Bottrop. An der Bottroper Boye liegt eine Fläche von 22 Fußballfeldern hinter Gittern und Verbotsschildern. Was passiert hier an den Bergeteichen der RAG?
In Welheim, neben der renaturierten Boye, liegt eine der größten Bottroper Bergbaubrachen. Hier wird kein Gewerbegebiet entstehen. Stattdessen soll sie der Natur zurückgegeben werden. Und die hat hier schon große Geländegewinne erzielt.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal
Das verbeulte Blechschild bezeichnet die vergitterte Fläche tatsächlich noch als „Bergwerksanlagen“, deren Betreten für Unbefugte verboten sei. Wenige Meter entfernt liegt die Zufahrt zum alten Bauernhof, den Bottrops bekanntester Fußballprofi aus den 1970er Jahren, Willi „Ente“ Lippens, zum Restaurant „Mitten im Pott“ umgebaut hat.
Links braust der Verkehr auf der B224 Richtung Essen und Gladbeck, rechts zieht sich ein ganzes Netz neuer Rad- und Spazierwege entlang der renaturierten Boye auf der Stadtgrenze zu Gladbeck und Essen-Karnap. Mittendrin eine Fläche von 22 Fußballfeldern hinter Schloss und Riegel. Und das wird noch einige Jahre so bleiben. Eine Spurensuche.
Flotationsbecken an der Bottroper B224 waren Kläranlagen
Die „Flotationsbecken“ entlang der B224, auch als „Bergeteiche“ bezeichnet, waren Kläranlagen und arbeiteten nach dem Prinzip, das die Emschergenossenschaft nebenan in der Welheimer Mark noch heute benutzt, auch in ihren modernen Überlaufbecken: Die trübe Suppe aus der Kohlenwäsche und anderem Bergbauanlagen wurden in große Becken gepumpt. Das Gesetz der Schwerkraft sorgte dafür, dass die Feststoffe nach unten sanken und Klärschlamm wurden; das halbwegs klare Wasser an der Oberfläche wurde zur weiteren Verwendung abgepumpt.
Schon 2004, bei der Aufstellung des Flächennutzungsplanes, haben sich die Stadtplaner über das absehbare Ende des Bergbaus in Bottrop Gedanken gemacht: Was fangen wir an mit den frei werdenden Flächen? Ein Standort ist dabei sofort aus der Verlosung genommen worden: Schacht 10 am Alten Postweg, ab 1977 mitten in der Kirchheller Heide abgeteuft bis auf 1316 Meter und ein paar Zerquetschte, 1981 in Betrieb genommen.
Für diese 15,6 Hektar große Fläche gab es von Anfang an eine Rückbauverpflichtung, an der die Kirchhellener bis heute eisern festhalten: Schacht 10 hat gefälligst spurlos zu verschwinden; Erinnerungen an den Bergbau haben wir überreichlich in Form von Bergschäden, wir danken auch schön.
Fläche im Bottroper Süden soll Teil des Emscher Landschaftsparks werden
Blieben noch sechs Flächen übrig. Die früheren Flotationsbecken bildeten die zweitgrößte Fläche nach dem Bergwerk Franz Haniel - und die zweite, die für eine Nachnutzung aus dem Verkehr gezogen wurde. Schon 2004 hatte die Politik entschieden: Hier soll irgendwann einmal ein Wald entstehen. Das Landesumweltamt Lanuv legte nach: Wegen der „hohen ökologischen Wertigkeit dieser Flächen für Amphibien“ stellte es die Fläche unter Naturschutz. Fernziel: Die Fläche sollte Teil werden des Emscher Landschaftsparks von Bottrop über Essen und Gladbeck nach Gelsenkirchen.
Einen Schritt in diese Richtung soll die Internationale Gartenausstellung (IGA) Ruhr 2027 bringen. Stadt und RAG Montan Immobilien (MI) wollen im Rahmen der IGA einen „besonderen Ort der Industrienatur“ präsentieren als Rückzugsort für schützenswerte Tier und Pflanzen. Unter anderem von einer Aussichtsplattform bewundern sollen die neu gewachsene Industrienatur die zahlreichen Nutzer der neuen Rad- und Wanderwege, von denen Emschergenossenschaft und Regionalverband Ruhr (RVR) in den letzten Jahren ein ganzes Netz rund um die renaturierte Boye geknüpft haben.
- Weiter massive Beschwerden über Post: „Habe finanziellen Schaden“
- Studierende an der HRW: „Bottrop verpasst eine Riesenchance“
- Baustelle in Kirchhellen: Anwohner sorgen sich um Sicherheit
- Restaurant der Herzen: Kolüsch rechnet mit Ansturm
Ob dieser Plan funktioniert? 2025 könnte die Fläche aus der Bergaufsicht entlassen werden, hatte die RAG angekündigt, als sie 2019 den entsprechenden Antrag bei der Bezirksregierung Arnsberg eingereicht hatte. Christiane Atassi, Sprecherin der RAG MI, machte auf WAZ-Anfrage noch keine Angaben über Prognosen auf der Zeitschiene für das Projekt. Noch ist das Projekt also nicht mehr als ein guter Plan. Und gar nicht mal teuer: eine halbe Million Euro steht im Etat zur Projektanmeldung.