Bottrop. Igor Albanese hat viele Leben: als Musiker, Gastronom, Trüffel-Importeur. Wie er von Istrien nach Bottrop kam – ohne Deutschkenntnisse.
Igor Albanese hat in seinem Leben schon vieles erlebt und gemacht, der Bottroper aus Istrien (Kroatien) war und ist Musiker, Gastronom, Versicherungsvertreter, Konzert- und Reiseveranstalter, Buchautor, Herausgeber, Repräsentant einer Firma für Trüffelprodukte. Daher hat er auch viel zu erzählen, der Mann steckt voller Geschichten, die raus müssen.
Einige davon hat er sich in seinem Buch „Das Restaurant“ von der Seele geschrieben. Neben Rezepten für kulinarische Hochgenüsse gibt es Geschichten aus seinem Restaurant „Leonardo“, traurige und lustige authentische Geschehnisse. In einem Hörbuch „Aus dem Leben“ gibt es weitere echte Erlebnisse eben aus dem wirklichen Leben. Zusätzlich gibt Igor das vierteljährliche Magazin „Magnet“ heraus, in dem unter „igorissimo“ Kurzgeschichten, Gastro-Tipps und viel Wissenswertes über Istrien zu finden sind. Zur Zeit hat das Magazin Corona bedingt Zwangspause.
Spurwechsel in frühen Jahren: Gastronomie statt Juristerei
Geboren wurde Albanese 1960 in Pula, der größten Stadt Istriens im damaligen Jugoslawien. Seine Familie ist dort seit Generationen verwurzelt und erlebte in einem Jahrhundert vier verschiedene Nationalitäten, erst Österreicher, dann Italiener, später Jugoslawen, jetzt Kroaten. Der Großvater sagte: „Wir sind immer Istrier gewesen und geblieben, wir wissen ja nicht, was morgen kommt.“ Nach dem Abitur startete Albanese zunächst ein Jurastudium, entschied sich aber dann für die professionelle Musik als Bassist und Sänger einer Rockband. Mit eigener Cover-Band spielte er in den Skigebieten der Alpen und lernte dort seine spätere Frau Barbara kennen, die Bottroperin arbeitete als Skilehrerin in Saalbach. Obwohl Igor kein Wort Deutsch konnte, kam er zwei Jahre später mit ins Ruhrgebiet und eignete sich dort erfolgreich die Sprache an: „Die deutsche Sprache hat mir Fenster geöffnet, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie gab.“
Soziales Engagement ist immer auch mit dabei
In Essen eröffnete Igor das Restaurant „Leonardo“ neben dem Landgericht, das so erfolgreich war, dass er dachte: „Ich bin ein Star, mit Schuhbeck und Witzigmann auf einer Stufe.“ Also eröffnete er neben dem Leonardo einen „Gourmettempel“, der ihn fast ruiniert hätte, weil „ich keine Ahnung von der gehobenen Gastronomie hatte.“ Nach einer Ausbildung als Mediator arbeitet Albanese bis heute in diesem Beruf. Allerdings steckt er so voller Ideen und Tatendrang, dass es dabei nicht blieb. Als Veranstalter organisiert er über seine zahllosen Kontakte seit über 20 Jahren Konzerte in der Essener Philharmonie, in der Grugahalle und anderen Locations im Ruhrgebiet, die Palette reicht von Klassik bis Hardrock.
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In der Bottroper Kulturkirche hat er mit Dirk Helmke erfolgreiche Veranstaltungen organisiert.. Seiner Heimat Istrien ist er privat und geschäftlich verbunden, er organisiert Katamaran-Reisen an der Adria und einmal jährlich eine Reise im Herbst: „Die schönste Zeit in Istrien, wenn die Trüffelsaison beginnt, die Oliven geerntet werden und die Weinlese beendet ist.“ Dabei werden die Gäste bei der Trüffelsuche von Nikola Tarandek, der als bester Trüffelsucher Istriens schon die Titelseite der New York Times zierte, begleitet. Als Repräsentant der Firma Zigante vermittelt Albanese in Deutschland Trüffel und Trüffelprodukte als Delikatessen aus Istrien an deutsche Großhändler.
Trüffel aus Istrien gibt es auch in Bottrop
In Bottrop profitiert das „Il Vinaio“ auf der Gladbecker Straße von seinen Kontakten. Der Preis für Trüffel wird in erster Linie durch Form und Größe bestimmt, erläutert Albanese, der in diesem Jahr einen Anstieg der Preise erwartet, da wohl die Ernten in einigen Ländern geringer ausfallen. Der Spitzenpreis für weiße Trüffel liegt bereits bei 6000 Euro pro Kilo. Neben seinen vielen Geschäftsideen engagiert sich der Istrier immer wieder auch im sozialen Bereich.
Als die Uniklinik Essen 250 Betten, 180 Schränke und weiteres Material abgeben wollte, griff der Kroate zu, da er die prekären Verhältnisse im Krankenhaus seiner Heimatstadt Pula kannte. Über seine Kontakte zum Bürgermeister von Pula wurden die Gerätschaften mit sechs Doppelschleppern nach Istrien gebracht. Als kleines Dankeschön pflanzte der Bürgermeister 2017 anlässlich der „Grünen Hauptstadt Europas“ einen Olivenbaum im Park des Essener Schlosses Hugenpoet als „Symbol des Friedens und der Freundschaft.“ Albanese möchte „Brücken bauen, besonders zwischen Istrien und dem Ruhrgebiet.“ Auf die Frage nach einem Plan in seinem Leben, antwortete er: „Wenn ich immer zuerst einen Plan gemacht hätte, wäre ich in Pula geblieben.“