Bottrop. Im laufenden Jahr registriert das Bottroper Jugendamt insgesamt weniger Inobhutnahmen. Das hat vor allem mit jungen Flüchtlingen zu tun.

„Inobhutnahmen verdoppelt“, das meldete unsere Redaktion im vergangenen Jahr mit Blick auf die statistische Auswertung für 2022. Damals, so erklärte uns Jugendamtsleiterin Daniela Bockholt, lag das vor allem daran, dass deutlich mehr unbegleitet eingereiste, minderjährige Flüchtlinge in Einrichtungen untergebracht werden mussten (72 gegenüber 17 im Jahr zuvor). Dieser Trend kehrt sich im aktuellen Jahr nun um.

Die städtische Statistik weist im laufenden Jahr bis einschließlich November insgesamt 88 Inobhutnahmen auf. 2023 waren es 107, im Jahr davor 111.

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge: Bestandsfälle wirken sich aus

Die Jugendamtsleiterin schlüsselt die Zahlen weiter auf. In diesem Jahr handelt es sich bei 36 der insgesamt 88 Fälle um unbegleitete minderjährige Ausländer (kurz UMA), bei denen das Jugendamt für eine Unterkunft gesorgt hat. 2023 waren es noch 75 UMA-Fälle, im Jahr davor 72. Es ist also eine Halbierung zu erkennen. Daniela Bockholt liefert eine Begründung für diesen Rückgang: „In 2024 ist die Anzahl der in Obhut zu nehmenden unbegleitet eingereisten Minderjährigen deutlich geringer, was unter anderem damit zusammenhängt, dass Bestandsfälle Auswirkungen auf die Neuzuweisungen entfalten.“

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Bleiben von den 88 Maßnahmen, bei denen Kinder und Jugendliche in diesem Jahr vom Jugendamt außerhalb der eigenen Familie untergebracht wurden, 52, bei denen etwa eine Vernachlässigung oder Überforderungssituation im Elternhaus im Hintergrund stand (2023: 32; 2022: 39). 19 Mal registrierte das Jugendamt dabei Selbstmelder, und 33 Mal führten andere Quellen zu der Inobhutnahme.

Bottroper Jugendamt: Inobhutnahme ist immer das letzte Mittel

Diese, unterstreicht Daniela Bockholt, sei für das Jugendamt immer das letzte Mittel. Sie wird immer dann durchgeführt, wenn ein unmittelbares Handeln zum Schutz von Minderjährigen erforderlich ist.

Grundsätzlich, beschreibt die Amtsleiterin, befindet sich das Jugendamt seit 2022 in einem durch ein Fachinstitut begleiteten Organisationsentwicklungsprozess. Dadurch habe sich die Kooperationsbeziehung mit den Institutionen, die vor einer möglichen Meldung an das Jugendamt mit Hinweisen auf Gefährdungen betraut sind (Kitas, Schulen, Beratungsstellen), verbessert.

„Im Zuge der Gründung des Netzwerkes Kinderschutz im Jahr 2022 sind diese Kooperationsbeziehungen in Fachveranstaltungen, Fortbildungen, Arbeitsgruppen intensiviert worden. Unter anderem wurden in 2023 25 Fachkräfte von freien Trägern und 2024 erneut 25 Fachkräfte zu zertifizierten Kinderschutzfachkräften weitergebildet“, so Bockholt.