Bottrop. Hans-Christoph Pocha möchte sich auch als Rentner noch engagieren. Nun reist er schon zum dritten Mal nach Armenien, um dort zu unterrichten.

Dass ein Freiwilligendienst nicht vom Alter abhängig ist, macht ein Bottroper deutlich. Hans-Christoph Pocha hat sich als Rentner für ein freiwilliges Engagement im Ausland entschieden und zeigt, dass der Wille, etwas Gutes zu bewirken, keine Grenzen kennt.

„Ich habe mir vorgenommen, etwas Positives zu machen, sobald ich in Rente gehe“, sagt Pocha. Als pensionierter Lehrer und Schulleiter des Gladbecker Ratsgymnasiums entstand so schnell die Idee, als Lehrer auch ehrenamtlich aktiv zu werden. „Ich war so gesehen ja schon ein Fremdsprachen-Experte und da lag es auf der Hand, Sprachen zu unterrichten.“ Statt in Deutschland ehrenamtlich zu unterrichten, stand für den Bottroper jedoch fest: Er will ins Ausland.

Bottroper Lehrer: „Mein Ziel war es, den Menschen vor Ort zu helfen“

Anfang 2022 war es dann so weit und der Bottroper begann seine erste Reise in den Freiwilligendienst. Als „Senior Expert“ reiste Hans-Christoph Pocha nach Armenien, um dort in einer Schule zu unterrichten und die Lehrer vor Ort weiterzubilden. Trotz der immer wieder auftretenden Ausschreitungen im Krisengebiet Berg-Karabach und der Konflikte zwischen Armenien und Aserbaidschan entschied er sich für ein Ehrenamt vor Ort.

„Mein Ziel war es, meine Erfahrungen weiterzugeben und den Menschen vor Ort zu helfen“, sagt er. Für einen Monat unterrichtete der ehemalige Lehrer an einer Schule in Jerewan, Armeniens Hauptstadt. „Vor Ort traf die Corona-Pandemie dann leider auch die Schulen“, berichtet er. Trotz Schulschließungen und immer wieder aufbrausenden Konflikten in Berg-Karabach konnte er den Menschen durch sein Ehrenamt vor Ort trotzdem helfen.

In diesem Oktober reist Hans-Christoph Pocha schon zum dritten Mal nach Armenien

Doch damit nicht genug: Im Herbst 2022 reiste Hans-Christoph Pocha erneut nach Armenien. „In Jerewan war ich beim ersten Mal in einer Großstadt. Ich wollte aber noch mal tiefer in das Land eintauchen“, sagt er. So entschied sich der Bottroper dieses Mal, in ein kleines Dorf zu reisen und dort in den Dorfschulen zu unterrichten.

„Im Dorf war dann wirklich alles ganz unbekannt. Die Menschen leben in den Dörfern ganz anders, als wir es in Europa kennen“, berichtet er. In den Dorfschulen der umliegenden Orte habe er Englisch und Deutsch unterrichtet und auch den Lehrern vor Ort weitergeholfen. „Die Dorfschulen sind dort auf einem Stand, wie vor 30 Jahren“, beschreibt Hans-Christoph Pocha.

Dass er sein „Herzensprojekt“, wie der pensionierte Lehrer seine Arbeit in Armenien nennt, auch nach dem zweiten Besuch des Landes noch lange nicht abgeschlossen hat, war ihm schnell klar. „Ich wollte dann dieses Jahr noch mal in dasselbe Dorf. Denn meine Projekte waren noch nicht fertig.“

Für Hans-Christoph Pocha ist das Unterrichten in Armenien ein Herzensprojekt.
Für Hans-Christoph Pocha ist das Unterrichten in Armenien ein Herzensprojekt. © Pocha

Und so machte sich Hans-Christoph Pocha Ende September dieses Jahres zum dritten Mal auf den Weg in das Krisengebiet. „Dieses Mal war die Situation deutlich angespannter. Durch die Ausschreitungen kurz zuvor habe ich mir viele Gedanken um einen eventuellen Krieg und die Sicherheit vor Ort gemacht“, gibt er zu.

Leid und Verzweiflung: Der Bottroper erlebt die Ausschreitungen vor Ort

Und dieses Mal war es tatsächlich anders: „Als der Beschuss auf Berg-Karabach dann kam ging alles ganz schnell. Die Menschen sind nach Armenien geflohen und innerhalb weniger Tage kamen tausende Menschen ins Land.“ Während seines dritten Freiwilligendienst in Armenien lebte er so auch mit Flüchtlingen aus Berg-Karabach zusammen. „Es war sehr tragisch so nah zu erleben, wie die Menschen mit nur einer Tasche fliehen mussten und alles verloren haben“, sagt er berührt. „Es ist eine Tragödie, was dort passiert.“

Trotz der dramatischen Erlebnisse und vielen fesselnden Geschichten, die er im Oktober vor Ort erlebt, wollte Hans-Christoph Pocha dennoch seiner eigentlichen Aufgabe nachkommen. „Neben dem Unterrichten in den Dorfschulen wollte ich auch eine digitale Lernplattform einrichten“, erklärt er. Und sein Vorhaben hat Erfolg: Am Ende seines dritten Freiwilligendienstes steht eine digitale Plattform, die der Schule den Zugang zur digitalen Unterrichtswelt eröffnet.

Wieder zurück in Bottrop hat Hans-Christoph Pocha aber immer noch nicht endgültig mit seinem Engagement in Armenien abgeschlossen. „Da ist noch viel Arbeit zu tun. Fertig bin ich noch lange nicht.“