Bottrop. Budenbetreiber und Gäste freuen sich gleichermaßen über die große Resonanz beim vierten Trinkhallentag im Revier. So sah es vor Ort aus.

„Budenzauber“ lautete die Devise an mehr als 100 Kiosken, Trinkhallen oder einfach „Buden“ im Ruhrgebiet. Mit Konzerten, Kabarett, Leckereien, Getränken oder einfach nur Nachbarschaftstreffs feierten viele den vierten „Tag der Trinkhallen“ unter dem Motto „Kommt feiern anne Bude“. Mit dabei waren auch sechs Büdchen in Bottrop, die sich für das Event beim Veranstalter Ruhrtourismus angemeldet hatten.

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal

Besonders im Blickpunkt standen die beiden ausgewählten „Programmbuden“, bei denen vom Nachmittag bis zum Abend Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Genres auftraten. Für „Kelm die 2te“ auf dem Eigen wurde extra ein Teil des Rübenkamps gesperrt, um genug Platz für die Hüpfburg und den Bierwagen zu schaffen. Dort drängten sich die Menschen schon seit dem Vormittag, jubelt Besitzerin Jenna Kelm: „Die Leute hier freuen sich schon seit Monaten auf diesen Tag, hier war vorher noch nie etwas Ähnliches.“

Mehr zum Thema

Lars kennt die Bude schon seit 30 Jahren: „ Wir sind hier groß geworden, das Büdchen gehört einfach dazu.“ Auch Annette aus Bottrop ist „mit Trinkhallen groß geworden“ und neugierig auf den besonderen Tag. Die Damengruppe von der Germaniastraße will „einfach nur mitfeiern“ Eine gemischte Truppe aus Bottrop sitzt im Kreis auf faltbaren Pappkisten und „will die Budentradition mit ein bisschen Lokalpatriotismus und Geselligkeit pflegen, außerdem trifft man hier Leute, die man sonst nicht trifft.“

Kolleginnen und Kollegen aus der Region treffen sich an Bottrops Büdchen

Arbeitskollegen aus Duisburg, Voerde, Essen und Bottrop haben den Tag der Trinkhallen schon vor zwei Jahren kennengelernt und sich diesmal in Bottrop verabredet. Neben den üblichen Grillspezialitäten nehmen sich auch viele Besucher die typische „gemischte Tüte“ mit. Dazu spielt das Duo Teluxe nach eigener Einschätzung „ düstere Country-Music“, während die Bottroper Kultband „Dirty Tigers“ ihren Soundcheck für den frühen Abend machen.

Mit Flatterband zur Horster Straße war der Besucherbereich der zweiten Programmbude „Aylins Kiosk“ am Volkspark Batenbrock „gesichert“.  Hier gerade der Auftritt von Alice Köfer zwischen Park und Kiosk.
Mit Flatterband zur Horster Straße war der Besucherbereich der zweiten Programmbude „Aylins Kiosk“ am Volkspark Batenbrock „gesichert“. Hier gerade der Auftritt von Alice Köfer zwischen Park und Kiosk. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

An der zweiten Programmbude am Batenbrocker Park ist der Bürgersteig an der Horster Straße vor „Aylins Kiosk“ voll besetzt. Die Besucher lassen sich die türkischen Spezialitäten schmecken, während sie von Martin Praetorius mit eigenen Songs unterhalten werden. Weitere Auftritte von Künstlern aus den Bereichen Musik, Kabarett, Comedy, Kleinkunst werden den Tag unterhaltsam ausfüllen.

Eine Dreiergruppe aus Gladbeck macht hier die erste Station ihrer Radrundreise „um auch Kindheitserinnerungen wieder aufleben zu lassen,“ ebenso wie ein Paar aus Fuhlenbrock, für das Buden „zur Familienkultur“ gehören. Eine weitere Anreise haben zwei Kölner hinter sich. Sie sind aus der Domstadt gekommen, um Sightseeing mit Kiosk-Tour zu verbinden, so etwas kennen sie aus Köln leider nicht. Nach einem Blick vom Tetraeder ist für sie „das Ruhrgebiet viel grüner als erwartet.“

Auch für drei Bier war es warm genug am Samstag beim „Tag der Trinkhallen“. Die Stimmung war entsprechend gut bei allen sechs teilnehmenden Bottroper Büdchen.
Auch für drei Bier war es warm genug am Samstag beim „Tag der Trinkhallen“. Die Stimmung war entsprechend gut bei allen sechs teilnehmenden Bottroper Büdchen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Papas Bude am Eck“ an der Lukas-Cranach-Straße ist ein wuseliger Nachbarschafts- und Freundetreff. „Papa“ Andre Jackes: „Ich bin total überwältigt, soviel habe ich nicht erwartet.“ Schon weit vor dem offiziellen Beginn seien viele Menschen dagewesen und bald habe er Wurst und Fleisch nachkaufen müssen. Auch kaltes Bier sei trotz mehrerer Kühltruhen knapp geworden. An einem Tisch sitzt der Saxonette-Club, junge Leute auf Fahrrädern mit Zweitaktmotoren, die auch ihren holländischen Bastler mit seinem Gefährt dabei haben. Pascal aus Maastricht ist wieder gern gekommen, um „sich das urige Ruhrgebiet anzugucken.“

Viele Besucherinnen und Besucher klappern die Büdchen mit dem Rad ab

Auch beim Bottroper Bier an der Sterkrader Straße war zeitweilig kaum ein Durchkommen. Bei Grill, Eiscafé und natürlich viel „Bottroper Bier“ genossen die Besucher am sonnigen Nachmittag die handgemachte Gitarrenmusik von Simon Geilich und später von den „Pils-Angels“.

Auffallend viele Besucher folgen dem Aufruf „Gebt Kette“ und fahren mit dem Rad von Bude zu Bude, oft auf den ausgearbeiteten Radtouren des Veranstalters. „Ich weiß nicht, wie das geht, aber hier müssen mehr Fahrräder als Menschen sein“, sagt ein Besucher, der sich durch die abgestellten Bikes schlängelt. Neun Freunde und Freundinnen haben sich als „Wiederholungstäter“ Trikots mit Namen, Logo und Aufschrift „Geh anne Bude“ machen lassen.

Ein Rennrad-Team aus Münster fällt durch Trikots mit „Trinkhallen- Cycling -Club“ auf, zwar passend zum heutigen Event, aber eigentlich nur als Erinnerung an das erste Kennenlernen an einer Trinkhalle. Sie wollen diese Besuche zur Vereinstradition werden lassen. Auch Fahrradfreunde aus Dorsten verbinden so „eine schöne Tour mit Trinkhallenbesuch.“

Am „Eigener Büdchen“ an der Kirchhellener Straße gibt es „einfach so ein bisschen was“ sagt Michaela Hornung. Bei ihr freuen sich die Gäste zum Beispiel über das „Klön-Set“ – Kaffee und Kuchen zum kleinen Preis. Echt Ruhrgebiet eben.