Bottrop. In Bottrop soll eine neue Zentralmoschee entstehen, ein großer Bau mit Minaretten und Park. Ditib erklärt, wie das Projekt finanziert wird.
Christliche Kirchen schließen und die islamische Gemeinde baut eine prunkvolle neue Zentralmoschee – diesen Zusammenhang stellen viele in der Diskussion um den geplanten Neubau des muslimischen Gotteshauses her. Allerdings passt er nicht, denn die Moschee wird ganz anders finanziert als die christlichen Kirchen.
Vor zwei Jahren, als die Planungen für die neue Moschee sich langsam konkretisierten, kalkulierte die Moscheegemeinde Ditib mit rund vier Millionen Euro Baukosten. Die dürften mittlerweile gestiegen sein, sagt Ditib-Vorsitzender Ergin Kinac. Er rechne eher mit vier bis sechs Millionen Euro Investition.
Bottroper Moscheegemeinde hat rund 500 Mitglieder
Schon 2010 hatte die Gemeinde das Grundstück an der Prosperstraße gekauft, wo sich früher ein Autohaus befand. Gut 550.000 Euro kostete es damals, dazu kam der Erwerb eines Gebäudes auf dem Grundstück für rund 350.000 Euro. Beide Investitionen seien komplett abbezahlt. „Wir sind schuldenfrei“, sagt Kinac.
Finanziert haben sie sich mit Spenden – und wollen so auch den Bau der Zentralmoschee stemmen. „Wir haben etwa 500 Mitglieder in der Moschee“, sagt Kinac, der seit eineinhalb Jahren Vorsitzender der Ditib-Gemeinde ist und vorher fast fünf Jahre als Stellvertreter tätig war. „Wir leben von den Spendengeldern unserer Mitglieder.“ Er selbst arbeitet ehrenamtlich für die Moscheegemeinde.
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Hinzu kämen Sponsoren, auch von früheren Bottropern, die nun außerhalb der Stadt Firmen gegründet haben. Kinac stellt klar: „Wir haben keine öffentlichen Gelder beantragt und finanzieren den Moscheebau komplett aus eigenen Mitteln.“ Ditib Bottrop erhalte auch keine Mittel und Sponsorengelder aus der Türkei, sondern nur aus Deutschland.
Die Gemeinde habe einen Finanzbudgetausschuss ins Leben gerufen, der die Finanzierung plant. In den vergangenen fünf Jahren sei etwa eine Million Euro gespendet worden.
Warum die Bottroper Moschee Minarette haben soll
Ergin Kinac liegt das Neubau-Projekt sehr am Herzen. Er selbst kommt aus einer Bergarbeiter-Familie, seine Generation sei stolz, was die Väter geschaffen haben, die sich eine kleine Moschee aufgebaut haben im Glauben, irgendwann in die Türkei zurückzukehren. Aber sie sind geblieben, ebenso wie ihre Kinder. „Wir kehren nicht mehr zurück“, sagt Kinac, der Mitglied der SPD ist. „Wir sind Bestandteil der deutschen Gesellschaft.“
Und ebender wolle er auch etwas zurückgeben, mit der Zentralmoschee samt Parkanlage, Café und Geschäften einen Ort der Begegnung und des Austauschs bieten. „Wenn Sie ins Café Extrablatt gehen, denken Sie nicht darüber nach, welchen Hintergrund das hat. So soll es bei uns auch sein.“
Die Moschee soll ein zentrales Bauwerk sein, dafür braucht es einen Bau mit Minaretten. „Durch die Minarette und die Kuppel erkennen die Menschen, dass es eine Moschee ist.“ Größere Moscheen mit Minaretten gibt es in der Region zum Beispiel im Essener Norden mit der Fatih Moschee, in Gelsenkirchen-Hassel mit der El-Aksa-Moschee oder in Duisburg-Marxloh mit der Merkez-Moschee, der größten Moschee in Deutschland. Mit dem neuen Bau in Bottrop wolle die Gemeinde sich noch offensiver öffnen.
Reaktionen auf Moschee-Bau: „Wird immer negative Stimmen geben“
In sozialen Netzwerken ist seit Veröffentlichung der Pläne viel diskutiert worden über die Moschee. Ein Argument, das viele anbringen: In der Türkei wäre es nicht erlaubt, eine christliche Kirche zu bauen. Dabei gibt es allein in Istanbul mehr als 160 nicht-islamische Gotteshäuser, 30 davon sind katholische Kirchen.
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„Es wird immer auch negative Stimmen geben“, sagt Kinac. Er nehme es den Kritikerin nicht übel, jeder habe seine Meinung. Wichtig ist ihm, die Prozesse „Hand in Hand mit der Stadt Bottrop“ durchzugehen. „Es ist schade, wenn christliche Kirchen geschlossen werden, weil das Geld fehlt“, sagt der Ditib-Vorsitzende. Mit dem Bau der Moschee hat das aber nichts zu tun.