Bottrop. Die Moschee in Bottrop-Welheim ist mit „Fuck Islam“ und einem Hakenkreuz beschmiert worden. Die Gemeindemitglieder sind besorgt und entsetzt.

Die Moschee in Bottrop-Welheim ist ein eher unscheinbarer Backsteinbau, am Rand des Stadtteils, direkt an der B224. Ein grauer Zaun umringt das Grundstück. Seit dem Wochenende prangt hier die Parole „Fuck Islam“, mit weißer Farbe aufgesprayt, darunter ein umgedrehtes Hakenkreuz, das nach links zeigt.

Schon vor eineinhalb Wochen habe es ähnliche Schmierereien gegeben, sagt Yunus Babadagi, Mitglied der Moschee des Bildung und Integrationsvereins. Damals hätten ältere Gemeindemitglieder den Vorfall nicht an die große Glocke hängen wollen und die Hassrede schnell übermalt. Aber dieses Mal haben die Jüngeren sich durchgesetzt: Sie wollen nicht schweigen.

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Islamfeindliche Schmierereien auf Bottroper Moschee: „Traurig und gefährlich“

„Das ist traurig und gefährlich“, sagt Yunus Babadagi. Der Anfang 30-Jährige ist Geschäftsmann in Bottrop, hat sich auf den Verkauf von Ultraschallgeräten spezialisiert. Die Moschee sei ein Treffpunkt im Stadtteil mit rund 70 eingeschriebenen Mitgliedern und der doppelten Zahl an regelmäßigen Besuchern.

Schmierereien Moschee Welheim
Die Moscheegemeinde hat den Schriftzug bislang nicht entfernt, um auf die Schmierereien aufmerksam zu machen. © FUNKE Foto Services | Foto: Lars Fröhlich / FUNKE Foto Services

Yunus Babadagi betont, dass Welheim seit Jahrzehnten türkisch geprägt ist, dass viele in der dritten oder vierten Generation hier leben. Sein Großvater hat in den 70er Jahren als Gleisbauer bei der Bahn begonnen, sein Vater arbeitet bei Thyssenkrupp. In seiner Generation der Moscheegemeinde-Mitglieder sind viele Akademiker, Unternehmer, Selbstständige. „Bei uns sind alle Schichten vertreten.“

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AfD war bei der Europawahl in Bottrop-Welheim besonders erfolgreich

Als Deutscher mit Migrationshintergrund fühle er sich zwischen den Stühlen: Auf der einen Seite seien da die Rechten, auf der anderen die extremen Islamisten. „Von denen werden wir genauso bedroht“, sagt Yunus Babadagi. „Denn für die sind wir keine richtigen Moslems.“ Er distanziert sich klar vom radikalen Islamismus, will damit nicht in einen Topf geworfen werden. „Wir wollen gemeinsam mit Christen, mit Deutschen gegen den fanatischen Islamismus vorgehen.“

Für den jungen Moslem sind die Entwicklungen erschreckend, auch mit Blick auf die Ergebnisse der Europawahl. Welheim gehört zu den Stadtteilen mit den meisten Stimmen für die AfD. 30,9 Prozent haben hier die Blauen gewählt, im Wahllokal in der Aula Welheim waren es sogar 35,3 Prozent. Allerdings haben im Ratswahlbezirk Welheim auch nur 47,3 Prozent der Wahlberechtigten überhaupt ihre Stimme abgegeben. Für Yunus Babadagi sind die Anfeindungen und das Wahlergebnis unverständlich, das Umfeld der Moschee sei freundlich, Besucher sollen sich „wie unter Freunden fühlen“.

Bottroper Moschee im Oktober 2023 mit „Kill Islam“ beschmiert

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Bottroper Moschee beschmiert wird. Im Oktober 2023 war die Ulu Moschee der islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) auf der Horster Straße mit den Worten „Kill Islam“ beschmiert worden. Der gleiche Schriftzug fand sich damals wenige hundert Meter weiter am Zaun eines Garten- und Landschaftsbaubetriebs. Die Islam-feindlichen Worte waren damals kurz nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober auf geschmiert worden.

Wie im vergangenen Jahr ermittelt auch jetzt zu den Vorfällen in Welheim der Staatsschutz, bestätigt Polizeisprecher Andreas Lesch. Das ist Standard bei politisch motivierten Taten. Oft werden die Täter allerdings nicht gefunden. Auch jetzt befürchtet Yunus Babadagi, dass die Ermittlungen im Sand verlaufen. Schweigen will er trotzdem nicht. „Wir sehen uns in der Pflicht aufzuklären.“