Kirchhellen. Wenn Essen krank macht, verschreiben Ärzte oft Diäten. Das reicht nicht, sagt Michelle Hoffmann. Sie bringt deshalb eine neue App auf den Markt.

Ungezählte Menschen bezahlen für ein gutes Essen mit Kopfschmerzen, Durchfall oder Rheuma-Attacken. Weil sie nicht wissen, was sie krank macht, leiden sie oder halten oft wenig sinnvolle Diäten. Das kann’s doch nicht sein, sagt dazu Michelle Hoffmann aus Kirchhellen. Jetzt startet ihre Ernährungsberatungs-App „Meal&Heal“ in die Testphase. Die selbstbewusste Ansage lautet: „Wenn es einen Zusammenhang zwischen deinem Lebensstil und deinen Beschwerden gibt, dann finden wir ihn.“

Michelle Hoffmann aus Kirchhellen stellt ihre Ernährungs-App „Meal&Heal“ vor, die jetzt in den Testbetrieb geht.
Michelle Hoffmann aus Kirchhellen stellt ihre Ernährungs-App „Meal&Heal“ vor, die jetzt in den Testbetrieb geht. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

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Die Studentin der Ernährungswissenschaften aus der Vogelsiedlung weiß sehr genau, wovon sie spricht. Sie kann selbst mehrere Inhaltsstoffe nicht vertragen und hat darunter zeitweise schwer gelitten: „Ich konnte gefühlt gar nichts mehr essen außer Reis.“ Die Erfahrung, dass Ärzte und Diäten ihr wenig helfen konnten, hat beigetragen zum Entschluss: „Ich studiere Ernährung.“ Dem folgte bald die ernüchternde Erfahrung: „Auch wenn man das Ganze studiert hat, bekommt man über Unverträglichkeiten wenig Erkenntnisse.“ Sowohl in der Ernährungswissenschaft als auch in der Medizin sei das ein bisher vernachlässigtes Randgebiet.

Die drei großen Probleme der Ernährungsberatung

Das führt zum ersten Problem: Viele Menschen wissen lange gar nicht, woran sie leiden, sagt Michelle Hoffmann: „Wir haben mit sehr vielen Leuten gesprochen und konnten eine durchschnittliche Diagnosezeit von elf Jahren ausmachen, bis eine Unverträglichkeit diagnostiziert wurde. Bis dahin laufen die Patienten von einem Arzt zum anderen, hören immer wieder, dass ihnen nichts fehlt, und leiden weiter.“

Zweites Problem: Vieles von dem, was die Wissenschaft schon weiß, findet nicht den Weg zu den Patienten. „Der Beruf des Ernährungsberaters zum Beispiel ist noch gar nicht digitalisiert“, sagt die Kirchhellenerin. Deshalb war ihr früh klar: „Wenn wir ein Beratungsangebot machen, muss es über das Smartphone sein.“ Die Idee einer App war geboren.

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Drittes Problem: Es sind ja nicht nur Essen und Trinken, die im Wortsinn auf den Magen schlagen. Auch Lebensstil und sogar Lebensgefühl tragen dazu bei. Einfaches Beispiel, sagt Michelle Hoffman: „Ein Mensch unter starker Stressbelastung leidet stärker unter einer Unverträglichkeit als jemand, dessen Welt gerade ziemlich in Ordnung ist.“ Die App „Meal&Heal“ soll deshalb mehr leisten als Ernährungsberatung: „Wir wollen das passende Lebensstilkonzept für unsere Kunden finden.“

Fragebogen und Ernährungstagebuch

Und so soll das funktionieren: Erster Schritt ist ein Fragebogen zu Beschwerden, Ernährungsgewohnheiten und Vorlieben. Es folgt ein interaktives Ernährungstagebuch um die Kernfragen: „Was hast du gegessen? Wie fühlst du dich?“

Der Kontakt zum Start-Up-Unternehmen

Interessierte Nutzer können die neue App noch nicht herunterladen. Sie können sich stattdessen unverbindlich auf die Warteliste schreiben lassen. Michelle Hoffmann: „Diese arbeiten wir dann nach und nach ab, damit wir eine gute Betreuung gewährleisten können.“

Auf der Website www.mealandheal.de kann man sich entweder als Testnutzer anmelden oder über das Kontaktformular Kontakt aufnehmen. Die Gründer des Start-Ups freuen sich auch „über den Kontakt zu interessierten Ärzten und Ernährungsberatern, die sich mit uns austauschen wollen“.

Auf der Basis dieser Informationen erstellen die Experten von „Meal&Heal“ Anleitungen. Kernkompetenz ist dabei eine Datenbank mit 170 Inhaltsstoffen von Lebensmitteln, sagt Michelle Hoffmann: „Neben rund 50 potenziell unverträglichen Stoffen listen wir auch noch alle Mikro- und Makronährstoffe, damit wir Mangel- und Überversorgungen entgegenwirken können.“

„Uns ist auch der direkte Kontakt wichtig“

Neben der Digitalanalyse inklusive Rezeptvorschlägen wird es auch eine persönliche Beratung per Telefon und Videochat geben, sagt Hoffmann. „Uns ist auch der direkte Kontakt wichtig.“ Auf diesem Wege ließen sich auch Hinweise darauf vermitteln, wie Menschen mit mentaler Stärke etwa mit chronischen Schmerzen umgehen lernen: „Meal&Heal ist ein Abomodell im Baukastensystem, das so anpassbar ist, dass jeder Nutzer nur für die Funktionen zahlt, die er auch braucht.“

In die Testphase geht das Startup-Unternehmen mit einem NRW-Gründerstipendium und will im nächsten Jahr weitere Förderung einwerben. Das Interesse der möglichen Kunden scheint garantiert, sagt Michelle Hoffmann: „Unsere Wartelisten sind voll.“