Bottrop. Die A42-Sperrung bedeutet für viele Bottroper Unternehmen mehr Kosten und mehr Aufwand. Mit dem neuen Logistikpark spitzt sich die Lage zu.

Auch wenn seit gut drei Monaten wieder Autos die A42-Brücke zwischen Bottrop und Essen passieren dürfen, bereitet die Sperrung für Fahrzeuge, die mehr als 3,5 Tonnen wiegen, den großen Unternehmen in Bottrop weiterhin massive Probleme. Ein Ende der Verkehrsschwierigkeiten ist nicht in Sicht.

MC-Bauchemie in Bottrop: Lkw kommen mit stundenlanger Verspätung an

„Die Verkehrssituation macht uns sehr zu schaffen“, sagt MC-Bauchemie-Sprecherin Friederike Weyers. Zu Beginn der Sperrungen hätten sich sogar Spediteure geweigert, das Baustoffunternehmen anzufahren. Weiterhin kommt es zu massiven Verspätungen bei An- und Ablieferungen aufgrund der langen Staus rund um Bottrop. „Teilweise kommen Lkws, die um 16 Uhr laden sollen, erst um 20 Uhr an. Wir müssen uns also viel flexibler aufstellen, um die Lkws zu beladen“, sagt die Unternehmenssprecherin.

Für MC-Bauchemie, gelegen in der Welheimer Mark im Bottrop Süden, kommt derzeit noch eine weitere Erschwernis hinzu: Die Knappenstraße ist für mehrere Monate gesperrt. Außerdem seien die Wartezeiten am dortigen Bahnübergang sehr lang. „Auch für unsere Mitarbeitenden stellt die Verkehrssituation ein Problem dar“, sagt Friederike Weyers. „Sie müssen für die An- und Abreise zum Kruppwald deutlich mehr Zeit einplanen.“ MC-Bauchemie versuche deshalb, den Mitarbeitenden Homeoffice zu ermöglichen, wo es möglich ist. 

Neuer Logistikpark: Verkehr im Bottroper Süden nimmt zu

Perspektivisch wird sich die Verkehrssituation im Bottroper Süden noch weiter verschärfen: Ab Ende des Jahres soll das Logistik-Unternehmen Yusen auf der riesigen Fläche an der Knippenburg an den Start gehen. 150 Lkw-Bewegungen sollen dann täglich stattfinden: 75 hin und 75 wieder weg.

Auch Yusen stellt sich auf die Einschränkungen ein: „Wir sind uns der Herausforderungen bewusst, die die Verkehrssituation in Bottrop mit sich bringt“, sagt Sprecherin Anne Hoffmann. „Momentan ist das gesamte Ruhrgebiet verkehrstechnisch kein leichtes Unterfangen.“ Das Unternehmen beobachte die Entwicklungen sehr genau, plane proaktiv und minimiere so die Auswirkungen auf die Logistikprozesse. Man sei jedoch zuversichtlich, „dass die derzeitigen Verkehrsplanungen und Bauabschnitte bald abgeschlossen sein werden und wir somit wieder die Hauptverkehrsadern in und um Bottrop nutzen können“. 

So schnell wird das allerdings nicht gehen: Die Überquerung des Rhein-Herne-Kanals bleibt bis zum Neubau einer Brücke für den Verkehr über 3,5 Tonnen gesperrt. Zwar hat die Bezirksregierung nun grünes Licht für den Abriss und den Neubau gegeben, der Planfeststellungsbeschluss ist erteilt. Allerdings dauert es noch Jahre, bis das Bauwerk steht, auch wenn die Autobahn GmbH als Bauherrin bei der Ausschreibung auf Schnelligkeit pocht.

Mehrkosten für Deichmann durch A42-Sperrung

Darauf hoffen auch die Firmen, die unter der Verkehrssituation leiden. Der Essener Schuhkonzern Deichmann, der einen Logistikstandort in unmittelbarer Nähe zum künftigen Yusen-Logistikpark betreibt, spricht von „einigen Herausforderungen“, die die A42-Sperrung weiterhin mit sich bringe.

„Konkret bedeutet das für uns verlängerte Tourenzeiten, wobei wir die gesetzlich vorgeschriebenen Lenkzeiten unseres Fahrpersonals auch weiterhin einhalten, aber eben zusätzliche Fahrten mit entsprechenden Mehrkosten einplanen müssen“, sagt Unternehmenssprecher Stefan Melneczuk. Es müssten neue Wege gesucht und Touren teilweise früher gestartet werden.

Darum hoffe man bei Deichmann, „dass die Probleme im Autobahnabschnitt der A42 zwischen Essen und Bottrop auch im Sinne der CO2-Bilanz schnellstmöglich behoben werden, so dass auch uns die viel genutzte Strecke vor unserer Haustür in absehbarer Zeit wieder sicher zur Verfügung steht“. MC-Bauchemie ergänzt noch eine Forderung: „Man sollte überlegen, wie die betroffenen Unternehmen in Entscheidungsprozesse eingebunden werden können.“ Das ist seitens der Autobahn GmbH bislang nicht passiert.