Bottrop. Das Bottroper Berufskolleg braucht mehr Räume. Hilft ein zweiter Standort? Der Bildungsgutachter sagt: O ja! Der Schulleiter seufzt: O nein!

Bottrops größte Schule, das Berufskolleg mit seinen fast 2000 Schülerinnen und Schülern, ist ein Erfolgsmodell im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Damit es das bleiben kann, braucht es dringend Platz zur Erweiterung und für die Ausweitung seines Bildungsangebotes. Bis hierhin ist Schulleiter Guido Tewes sehr einverstanden mit den Feststellungen von Bildungsgutachter Wolf Krämer-Mandeau. Mit zwei seiner Forderungen dagegen so gar nicht.

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Im Zuge der Schulentwicklungsplanung hatte die Bottroper Verwaltung das Bonner Institut „Biregio“ mit einer Analyse der Auslastung und der Bildungsgänge im Berufskolleg beauftragt. Gutachter Krämer-Mandeau stellt Guido Tewes und seinem Team im Rückblick auf die Arbeit der letzten Jahre gute Noten aus: Gegen den Bundes- und Landestrend hat es am Berufskolleg keinen Einbruch der Schülerzahlen während der Corona-Pandemie gegeben.

„Das Berufskolleg sollte mehr in Richtung Gesundheit/Soziales und Pflege aus- bzw. umgebaut werden.“

Wolf Krämer-Mandeau, Gutachter

Gleiches gilt für das Angebot im beruflichen Gymnasium. Die Diagnose: Der gewerblich-technische Bereich ist stabil; der Ausbildungsbereich Wirtschaft und Verwaltung konnte „trotz einiger neu eingeführter Bildungsgänge die Zahlen zunächst nicht halten. Mittlerweile scheint eine Stabilisierung eingetreten zu sein.“ Handlungsbedarf sieht der Gutachter in den Ausbildungen zu den sozialen Berufen: „Das Berufskolleg sollte mehr in Richtung Gesundheit/Soziales und Pflege aus- bzw. umgebaut werden.“

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Einspruch, sagt dazu Schulleiter Guido Tewes: „Für Pflegeberufe gibt es genügend Ausbildungsangebote in den Nachbarstädten. Und die sind nicht ausgelastet.“ Ein Alleinstellungsmerkmal seiner Schule sieht er in neuen Angeboten zum Themenfeld erneuerbare Energien. Das passt nicht nur zur Innovation City Bottrop, sondern auch zum Konzept des „Zukunftscampus Emscher-Lippe“, für den Bottrop gerade EU-Fördergeldern einzuwerben versucht.

Zukunftscampus: Darauf soll Bottrop sich konzentrieren

Nach diesem Konzept soll das Berufskolleg in Zusammenarbeit mit dem Nachbarn Hochschule Ruhr West sich konzentrieren auf Ausbildungen zum Thema Gebäudeenergie mit Fachräumen für Wärmepumpen, Energiespeicher, Photovoltaik und Geothermie. Passt gut zu unseren Vorstellungen, sagt Tewes. Derzeit allerdings ist die EU-Förderung noch Zukunftsmusik, die Raumnot am Berufskolleg dagegen eine Tatsache.

Fünf große Klassenräume fehlen, sagt der Bildungsgutachter Krämer-Mandeau. Diese Diagnose unterschreibt der Schulleiter sofort. Die Folgerung Krämer-Mandeaus dagegen so gar nicht. Der hatte seine Präsentation geschlossen mit der Empfehlung: „Für eine Sanierung stünden am Berufskolleg Bottrop keine Ausweichflächen zur Verfügung. Räumlich muss das Berufskolleg ‚zweigleisig‘ fahren … mit einer Dependance!“

Stadtverwaltung Bottrop bevorzugt die Dependance

Eine Lösung, die auch die Verwaltung bevorzugt. Schuldezernentin Karen Alexius-Eifert: „Hinsichtlich der baurechtlichen Kriterien, dem Zeitdruck bei der Schülerzahlenentwicklung sowie des Mangels an städtischen Grundstücken wird seitens der Stadtverwaltung präferiert, die Dependance auf dem nicht genutzten Grundstück für die neue Gesamtschule zu verwirklichen.“ Je nach Standortentscheidung für die dritte Bottroper Gesamtschule steht für eine Dependance der Sportplatz an der Paßstraße oder das Gebäude der Hauptschule Welheim zur Verfügung.

Zu diesem Thema wurde Tewes im Schulausschuss sehr deutlich. „Keine Schulleitung will eine Dependance“, sagt Tewes. Und auf Nachfrage: „Eine Dependance ist derzeit keine Option. Darüber müssen wir nachdenken, wenn sich keine Lösung findet.“ Schon vor der Sitzung des Schulausschusses hatte Tewes beklagt, die Stadt investiere zu wenig in den Standort.  

Diese Botschaft ist angekommen, sagt Fachbereichsleiterin Nadine Granow-Keysers. Die städtische Immobilienwirtschaft habe schon zwei Flächen am Berufskolleg ausgemacht, wo Neu- oder Anbauten Platz finden könnten. Außerdem sollen die Experten mit der ganz großen Lupe noch einmal schauen, wo am Kolleg Aufstockung und Erweiterung möglich sind.