Bottrop. Bottroper Eltern sind erschüttert über das Verhalten einer Ärztin in der Kindernotfallambulanz. Wie die Klinik-Leitung reagiert.
Wenn Eltern sich mit ihrem kranken Baby an die Notfallambulanz einer Klinik wenden, brauchen sie Hilfe. In erster Linie medizinischer Art, aber auch in der womöglich beängstigenden Situation, in der sie sich gerade befinden. Die Eltern der kleinen Annabella aber erlebten in der Bottroper Kinderklinik einen Vorfall, der sie „zutiefst erschüttert“ hat.
Sie sehen darin durchaus ein Beispiel für strukturelle Missstände im Gesundheitssystem und möchten einen Diskurs über den Umgang mit Patienten und deren Angehörigen anstoßen. Bei der Bottroper Krankenhausleitung hat die Familie sofort Gehör gefunden, bei einem persönlichen Gespräch mit Kinderklinik-Cherarzt Dr. Mirco Kuhnigk.
Annabella kommt mit Fieber in die Kindernotfallambulanz am Marienhospital Bottrop
Was ist passiert? Mit ihren vier Monaten fieberte Annabella in den frühen Morgenstunden eines Samstags im November stark (39,7). Ihre Eltern suchten mit ihr die Kindernotfallambulanz am Marienhospital auf, bekamen dort Fieberzäpfchen von einem Assistenzarzt verschrieben, wie sie berichten.
Am Abend habe sich Annabellas Zustand verschlechtert, die Familie suchte erneut die Kinderklinik auf. „Wir hatten aufgrund von Symptomen und eigener Recherche den Verdacht auf eine Blasenentzündung – nicht zuletzt, weil wir eine Woche zuvor beim Babyschwimmen waren. Meine Partnerin hatte vorsorglich eine Urinprobe entnommen, deren Untersuchung Hinweise auf eine bakterielle Infektion zeigte“, schildert Annabellas Mutter, die ihren Namen lieber nicht öffentlich machen möchte.
Doch statt auf die Sorgen der Familie einzugehen, sei ihnen eine Ärztin „mit unverhohlener Herablassung“ begegnet: „Sie begrüßte Annabella mit den Worten: „Ach, da ist ja das Moppelchen, die sieht ja völlig gesund und kräftig aus, das hätten Sie zu Hause aussitzen können!“
Bisherige Maßnahmen der Eltern und die Anweisungen des Assistenzarztes seien von der Ärztin lapidar als falsch abgetan worden; sie sei durchgehend abwertend geblieben, habe die Eltern kaum ausreden lassen, spöttisch auf den Verdacht auf Blasenentzündung reagiert und stattdessen eine Magen-Darm-Erkrankung vermutet.
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„Am schlimmsten“, schildert Annabellas Mutter weiter, „war jedoch ihre respektlose Haltung: Sie führte Gespräche in einem sarkastischen Tonfall, applaudierte uns zynisch, als wir die Frage nach der Wasserreinigung mit ,abkochen‘ beantworteten und tat unsere Sorgen wiederholt als überzogen ab. Erst als sie sich aufgrund unseres Drängens gezwungen sah, Blut abzunehmen, wurde eine tatsächliche Untersuchung eingeleitet – allerdings in einem groben und empathielosen Umgang mit unserer Tochter.“
Tatsächlich sei letztlich eine schwere Blasenentzündung diagnostiziert worden, Annabella bekam Antibiotika, verbrachte vier Tage im Krankenhaus.
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Neben der Sorge, dass ihr Kind ohne Drängen womöglich nicht vernünftig untersucht und behandelt worden wäre, treibt die Eltern vor allem das Verhalten der Ärztin um, der sie mangelnden Professionalität, fehlenden Respekt, Empathielosigkeit vorwerfen.
Marienhospital Bottrop nimmt die Rückmeldung ernst
Das Marienhospital nimmt die Familie und ihr Anliegen ernst: „Nach Eingang der Beschwerde haben wir unverzüglich reagiert und das direkte Gespräch sowohl mit den Eltern als auch mit der betreffenden ärztlichen Mitarbeiterin gesucht, wobei sich vereinzelte Punkte in der Kritik nachvollziehen ließen“, heißt es in einer Stellungnahme. „In diesem Zusammenhang hat sich unser Chefarzt Dr. Kuhnigk für den Vorfall ausdrücklich entschuldigt. Wir empfanden das Gespräch als positiv.“
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Das können Annabellas Mütter bestätigen: „Das Gespräch war sowohl professionell als auch angenehm.“
Weiter heißt es von Seiten des Krankenhauses: „Wir nehmen die kritische Rückmeldung sehr ernst und sehen die daraus resultierenden Gespräche als wertvolle Gelegenheit, unsere Arbeitsweise zu reflektieren und weiter zu verbessern. Unser Ziel ist es, im Umgang mit unseren Patienten und deren Angehörigen noch professioneller und einfühlsamer zu agieren.“