Bottrop/ Hünxe. Die feministische Punk-Band aus Russland ist ein Symbol für den Widerstand gegen Präsident Putin. Was der Veranstalter des Festivals sagt.

Dem Ruhrpott Rodeo ist ein echter Coup gelungen. Die feministische Punkband Pussy Riot aus Russland kommt diesen Sommer zum Festival. „Das war gar nicht so leicht“, sagt Alex Schwers. Seit 2007 veranstaltet er das Ruhrpott Rodeo.

Das Kollektiv mit circa zehn bis elf jungen Frauen tritt in wechselnden Besetzungen auf. Die Band wurde zu einem Symbol des Widerstands gegen das Regime des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Beim Ruhrpott Rodeo wird auch das wohl bekannteste Mitglied, Nadeschda Tolokonnikowa, auf der Bühne stehen.

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In ihrer Heimat wurde die Aktivistin verhaftet und verurteilt. Inzwischen lebt sie im Exil. Ihr Aufenthaltsort ist nicht bekannt. Seit 2023 steht sie auf der Liste der meistgesuchten Kriminellen in Russland.

Alex Schwers kündigt den Auftritt von Pussy Riot beim Ruhrpott Rodeo für Samstagabend, 6. Juli, an. Der Auftritt soll laut Veranstalter zwischen 45 und 50 Minuten dauern. „Pussy Riot ist nicht die Band, bei der man automatisch drei, vier Lieder im Kopf hat“, sagt Schwers. Darum soll es auch nicht in erster Linie gehen, sondern vielmehr um die „Performance“ und um das „politische Statement“.

Als Veranstalter habe man Visionen und Träume, sagt Schwers. „Pussy Riot wollte ich schon in den vergangenen Jahren gerne zum Ruhrpott Rodeo holen.“ Nun hat es geklappt. „Irgendwann passt einfach alles zusammen und das war jetzt der Fall.“

Pussy Riot wollte ich schon in den vergangenen Jahren gerne zum Ruhrpott Rodeo holen.“
Alex Schwers, Veranstalter des Festivals Ruhrpott Rodeo

Aber wie tritt man in Kontakt mit einer solch umstrittenen Band? Am Ende ist die Musikwelt doch verhältnismäßig klein. Die Band arbeitet mit einer Booking-Agentur zusammen, bei der Alex Schwers jemanden kennt, der wiederum das Ruhrpott Rodeo kennt. Manchmal ist die Lösung sehr einfach.

Größere Sicherheitsvorkehrungen für den Auftritt von Pussy Riot

Schwierig dürfte dagegen der Auftritt werden. „Wir werden die Sicherheit hochfahren“, sagt Schwers, fügt aber direkt hinzu, „ein bisschen“. Man wolle nicht übertreiben. „Ich will hier niemandem Angst machen“. Denn man sei hier nicht in Russland. Und außerdem wären Pussy Riot auch schon an anderen Orten in Deutschland aufgetreten.

Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot (von rechts): Nadeschda Tolokonnikowa, Maria Aljochina und Jekaterina Samuzewitsch, im August 2012 in einem Gerichtssaal in Moskau.
Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot (von rechts): Nadeschda Tolokonnikowa, Maria Aljochina und Jekaterina Samuzewitsch, im August 2012 in einem Gerichtssaal in Moskau. © dpa | Maxim Shipenkov

Möglicherweise wird Nadeschda Tolokonnikowa aus ihrem Exil einfliegen und wird irgendwo in der Nähe landen. „Dann werden wir hinfahren und sie mit Security-Leuten abholen“, sagt Schwers. Das sei nicht „Business as usual“, also kein normaler Vorgang für Musiker, die gewöhnlich beim Festival am Flugplatz Schwarze Heide auftreten. Mehr will er aus Sicherheitsgründen nicht verraten.

Ruhrpott Rodeo wird 2024 noch politischer: „Das finde ich gut.“

Seit der Ankündigung des Auftritts von Pussy Riot ist das Medienecho groß. Das Ruhrpott Rodeo ist in der Branche in aller Munde. „Es wird viel darüber geredet“, sagt Alex Schwers und berichtet von zuletzt vielen Presseanfragen.

Mit Pussy Riot bekommt das Punkrock-Festival in diesem Jahr einen noch stärkeren politischen Anstrich. „Das finde ich gut“, sagt Schwers. „Punkrock ist immer politisch gewesen und hat schon immer viel mit Protest und Aufmüpfigkeit zu tun gehabt.“ Man habe schon immer sehr politische Bands beim Festival gehabt.

Das weiß keiner besser als er selbst. Alex Schwers ist Schlagzeuger in der legendären Punkband Slime, bekannt geworden unter anderem für antifaschistische Texte und politische Statements. Dasselbe gilt für die Punkband Wizo, ein Dauergast auf dem Festival. Nicht zu vergessen Bad Religion. Die US-amerikanische Punkband gehört auch in diesem Jahr wieder zum Line-up.

Auch weniger bekannte internationale Bands haben in der jüngeren Vergangenheit politische Ausrufezeichen gesetzt. „Vor zwei Jahren spielte bei uns die Band Messed Up“, sagt Alex Schwers. Die Band hat belarussische Wurzeln. Ihr Heimatland wird regiert von Präsident Alexander Lukaschenko. Belarus gilt als eine Autokratie mit erheblichen Einschränkungen freiheitlich-demokratischer Grundrechte.

Nicht nur wegen der geringeren Bekanntheit wird ihr Auftritt kein Vergleich sein zu Pussy Riot. „Diese Band ist eine ganz andere Hausnummer“, sagt Alex Schwers.