Bottrop. Bottrop fehlen 160 stationäre Pflegeplätze. Das geht aus der neuen Bedarfsanalyse hervor. In welchen Stadtteilen nun neue Heime entstehen sollen.
In Bottrop fehlen stationäre Pflegeplätze. Der Bedarf an Plätzen in Alten- oder Pflegeheimen ist gestiegen, das geht aus der aktuellen Pflege- und Bedarfsplanung hervor, die das Sozialamt nun den politischen Gremien vorlegt. Demnach fehlen in der Stadt 160 stationäre Pflegeplätze und 20 Kurzzeitpflegeplätze.
Aus der vorgelegten Planung geht auch hervor, in welchen Stadtteilen diese neuen Plätze dringend benötigt werden. Demnach mangelt es im Bottroper Norden und im Südosten der Stadt an derartigen Angeboten. Sowohl im Großraum Kirchhellen als auch in Batenbrock-Nord oder in der Boy sollen neue Pflegeeinrichtungen entstehen. Das geht aus der verbindlichen Bedarfsplanung hervor, die das Sozialamt nun anhand der aktuellen Zahlen aufgestellt hat. Daraus geht hervor. „Für die nächsten Jahrzehnte werden wir diesen Bedarf haben“, sagt Sozialamtsleiterin Karen Alexius-Eifert.
Zahl der Pflegebedürftigen in Bottrop ist seit 2017 stark gestiegen
Maßgeblich dafür sei die Zahl der Pflegebedürftigen aber auch die Altersstruktur der Stadt, erläutert Sozialplaner Moritz Brunecker zwei der wichtigsten Eckdaten, die bei der Erarbeitung der Planung eine Rolle spielen. Und gerade die Zahl der Pflegebedürftigen sei seit dem Jahr 2017 um 1317 Personen angestiegen, das ist ein Plus von mehr als 30 Prozent.
Ein Teil des Zuwachses erkläre sich aus der Umstellung bei der Erfassung der Pflegebedürftigkeit, erläutert Karen Alexius-Eifert, die Leiterin des Sozialamtes. Doch dieser Einmaleffekt erkläre eben längst nicht den gesamten Zuwachs. Zumal sich inzwischen auch die Altersklassen verschoben haben. Die Zahl der Hochbetagten – 85 Jahre oder älter – ist seit 2018 um nahezu 400 gewachsen. Die Wahrscheinlichkeit, einen stationären Pflegeplatz zu benötigen, steigt in dem Alter natürlich noch einmal.
Neue Häuser sollen in Batenbrock-Nord oder Boy sowie in Kirchhellen entstehen
All das, so erläutern Karen Alexius-Eifert und Moritz Brunecker, führe zu dem nun festgestellten zusätzlichen Bedarf. Und da es in den großen Gebieten Batenbrock-Nord und Boy noch kein Heim gibt und die Zahlen dort auch entsprechend sind, soll dort ein neues Haus gebaut werden. Eine entsprechende Ausschreibung mus der Rat auf den Weg bringen. Geht alles wie geplant, so soll das im Dezember geschehen.
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Wichtig sind die stationären Pflegeplätze aber auch in Kirchhellen. Brunecker verweist dazu auf die Zahlen: Gerade einmal 124 vollstationäre Pflegeplätze gibt es im Bottroper Norden, das entspricht einem Anteil von 9,1 Prozent der Pflegeplätze in der gesamten Stadt. Demgegenüber steht aber, das 20 Prozent der Bottroper Senioren in Kirchhellen – einschließlich Grafenwald und Feldhausen – leben.
Gesetzgeber hat den Städten ein Steuerungsinstrument in die Hand gegeben
Deshalb soll auch eines der neuen Häuser für Kirchhellen ausgeschrieben werden. Das bedeutet in dem Fall, dass es auch in Grafenwald oder Feldhausen gebaut werden könnte, so Karen Alexius-Eifert. Auch beim Sozialamt weiß man selbstverständlich, dass es in den teils dicht besiedelten Bereichen Kirchhellens oder in Boy und Batenbrock nicht so einfach ein Pflegeheim bauen kann. Doch man orientiere sich bei der Standortwahl eben streng am Bedarf.
Zumal: „Es sollte den Menschen möglich gemacht werden, ihr Alter da zu verbringen, wo sie verwurzelt sind“, beschreibt Karen Alexius-Eifert einen Grundsatz bei der Planung. Vor dem Hintergrund sei es auch gut, dass der Gesetzgeber den Städten mit der verbindlichen Bedarfsplanung auch ein Steuerungsinstrument in die Hände gegeben haben, urteilt der Vorsitzende des Sozialausschusses, Matthias Buschfeld (SPD). So könne man die Verteilung im Stadtgebiet regeln. Er geht davon aus, dass das Gremium in seiner Sitzung in der kommenden Woche den vorliegenden Plan genehmigen wird. Gleiches habe die kommunale Pflegekonferenz auch schon getan.
Stadt Bottrop wird die Pflegeplätze ausschreiben
Stimmt auch der Rat zu, werden die Pflegeplätze innerhalb von drei Monaten ausgeschrieben. Sechs Wochen lang hätten Investoren die ein solches Haus bauen wollen, dann Zeit, sich zu bewerben. Es ist allerdings das erste Mal, dass die Stadt Bottrop stationäre Plätze ausschreibt.
Allerdings sei es auch bei anderen großen Neubauten in dem Bereich zuletzt so gewesen, dass Investoren bauen und Betreiber dann langfristige Mieten abschließen, verweist Karen Alexius-Eifert auf entsprechende Beispiele auch aus Bottrop. So wurde das Malteserstift in Vonderort nach diesem Modell gebaut, gleiches gilt für das DRK-Haus Rottmannsmühle in Stadtmitte. Wirtschaftsförderung und Stadtplanungsamt seien selbstverständlich auch im Boot, um potenzielle Interessenten zu beraten.
Theoretisch denkbar sei auch, dass sich ein Interessent nur auf einen Teil der Pflegeplätze bewerbe – etwa wenn eine bestehende Einrichtung vergrößert werden soll. Aber derzeit seien meist 80 Plätze der Standard, daher entspreche der nun festgestellte Bedarf tatsächlich genau zwei Häusern, sagt Karen Alexius-Eiffert.