Bottrop. Wird Bottrop bald Standort für die Produktion von E-Autos aus China? Eine Firma prüft die Ansiedlung, die passende GmbH ist bereits gegründet.

Ein Unternehmen aus China prüft den Bau von Elektrofahrzeugen in den ehemaligen Huber-Hallen an der Knippenburg. Das bestätigt Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler auf WAZ-Anfrage, warnt aber vor zu hohen Erwartungen: „Die Verhandlungen stehen noch ganz am Anfang.“ Immerhin allerdings ist zur Entwicklung dieses Projektes bereits eine Firma gegründet worden.

Bottrop ist wegen Innovation City in China bekannt

Bereits im letzten Jahr hatte es in Bottrop Gespräche mit einer chinesischen Delegation gegeben, die Interesse gezeigt hatte an einer Produktion von Elektrofahrzeugen in Bottrop in einer strategischen Partnerschaft mit dem Bottroper Autotuner Brabus. Dieses chinesische Unternehmen habe sich zurückgezogen, berichtet Tischler. „Aber nicht zuletzt wegen der Innovation City hat Bottrop in China einen gewissen Ruf. Und natürlich interessieren sich chinesische Firmen für das Etikett ,Made in Germany’.“

Deshalb steht er gemeinsam mit der NRW-Außenwirtschaftsförderung „Global Business“ jetzt in Gesprächen mit einem Unternehmen, das in Bottrop die Produktion von Elektrofahrzeugen plant. Ein Standort könnten die Hallen von Huber Packaging an der Knippenburg sein.

Huber-Hallen in Bottrop gehören der Thelen-Gruppe

Schon vor der Einstellung der Verpackungsproduktion bei Huber hatte die Essener Thelen-Gruppe das Firmengelände übernommen. Im März 2016 hatte das Land damit begonnen, die Huber-Hallen zu einer Landesunterkunft für Flüchtlinge umzubauen. Diese Unterkunft wurde aber immer nur in Reserve gehalten. Im Oktober 2019 verkündete das Land: Wir brauchen die Hallen nicht mehr. Wir bauen sie zurück und übergeben sie wieder dem Vermieter.

„Ich gehe davon aus, dass das chinesische Unternehmen ein ernsthaftes Ansiedlungsinteresse hat“, sagt Tischler. Eine erste Besichtigung der Hallen habe bereits stattgefunden. Das Interesse zeige sich auch in der Gründung der deutschen Firma „Clean Motor Company“, die das Projekt weiterentwickeln soll und im Oktober von Düsseldorf nach Bottrop umgezogen ist.

2020: Präsentation für 29 chinesische Firmen

Geschäftsführer des Unternehmens ist Jian Guo vom Verein DCKD (Deutsch-chinesischer Kulturaustausch für Kunst und Design). Er hatte bereits vor einem Jahr Kontakte zu 29 chinesischen Firmen geknüpft, die sich dann im August bei einer Videokonferenz den Wirtschaftsstandort Bottrop präsentieren ließen. Der Oberbürgermeister hatte an dieser Konferenz als Ehrengast teilgenommen und damit Hoffnungen verknüpft: „Ein Austausch wie dieser ist wichtig, da so Kooperationen entstehen und im besten Fall einige Unternehmen aus China hier einen Standort eröffnen können.“

Zwei chinesische Vereinigungen schickten im August 2020 10.000 Schutzmasken nach Bottrop. Oberbürgermeister Bernd Tischler (links) bedankt sich bei Jian Guo für die Vermittlung. Jetzt ist Guo Geschäftsführer der Firma „Clean Motor Deutschland“.
Zwei chinesische Vereinigungen schickten im August 2020 10.000 Schutzmasken nach Bottrop. Oberbürgermeister Bernd Tischler (links) bedankt sich bei Jian Guo für die Vermittlung. Jetzt ist Guo Geschäftsführer der Firma „Clean Motor Deutschland“. © Unbekannt | Stadt Bottrop

Guo hatte im August 2020 auch die Spende von zwei chinesischen Vereinigungen vermittelt, die 10.000 Schutzmasken nach Bottrop geschickt hatten. Jetzt befasst sich Guo als Geschäftsführer von „Clean Motor Deutschland“ mit Sitz am Lamperfeld unter anderem mit der „Produktion sowie Montage von Fahrzeugen und Autoteilen, einschließlich reiner Elektrofahrzeuge und Hybridfahrzeuge“.

Verband: Chinesische Autohersteller wollen nach Deutschland

Der Verband der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), der die internationalen Autohersteller in Deutschland vertritt, erwartet den Markteintritt mehrerer chinesischer Anbieter in den deutschen Markt. Das berichtete die „Wirtschaftswoche“ im Juni.„Wir stellen fest, dass gerade etliche chinesische Autohersteller auf den deutschen und europäischen Markt drängen“, sagte VDIK-Sprecher Peter Mair der „Wirtschaftswoche“. „Es gab schon früher einzelne Versuche chinesischer Hersteller, hier Fuß zu fassen“, so Mair, „aber das, was wir jetzt erleben, hat andere Dimensionen.“ Der VDIK verhandelt bereits mit potenziellen Verbandsmitgliedern: „Wir sind in Gesprächen mit Herstellern aus China über mögliche Mitgliedschaften. Wir gehen davon aus, dass wir auf kurz oder lang auch chinesische Marken aufnehmen werden.“

Im Handelsregisterauszug ist außerdem zu lesen, dass die Firma „Design, Produktion, Import und Export, Verkauf und Service der kompletten Fahrzeuge und Autoteile“ in ihrem umfangreichen Portfolio hat. Hinzu kommen unter anderem „Autovermietung und -leasing“ sowie „Planung und Bauen von Ladeparks und Ladezentren für elektronische Fahrzeuge, Stromversorgung, Übertragung und Umwandlung von Elektrofahrzeugen, Ladesäulen und -geräten und deren Teilen und Komponenten“.

Nach Angaben des Oberbürgermeisters war Jian Guo auch beteiligt an mehreren Videokonferenzen mit dem chinesischen Unternehmen.