Bottrop. Über 2000 Jugendliche besuchen im Jahr spezielle Angebote im Museum. Auch Eltern sind begeistert, zum Beispiel vom Kindergeburtstag im Quadrat.
Von wegen im Museum ist es dröge und staubig: „Wir haben kürzlich Kindergeburtstag im Quadrat gefeiert, eins der speziellen Angebote für Grundschulkinder gebucht, und den Nachwuchs selten so begeistert und konzentriert erlebt“, schwärmte kürzlich ein zweifacher Familienvater (und WAZ-Kollege). Und das Beste: „Auch uns Erwachsenen hat es total Spaß gemacht.“
Den Museumspädagoginnen müssen die Ohren geklingelt haben. Dass weit über 2000 Kinder und Jugendliche allein 2024 an diesen Angeboten teilgenommen haben, spricht allerdings schon für sich. Grund genug, einmal zu fragen, was die 14 freien Mitarbeitenden und die beiden Leiterinnen der Abteilung Bildung und Vermittlung in Bottrops Museum so im Angebot haben.
Auch bei den buchbaren Kinderprogrammen zeigt sich: Bottrops Museum ist Haus für Natur und Kunst
Eine von ihnen ist Sarah Sandfort. Vom akademischen Hintergrund her Kunsthistorikerin, die aber sofort den Blick Richtung Höhlenbär, Wollnashorn und auf die große Bottroper Fährtenplatte in der Eiszeithalle lenkt. Das Quadrat ist eben ein Doppelhaus, das bald seit 50 Jahren Natur und Kunst unter einem Dach vereint. Und so hat sich auch die Kunsthistorikerin mit der Urgeschichte in und um Bottrop intensiv auseinandergesetzt.
Die Halle mit den großen Tieren, also deren Skeletten und Abdrücken, aus der letzten Eiszeit sei auf jeden Fall das Highlight bei Kindern und auch Jugendlichen, bestätigt Sarah Sandfort und eilt zu der riesigen Fährtenplatte: Vier mal sieben Meter groß ist dieser schlammbraune Abguss der Fährten von Löwen, Vögeln oder Paarhufern wie Wisent oder Rentier, die, grob gesagt, vor 110.000 bis 35.000 Jahren im Bereich des heutigen Bottrop lebten.
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In der Hand hält sie ein Miniaturmodell dieser Abdrücke, die vor Jahrzehnten bei Grabungen in der Emscherzone entdeckt wurden. „Ja, es gehört zum Konzept der buchbaren Angebote, dass die Kinder immer auch etwas selbst herstellen, was sie mit nach Hause nehmen können“, erklärt die Museumspädagogin die Idee. „Wir gehen immer zunächst in die Sammlung, lassen uns von den Originalen inspirieren, zeigen, erklären, erzählen, bevor der praktische, kreative Teil der Veranstaltung folgt.“
Gerade bei den Kindergeburtstagen, an denen maximal zwölf Kinder plus interessierte Eltern teilnehmen, könne man sich ideal auf einen bestimmten Bereich oder Aspekt konzentrieren, vielleicht auch kleine Programmänderungen vornehmen, so Sarah Sandfort. Das sei bei den oft größeren Schulklassen oder Kita-Gruppen mit bis zu 30 Kindern so nicht möglich. „Aber wir versuchen, immer auch etwas auf Bedürfnisse oder den aktuellen Lehrplan einzugehen.“
Über 100 Veranstaltungen allein für Kinder und Jugendliche bietet die Museumspädagogik in Bottrop an
Zuletzt seien sie regelrecht überrannt worden. „Es waren die Wochen der Schulpraktika, da war terminlich nicht immer etwas zu machen.“ Jenseits solcher Stoßzeiten sei aber fast immer etwas möglich. Übrigens: Bei der Zahl der Schülerworkshops halten sich Natur und Kunst die Wage. Die 100 Veranstaltungen im letzten Jahr seien gleichmäßig aufs Josef Albers-Museum (das nicht nur Quadrate zeigt) und die Ur- und Ortsgeschichte verteilt gewesen. Dazu seien 15 privat gebuchte Kinderformate gekommen.

Im Kunstbereich sei der Skulpturenpark draußen im Stadtgarten ziemlich beliebt, besonders im Sommer, so die Wissenschaftlerin. Dann sei auch Essen und Trinken kein Problem, was im Museum zwischen den Exponaten natürlich nicht möglich ist. Aber in den Werkräumen, wo es sogar eine Teeküche gibt, sehe das natürlich entspannter aus.
Für jede der beiden Museumsabteilungen gibt es sieben bis zehn verschiedene Formate für Kinder und Jugendliche, aus denen man wählen kann. Da geht es einmal um Kohle, auf der Bottrop bekanntlich gebaut ist, oder um Fossilien oder eine Reise in Eiszeit oder Steinzeit. „Ein Workshop zum Thema Evolution interessiert besonders Jugendliche aus Sekundarstufe II“, weiß Sarah Sandfort.
Auf der Kunst-Seite geht es neben der Skulptur natürlich um die gezeigten Arbeiten von Josef Albers, dem weltweit bekanntesten Bottroper Künstler, und dessen Werk- und Materialehre. Dazu bietet sich das Thema Farbe bei Albers‘ Quadraten geradezu an. Dazu gibt es buchbare Formate auch zu den Sonderausstellungen. Aktuell zeigt das Museum bis 23. Februar eine spannende wie umfassende Ausstellung mit textilen Arbeiten von Sheila Hicks. Auch dazu gibt es spezielle Formate. „Die haben vor allem auch Studierende von Design-Schulen interessiert“, sagt Sarah Sandfort.
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Neben speziellen Führungen durch diese Schau bietet Sandforts Abteilung zum Beispiel am Sonntag, 16. Februar, 14.30 bis 16.30 Uhr, einen Familienworkshop für Kinder ab fünf Jahren und Erwachsene an. Zuerst geht‘s in die Ausstellung, dann folgt der aktive Teil: textile Anhänger selbst gestalten.
Info und Anmeldung: Tel.: 02041 37 20 30 oder kunstvermittlung.quadrat@bottrop.de. Allgemeine Infos zum Museumszentrum Quadrat, Anni Albers-Platz 1: quadrat.bottrop.de.