Bottrop. In Bottrop gab es schon früher spektakuläre Funde. Nun untersuchen Wissenschaftler ein künftiges Neubaugebiet nach Resten einer uralten Siedlung.
„Bodenanomalien“ heißt das Zauberwort für Archäologen. Luftbilder der Stadt Bottrop, die auf einem Acker auf dem Eigen solche Anomalien in Form rechteckiger Verfärbungen zeigten, hatten bereits vor 25 Jahren Wissenschaftler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) auf den Plan gerufen.
„Da könnte etwas liegen“, dachte man sich damals in Münster und setzte das Areal gewissermaßen auf die archäologische Landkarte. Wenn mit dem Acker etwas passieren sollte, bitte umgehend Bescheid sagen, hieß es damals nach Bottrop. Jetzt beginnen konkrete Arbeiten der Wissenschaftler.
Schon früher gab es bronzezeitliche Funde in Bottrop. Diese könnten noch bedeutender sein
Ein Experten-Team hatte nämlich Keramikscherben entdeckt, die sich auf die späte Bronzezeit datieren lassen. Da denken viele in Bottroper sicher an das bronzezeitliche Gräberfeld am Westring, das vor Jahrzehnten maßgeblich vom damaligen Museumsleiter Arno Heinrich untersucht wurde und dessen Funde im hiesigen Museum für Ur- und Ortsgeschichte lagern.
Auf dem Acker an der Tourcoingstraße, mit dem zunächst umstrittenen Wohnbauprojekt, vermutet man aber mehr als „nur“ einen bronzezeitlichen Friedhof. Es scheine sich eher um eine bronzezeitliche Siedlung zu handeln, so Dr. Ingo Pfeffer im vergangenen Jahr. Jetzt kann der LWL-Archäologe den Beginn der Probeuntersuchungen am 13. August bekannt geben. Konkret bedeute dies, dass sogenannte Suchschnitte gemacht würden, um den Denkmalwert bestimmter Bereiche festzustellen.
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Das geschehe ganz klassisch mit einem Bagger, der einen zwei Meter breiten Schnitt ziehe. Gesucht werde nicht nach Fundstücken wie Scherben oder Gerät, sondern auch nach Verfärbungen, die zum Beispiel auf Pfähle oder Fundamente hindeuten könnten. Mit dieser „Suchschnittprospektion“ soll vor allem auch die Ausdehnung der Fundstelle festgestellt werden.
Archäologen setzen zwei Wochen im August für die Arbeiten in Bottrop-Eigen an
Die Arbeiten setzt Ingo Pfeffer auf zwei Wochen an. „Danach wissen wir hoffentlich mehr.“ Denn wenn es sich tatsächlich, wie vermutet, um Abfallgruben oder gar Überreste von Pfostenbauten handeln würde, wäre das wissenschaftlich von außerordentlicher Bedeutung. Solche Funde bedeuten nämlich Erkenntnisse über Ernährung, Nutztiere, Pflanzen oder Gerät, aber auch die Siedlungsweise der Menschen auf Bottroper Gebiet und darüber hinaus vor rund 3500 Jahren.
Die Untersuchungen – übrigens auf Kosten des Bauträgers – sind rechtlich durch das Denkmalschutzgesetz abgesichert. „Bei Bebauung würde nämlich das Bodendenkmal zerstört und unser gemeinsames kulturelles Erbe wäre einfach weg“, sagt Ingo Pfeffer. Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind und die Archäologen grünes Licht geben, kann die Bebauung des Ackers beginnen.