Bottrop. Anette Bunse bleibt Vorsitzende der CDU, doch dahinter rücken neue und jüngere Kräfte nach. Parteitag analysiert Zustand der Partei.
Anette Bunse bleibt weiterhin Vorsitzende der CDU in Bottrop. Die Landtagsabgeordnete wurde am Dienstagabend beim Kreisparteitag im Brauhaus Kirchhellen in dem Amt bestätigt. Sie erhielt bei der Wiederwahl 81 Prozent der Stimmen der anwesenden Delegierten.
Und auch wenn sich die Parteimitglieder an der Spitze für Kontinuität entschieden – in der zweiten Reihe gibt es nun einige neue und auch jüngere Gesichter. Sowohl Dennis Beckers als auch Frank Kien traten nicht mehr zur Wahl als Stellvertreter an. Neu im Vorstandsteam sind daher Silke Haas und Hermann Lanfermann.
Neue Stellvertreterin im Bottroper Vorstand hat in Brüssel gearbeitet
Damit wird der Vorstand noch einmal weiblicher und auch jünger. Silke Haas ist 37 Jahre alt, Mutter von zwei kleinen Kindern und lebt, nachdem sie einige Jahre in Brüssel für den damaligen EU-Abgeordneten und heutigen Innenminister Herbert Reul gearbeitet hat, wieder in ihrer Geburtsstadt Bottrop. Sie arbeitet als Beraterin für eine Kommunikationsagentur in Düsseldorf.
Herman Lanfermann ist 31 Jahre alt und seit dem Sommer Vorsitzender der Jungen Union (JU) in Bottrop. Seither, das wurde an dem Abend mehrfach deutlich gelobt, habe die JU eine positive Entwicklung gewonnen. Zahlreiche Neumitglieder seien eingetreten, dazu habe der Parteinachwuchs sich stark im Wahlkampf engagiert und viele Veranstaltungen organisiert. Beide wurden mit großer Mehrheit zu neuen Stellvertretern von Anette Bunse gewählt.
Bottroper Vorsitzende spricht von „Kampagne“ gegen Armin Laschet
Neben den Personalia schwebte an dem Abend aber auch die Frage im Raum, wie sich die Partei entwickelt – auf Bundes- ebenso wie auf Kreisebene. In ihrem Bericht blickte Anette Bunse auf den Bundestagswahlkampf zurück und warnte davor, das schlechte Abschneiden allein Armin Laschet in die Schuhe zu schieben. Sie sprach von einer „Kampagne“ gegen den Kanzlerkandidaten, dazu seien aus Bayern „destruktive Beiträge“ gekommen.
Sie warf die Frage auf, ob die CDU inhaltlich und strukturell noch richtig aufgestellt sei, wenn sie weiter Volkspartei bleiben will. Bei der Bundestagswahl habe man beispielsweise überproportional bei den Frauen verloren, und Themen wie Klimaschutz oder Soziales, die bei den Wählern im Mittelpunkt standen, habe die CDU nicht ausreichend abgedeckt.
Kritik aus Bottrop an Markus Söder aus Bayern
Gleichwohl sieht Anette Bunse die CDU nun auf einem guten Weg mit dem Mitgliederentscheid über den Bundesvorsitzenden, aber auch vor Ort mit dem neuen Vorstandsteam, das auf Schriftführer- und Beisitzerposten weitere junge Kräfte aus der JU umfasst. Vor Ort gelte es nun die Entwicklung als klimagerechte Stadt zu begleiten. Und dann gelte: „2025 ist mit uns bei der Kommunalwahl zu rechnen.“
Interessant auch, was Anette Bunse nicht sagte. Zwar ging sie in ihrer Rede auf den missglückten Kommunalwahlkampf ein, das maue CDU-Abschneiden begründete sie allerdings vor allem mit den Problemen eines Wahlkampfs unter Corona-Bedingungen.
JU kritisiert Verzicht auf OB-Kandidaten im Bottroper Kommunalwahlkampf
Kein Wort darüber, dass es möglicherweise auch falsch war, auf einen OB-Kandidaten zu verzichten. Das hatten viele CDU-Anhänger kritisiert, und auch parteiintern ist die Entscheidung, die letztlich der gesamte Vorstand getragen hat, nicht überall gut angekommen. Anette Bunse sprach allerdings davon, dass es in dem Gremium eine offene und ehrliche Analyse gegeben habe, ohne dass sie vor den Mitgliedern ins Detail ging.
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Ihr neuer Stellvertreter Hermann Lanfermann dagegen betonte bei seiner Vorstellung noch einmal, dass ein Verzicht auf einen OB-Kandidaten aus seiner Sicht falsch gewesen sei. Er wiederholte die JU-Forderung, sich nun frühzeitig auf einen Kandidaten zu einigen, um Person und Themen bekannt zu machen.
Mitgliederentwicklung
Mit Besorgnis schaut die CDU auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen in Bottrop. Vor nicht allzu langer Zeit sei die noch vierstellig gewesen, hieß es unter anderem im Bericht des Schatzmeisters. Aktuell hat der Kreisverband noch rund 550 Mitglieder. Ein Problem ist da die Altersstruktur. Es treten zwar nicht unbedingt viele aus, dafür aber sterben ältere Parteimitglieder. Zwar seien zuletzt auch junge nachgekommen, doch es fehle ein Mittelbau, so eine Feststellung am Dienstagabend.