Bottrop. Die MC-Bauchemie zählt zu den größten Arbeitgebern Bottrops. Der weiße Turm ist ein industrielles Wahrzeichen. Wir zeigen, was drinnen passiert.
Die MC-Bauchemie ist mit knapp 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Bottrop einer der größten Arbeitgeber der Stadt. Im Gewerbegebiet am Kruppwald gelegen, ist der helle Gebäudekomplex mit dem mehr als 50 Meter hohen, eckigen Pulverturm schon von der A42 aus zu sehen. Ein industrielles Markenzeichen Bottrops. Doch was genau passiert eigentlich in diesem Turm? Wir haben exklusive Einblicke erhalten.
Steht man am Fuße es Pulverturms, wirkt er in seiner Größe noch beeindruckender. Ein Tanklaster steht in der nicht allzu breiten Zufahrt, liefert Rohstoffe an. Die werden von hier aus ganz nach oben in den Turm gepumpt. In die Silos, die man auch von außen erkennen kann. Ein wenig hinter dem Lkw versteckt findet sich der Zugang.
Drinnen ist es: laut! Es dröhnt und zischt und stampft. In einer Ecke läuft ein Radio, doch im Moment ist die Musik kaum zu hören. Es ist die Ecke, in der wir Sebastian Grzybek treffen, den Produktionsleiter. Er führt uns zur neuen Abfüllanlage. „Sie wurde letztes Jahr installiert, um unsere Kapazitäten zu erhöhen, sodass wir jetzt mehr Material produzieren können“, erklärt er. Somit wurde eine dritte Produktionslinie in die bestehende Produktionsanlage für mineralische Baustoffe wie Fliesenkleber, Spachtel, Ausgleichmassen und technische Mörtel integriert.
MC-Bauchemie: CO₂-reduzierter Kleber ist ein Renner auf dem Markt
Gerade wird der CO₂-reduzierte Multifunktionskleber Bota-Green Green Hero in Pulverform an der neuen Anlage abgefüllt. „Der Kleber ist neu im Programm und im Markt sehr gut angekommen“, berichtet Sebastian Grzybek. „Das ist eines unserer Rennerprodukte.“ Die jetzt noch flach zusammengefalteten Säcke aus festem Papier, in die der Kleber eingefüllt wird, werden von Hand in ein Vorlagenband sortiert. Für den Rest des Abfüllprozesses wird der Mensch eigentlich nicht mehr gebraucht. Alles ist vollautomatisiert.
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Die Säcke fliegen auf Stutzen, die sich an einem sich drehenden Turm mit sechs Plätzen befinden. Sie werden automatisch aufgefaltet, befüllt und abtransportiert. All das ist zu beobachten hinter einer Scheibe.
„Es ist eine sehr staubfreie Anlage, für die Mitarbeiter angenehm zu bedienen“, unterstreicht der Produktionsleiter. Er führt uns eine Metalltreppe hinauf und über einen schmalen Gang. Parallel dazu fahren die Säcke auf einem Transportband an uns vorbei, passieren einen Drucker, der ihnen die jeweilige Chargennummer verpasst, und werden schließlich vollautomatisch auf Paletten gepackt. 50 Säcke passen hier auf eine Palette.
Die bepackten Paletten bekommen noch eine Schutzfolie und gehen dann ins benachbarte Hochregallager. Die neue Anlage, erzählt Sebastian Grzybek, kann bis zu 1200 Säcke in der Stunde abfertigen. Sie läuft fast durchgehend. „An fünf Tagen in der Woche fahren wir einen 24-Stunden-Betrieb.“
Rezepte für die bauchemischen Produkte sind streng geheim
Welche Produkte jeweils in die Säcke kommen, entscheidet sich in den Etagen über der Abfüllanlage. Insgesamt, verrät Sebastian Grzybek, verfügt der Pulverturm über zehn Ebenen. Ganz oben lagern in den Silos die Ausgangsmaterialien wie Sand, Zement oder Konzentrate, weiter unten werden sie im Mischaggregat nach streng geheimen Rezepturen zum fertigen Produkt zusammengefügt.
Per Lastenaufzug geht es auf die Ebene mit dem Mischaggregat. Dort befindet sich auch die Schaltwarte: In einer Art Kanzel, mit Fensterblick zu den anliefernden Lkw hin, sind zwei Mitarbeiter vor vier Computer-Bildschirmen beschäftigt. Die Rezepturen sind hinterlegt, „teilweise gibt es auch Handkomponenten, aber im Prinzip läuft hier alles rechnergesteuert“, erklärt der Produktionsleiter.
Um die Qualität sicherzustellen, werde von der jeweils ersten produzierten Charge eine Probe genommen und per Rohrpost quer durchs Werk ins Labor zur Untersuchung geschickt.
Der Pulverturm ist nicht die einzige Produktionsanlage am Standort Bottrop. So gibt es dort unter anderem auch eine PCE-Anlage. PCE steht für Polycarboxylatether. Dort werden Rohstoffe für Betonzusatzmittel produziert. Mit diesen Zusatzmitteln können die Eigenschaften von Beton beeinflusst werden.
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Gegründet wurde die MC-Bauchemie übrigens ursprünglich in Essen, und zwar 1961. Zwei Jahre später erfolgte die Errichtung einer Produktionsanlage für Beton- und Mörtelzusatzmittel in Bottrop. Heute ist das Familienunternehmen in dritter Generation nach eigenen Angaben „einer der international führenden Hersteller von bauchemischen Produkten und Technologien“.
In mehr als 40 Ländern sind insgesamt rund 3000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für die MC-Bauchemie tätig, die ihren Hauptsitz nun seit mehr als 60 Jahren in Bottrop hat.