Bottrop. In vielen Ruhrgebietsstädten regt sich Protest gegen die Impfgegner-Demos. Das Bündnis Buntes Bottrop will allerdings nicht auf die Straße gehen.

In immer mehr Städten formiert sich Protest gegen die „Corona-Spaziergänge“ am Montagabend, zuletzt am Montag in Essen. In Bottrop dagegen wird das „Bündnis buntes Bottrop“ nicht zu Gegendemos aufrufen. „Bei einer Inzidenz vom mehr als 1000 werden wir nach Absprache mit dem Krisenstab nicht zu Versammlungen aufrufen“, sagt Jürgen Buschfeld, Sprecher des Bündnisses. Stattdessen reagiert das Bündnis im Netz mit der „Bottroper Erklärung“, die möglichst viele Unterstützer finden soll.

Lesen Sie hier weitere Nachrichten aus Bottrop:

Nach Angaben der Polizei sind am Montagabend erneut 425 „Corona-Spaziergänger“ knapp zwei Stunden lang durch die Stadt gezogen und haben gegen die geplante Impfpflicht protestiert. Die Zahl der Kundgebungsteilnehmer ist seit Beginn der Impfpflicht-Debatte zunächst gestiegen und dann zurückgegangen, seitdem auch für Demonstrationen eine Maskenpflicht gilt. Der Maskenpflicht in der Innenstadt waren viele Teilnehmer zuvor ausgewichen, indem sie nicht an der Auftaktkundgebung auf dem Cyriakuskirchplatz teilgenommen hatten, sondern sich erst außerhalb der Maskenpflichtzone auf der bis zu fünf Kilometer langen Zugstrecke eingereiht hatten.

Bündnis buntes Bottrop: „Spaziergänge von der rechten Szene organisiert“

„Wir haben nichts gegen Impfgegner“, stellt Bündnis-Sprecher Jürgen Buschfeld klar. „Wir respektieren deren Recht auf eine politische Meinungsäußerung. Aber wir akzeptieren nicht, dass sie sich radikalisieren.“ Die Corona-Spaziergänge nicht nur in Bottrop würden „von der rechten Szene organisiert“.

Diese Einschätzung teilt der Vorstand des Bottroper Katholikenrates. Das „legitime, in einer Demokratie unabdingbare Demonstrationsrecht“, so sein Eindruck, werde „von Extremisten genutzt, um ein Klima von Unruhe und Angst zu schüren“. Der Vorstand hatte angekündigt, bei anstehenden Protesten der Zivilgesellschaft gegen die „Spaziergänge“ werde sich der Katholikenrat beteiligen.

Diesen Protest wird aber das „Bündnis buntes Bottrop“ vorerst nicht auf die Straße rufen, haben die Sprecher Andrea Multmeier und Jürgen Buschfeld angekündigt: „Im Moment werden wir nicht auf die Straße gehen mit Rücksicht auf die Gesundheit der Bottroperinnen und Bottroper.“ Stattdessen hat das Bündnis auf Facebook und im Netz eine Kampagne gestartet.

Bottroper Erklärung gegen Instrumentalisierung der Corona-Demos

Mit der „Bottroper Erklärung gegen die Instrumentalisierung der Corona-Demonstrationen durch Rechtsextreme“ hat das Bündnis eine Onlinepetition ins Leben gerufen, mit der es um Unterstützer aus der Bottroper Stadtgesellschaft wirbt. In der Erklärung heißt es: „Rechtsextreme Gruppierungen und Parteien nutzen die Ängste aus. Sie vernetzen sich zunehmend auf Social-Media-Plattformen oder Messengerdiensten wie Telegram, um eine große Reichweite zu erzielen. Es geht offensichtlich darum, das Vertrauen in die Regierung und die Medien zu zerstören. Dies geschieht häufig durch die Verbreitung von Verschwörungserzählungen. Darin werden bestimmte Gruppen und Teile der Bevölkerung zu Feinden erklärt.“

Auf der Straße stellten sich die „Freiheitsboten Bottrop“ als eine friedliche und tolerante Bewegung dar. „Eine Unterwanderung von rechten Akteuren ist auf dem ersten Blick nicht zu erkennen, denn das Aussehen der Neurechten hat sich verändert“, sagt Andrea Multmeier. „Dennoch laufen rechtsextreme Personen bei dieser Bewegung mit.“ Jürgen Buschfeld warnt vor antisemitischen Verschwörungsmythen, die in der Telegram-Gruppe der „Freiheitsboten Bottrop“unkommentiert hingenommen würden. Diese Gruppe ist inzwischen gewachsen auf mehr als 860 Mitglieder.

Das ist das Bündnis buntes Bottrop

Im Januar 2012 hat die Bergbaugewerkschaft IG BCE Bottrop Interessierte von Parteien und Gewerkschaften aufgerufen, ein Bündnis gegen Rechts in Bottrop zu gründen.Mit der zunehmenden Veränderung des gesellschaftlichen Klimas in der Stadt und im Land hat sich auch das Bündnis vom losen Netzwerk zu einem festen Bestandteil der Bottroper Stadtgesellschaft weiterentwickelt.Anfang 2018 hat das Bündnis entschieden, dass es sich in seiner Arbeit breiter aufstellen will. In diesem Prozess haben sich die Beteiligten auch einen neuen Namen gegeben: Bündnis buntes Bottrop.