Bottrop. Ein Verkehrskonzept der Städte Bottrop und Essen ist abgelehnt worden. Das sind die Gründe der Autobahn GmbH. Wie die Stadt Bottrop reagiert.
Die Autobahn GmbH hat das im Juni 2024 von den Städten Bottrop und Essen vorgelegte Verkehrskonzept zur A42 abgelehnt. Das Konzept beinhaltete den Plan, die Auffahrt Bottrop-Süd wieder zu öffnen. Die Autobahnauffahrt ist seit mehr als einem Jahr in Richtung Dortmund wegen der maroden A42-Brücke gesperrt.
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Der Plan sah nun die Öffnung für Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen mit einer Verengung der Fahrbahn und Einrichtung einer weiteren Wiege- und Schrankenanlage vor. Demzufolge hätten auch Pkw wieder an Bottrop-Süd auffahren und über die Brücke fahren können.
Die Wiege- und Schrankenanlage sollte sich auf der A42 in etwa auf Höhe des Tanklagers im Stadtteil Ebel befinden. Die verengte Fahrbahn hinter der jetzigen Wiege- und Schrankenanlage vor der Abfahrt Bottrop-Süd hätten also nicht bei der Abfahrt geendet, sondern die Verengung wäre weiter fortgeführt worden über die Abfahrt hinaus.
Dem Verkehrsgutachten zufolge hätte die aktuell gesperrte Not-Abfahrt Lichtenhorst an der A42 genutzt werden können, um Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen von der Autobahn zu leiten und über die Straßen Lichtenhorst, Knappenstraße und Prosperstraße im Stadtteil Ebel umzulenken.

Am 18. Juni stellten Oberbürgermeister Bernd Tischler (SPD) und Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) das Verkehrsgutachten im Beisein des NRW-Verkehrsministers Oliver Krischer (Grüne) an der besagten Auffahrt vor. Für die Präsentation war auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (damals FDP, heute parteilos) eingeladen. Doch nur Oliver Krischer erschien.
Auf WAZ-Nachfrage teilt die Bottroper Pressestelle mit: „Das Konzept wurde im Auftrag beider Städte von einem externen Planungsbüro entwickelt und von beiden Städte an die Autobahn GmbH herangetragen. Die Stadt Essen ist über den Schriftverkehr zwischen der Stadt Bottrop und der Autobahn GmbH informiert. Eine Reaktion der Stadt Essen liegt der Stadt Bottrop bisher nicht vor.“
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
In der Pressemitteilung der Stadt heißt es: „Während die Autobahn GmbH zunächst signalisiert hatte, dass eine Umsetzung ab Ende 2025 möglich wäre, wurde das (...) entwickelte Konzept aus bautechnischen und finanziellen Gründen vorerst abgelehnt.“
Auch Oberbürgermeister Bernd Tischler sagte bei der Präsentation am 18. Juni: Man halte es für „technisch machbar“, zitierte er die Antwort der Autobahn GmbH. Mit der Ergänzung: „Sie (die Autobahn GmbH, d. Red.) möchte noch eine wirtschaftliche Betrachtung dazu bekommen.“
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Die Stadt Bottrop habe die Autobahn GmbH im vergangenen Jahr gebeten, die notwendigen Parameter für eine wirtschaftliche Betrachtung zu nennen. „Daraufhin hat die Autobahn GmbH deutlich gemacht, dass inzwischen Informationen vorliegen, dass eine zweite Wiege- und Schrankenanlage aus Sicht der Autobahn GmbH aus bautechnischen Gründen nicht realisierbar ist. Daher sei es aktuell nicht sinnvoll, eine wirtschaftliche Betrachtung zur erarbeiten, solange technische Aspekte entgegenstehen“, teilt jetzt die städtische Pressestelle auf Nachfrage mit.
„Als bautechnische Gründe nennt die Autobahn GmbH, dass eine separate Auffahrtsspur mit einer zweiten Wiege- und Schrankenanlage einen entsprechenden Platzbedarf hat. Demnach sei der zur Verfügung stehende Platz im Bereich der Richtungsfahrbahn Dortmund dafür nicht ausreichend“, erklärt die städtische Pressestelle.
So viel kostet die kaputte A42-Brücke der Stadt Bottrop
Damit ist das Thema „Öffnung A42-Auffahrt Bottrop-Süd“ nicht vom Tisch. „Die Stadt Bottrop ist jedoch nach wie vor der Auffassung, dass sich diese Investition volkswirtschaftlich lohnen würde, da die Schäden auf kommunalen Straßen durch die Maßnahme deutlich reduziert werden könnten.“
Schon beim Besuch des NRW-Verkehrsministers Oliver Krischer präsentierte man eine erste Prognose mit Kosten, die der Umleitungsverkehr aufgrund der maroden A42-Brücke mit sich bringt. Der damaligen Rechnung (Stand: Juni 2024) zufolge entstehen – nur für die Stadt Bottrop – zusätzliche Mehrkosten von exakt 6.492.167,75 Euro. Ein Großteil der Kosten (5.606.850,56 Euro) betrifft den Verschleiß der Straßen (Schlaglöcher, Risse, Spurinnen), verursacht durch den Schwerlastverkehr.
Bottrops Baudezernent nimmt Stellung zu der Entscheidung der Autobahn GmbH
Die Stadt Essen hatte damals für sich eine ähnliche Kostenrechnung aufgestellt. In Summe: mehr als sechs Millionen Euro.
Klaus Müller, Technischer Beigeordnete der Stadt, hatte am 6. Februar in der Sitzung des Bau- und Verkehrsausschusses zur Entscheidung der Autobahngesellschaft Stellung genommen: „Bereits in den ersten Besprechungen zur Thematik der Brückensperrung hatte Straßen.NRW über die Auswertung der Handydaten nachgewiesen, dass rund ein Drittel der Autobahnnutzer nicht die offiziellen großräumigen Umleitungen, sondern den Weg über das Stadtgebiet Bottrop nutzt“, erklärte Müller.
Stadtspitze von Bottrop hinterfragt getätigte Aussagen der Autobahn GmbH
„Mit einer Wiederöffnung der bisher gesperrten Auffahrt Bottrop-Süd für den Pkw-Verkehr könnten die Bottroper Straßen daher deutlich entlastet werden. Eine solche Entlastung hätte auch wirtschaftliche Vorteile.“
Klaus Müller und der Erste Beigeordnete Emilio Pintea haben laut Bottroper Pressestelle ein Antwortschreiben an die Autobahn GmbH geschickt und einige der getätigten Aussagen der Autobahn GmbH hinterfragt. „Nun gilt es eine Antwort der Autobahn GmbH abzuwarten.“
Die Autobahn GmbH erklärt die Gründe für die Ablehnung des Konzepts
Die Autobahn GmbH erklärt auf WAZ-Nachfrage ihre Entscheidung: „Da wir für den Ausbau dauerhaft bereits in einer verengten Verkehrsführung arbeiten, um die Aufrechterhaltung aller Fahrspuren zu ermöglichen, bleibt kein Platz für eine solche zusätzliche Spur. Daher müssen wir den Vorschlag aus bautechnischen Gründen ablehnen“, so Sprecher Anton Kurenbach.
Darüber hinaus führt er aus: „Dazu kommen die Kosten. Allein für Aufbau und Betrieb der zusätzlich notwendigen Schrankenanlage würden rund acht Millionen Euro Kosten für den Aufbau sowie rund vier Millionen Euro Betriebskosten pro Jahr anfallen. Dazu kämen die notwendigen Baukosten, um die Strecke selbst entsprechend anzupassen. Selbst wenn die Errichtung bautechnisch möglich wäre, stünden diese Kosten in keinem Verhältnis zum erwartbaren Nutzen dieser zusätzlichen Auffahrt.“
Ob das Konzept endgültig vom Tisch ist oder juristische Schritte in Erwägung gezogen werden, kann die Stadt Bottrop zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten. Beide Verkehrsministerien seien grundsätzlich über das Ansinnen der Städte Bottrop und Essen informiert. „Über weitere Schritte in diese Richtung ist noch nicht entschieden worden“, teilt die Bottroper Pressestelle mit.