Bottrop-Kirchhellen. Vorrangflächen für Windenergie sind aufgebraucht. Jetzt werden zwei Windräder durch leistungsstärkere ersetzt. Doch mehr ist kaum möglich.

Bottrop soll klimaneutral werden. Dieses ehrgeizige Ziel hat Oberbürgermeister Bernd Tischler nach dem Ende des Klimaschutzprojektes Innovation City ausgegeben. In den nächsten Tagen beginnen in den politischen Gremien die Beratungen darüber, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Schließlich dürfte es dabei auch im die klimaschonende Erzeugung von Energie gehen. Ein Thema, das einen unweigerlich zur Windkraft führt. Und da wird es schwierig. Denn Flächen für neue Windkraftanlagen gibt es eigentlich weder in Alt-Bottrop noch in Kirchhellen, sagt Christina Kleinheins, die Leiterin des Planungsamtes.

Aber der Reihe nach: Vor einigen Jahren hat der Rat zwei Konzentrationszonen für Windkraftanlagen in Bottrop ausgewiesen. Beide Flächen liegen in Kirchhellen, genauer in Hardinghausen und Overhagen. Doch diese Flächen seien längst belegt, böten keinen Platz für weitere Windräder, erläutert Christina Kleinheins.

In Kirchhellen sind vor allen noch Repowering-Maßnahmen möglich

Zwei Veränderungen wird es in Kirchhellen in der nächsten Zeit jedoch geben. Zwei ältere, bereits abgeschriebene Windräder werden durch neue, leistungsstärker ersetzt. Die Rede ist hier vom so genannten „Repowering“. Entsprechende Anträge haben die Besitzer bei der Stadt gestellt und sie seien auch genehmigungsfähig, sagt die Planungsamtsleiterin. Darüber habe die Verwaltung die verantwortlichen Gremien auch in nicht-öffentlicher Sitzung informiert. Nicht-öffentlich deshalb, weil die Belange Dritter, also der Besitzer der Anlagen betroffen sind.

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Nur: Viel mehr als solche Repowering-Projekte seien in Kirchhellen kaum noch möglich, sagt Christina Kleinheins. Flächen, auf denen mehrere neue Anlagen gebaut werden könnten, gebe es nicht, sagt sie mit Blick auf die Einschränkungen. In Naturschutzgebieten dürfen keine Windräder gebaut werden. In Wäldern – so sie denn nicht Naturschutzgebiet sind – möchte die Stadt keine Windräder haben. Zudem müsse ein Abstand von 1000 Metern zu Wohnsiedlungen gewahrt werden. Damit gebe es de facto keine großen Flächen in Bottrop, die noch für Windkraft nutzbar wären.

Landesverband erneuerbare Energien wirbt für Windräder in Nutzforsten

Christina Kleinheins will nicht ausschließen, dass es nicht vielleicht doch einzelne Punkte für einzelne Anlagen gibt, doch die müssten alle individuell geprüft werden. Denkbar seien etwa Landwirte, die sich zusammentun und ein Windrad auf ihr Land setzen. In solchen Fällen müsse etwa der Mindestabstand zum eigenen Haus nicht zwangsläufig eingehalten werden. Auch wenn es nur um den Abstand zu einem Haus, nicht zu ganzen Siedlungen geht, seien Einzelfallprüfungen nötig.

Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) in NRW verweist dagegen auf den notwendigen Ausbau der Windenergie. Der ehemalige Grünen-Fraktionschef im Landtag und jetzige LEE-Geschäftsführer Rainer Priggen weist darauf hin, dass NRW einen jährlichen Zuwachs bei der Windenergie um 1000 Megawatt benötige, um die Ziele bei der Ökostromerzeugung zu erreichen, die das Land sich gesetzt hat. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck habe zuletzt ab mindestes 2026 einen bundesweiten Bruttozubau von 10.000 Megawatt festgestellt. Aus Sicht des LEE NRW sei es deshalb unverzichtbar, dass die Landesregierung das geplante 2-Prozent-Flächenziel der neuen Bundesregierung und die Öffnung der Nutzforste für die Windenergie umsetzt.

Gleichzeitig fordert Priggen eine „Repowering-Offensive“ von der Landesregierung. Für den Austausch älterer, weniger leistungsfähiger Anlagen gegen modernere und stärkere gebe es im ganzen Land ausreichend Potenzial, so der LEE-Geschäfstführer.

3650 Windräder

Ende 2021 waren in ganz NRW 3560 Windkraftanlagen in Betrieb. Das geht aus einer Auswertung des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE) hervor. Zusammen lieferten sie eine Leistung von rund 6340 Megawatt.

Umgerechnet auf die einzelnen Anlagen macht das rund 1,8 Megawatt pro Windrad, so der LEE. Zum Vergleich: Heute würden in der Regel Windkraftwerke mit mehr als fünf Megawatt genehmigt. Entsprechend viel Potenzial sieht der Verband dann auch im Repowering.