf tätig. 1993 wurde er Pfarrer in St. Margareta in Münster, 2004 zusätzlich in St. Konrad und 2007 St. Benedikt Münster. Von 2009 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 2022 war er Gefängnisseelsorger in der Justizvollzugsanstalt Geldern.
Die Interventionsbeauftragten des Bistums Münster sind die Anwältin Eva-Maria Kapteina und der Sozialpädagoge Stephan Baumers. Sie sind erreichbar per Telefon (0251 495-6967 oder 0251 495-6029). Das Bistum hat im Netz auch ein anonymes Meldeportal eingerichtet.
Das Pastoralteam von St. Johannes lädt Menschen, die über dieses Thema sprechen wollen, zu einem Gemeindeabend ein. Er findet statt am Donnerstag, 13. Februar, um 19.30 Uhr im Pfarrheim St. Johannes. Ihr Kommen angekündigt haben die Interventionsbeauftragte Eva-Maria Kapteina und Bistumssprecher Stephan Kronenburg.
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