Bochum. Rot, Blau, Violett: Der Förderturm des Bergbaumuseums in Bochum bietet eine imposante Lichtershow. Doch wann kann man sie sehen? Alle Details.

Eigentlich wollte Karl-Heinz Kremer nur eine kurze Runde mit seinem Hund drehen. Jetzt steht er auf der Wiese vor dem Bergbaumuseum und staunt Bauklötze. „Großartig! Das habe ich noch nie gesehen“, sagt er und schaut in Richtung des großen Förderturms.

Seit über 50 Jahren wacht der 70 Meter hohe Turm als Bochums Wahrzeichen über der Stadt – und sieht jetzt wie verwandelt aus. Er strahlt in Rot, Blau und Violett, er kann glitzern wie der Eiffelturm. Sogar die Seilscheiben werden in luftiger Höhe so kunstvoll illuminiert, dass es den Eindruck hat, als würden sie sich drehen.

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Ungewöhnlich großer Andrang herrscht bei der Generalprobe der neuen Lichtinstallation am Montagabend vor dem Bergbaumuseum. Zahlreiche Medienvertreter und Kamerateams wollen wissen, was der „Doppelbock“, wie das Fördergerüst gern genannt wird, ab jetzt alles drauf hat. Entsprechend stolz sind die Verantwortlichen hinter den Kulissen auf das, was während der umfassenden Sanierungsarbeiten des Turms im letzten Jahr passiert ist. 333 Tage war das Industriedenkmal mit weißen Planen wie ein Christo-Kunstwerk verhüllt, berichtet Projektleiter Siegfried Müller. „Unser Baugerüst war mit 760 Tonnen schwerer als der ganze Turm selbst.“

Der Förderturm des Bergbaumuseums am Montagabend: Majestätisch leuchtet er in neuen Farben.
Der Förderturm des Bergbaumuseums am Montagabend: Majestätisch leuchtet er in neuen Farben. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Nicht nur der Zahn der Zeit hatte in den 25 Jahren seit der letzten Sanierung an dem Turm genagt. „Hinzu kamen jede Menge Taubendreck und wetterbedingte Korrosion“, so Müller. Als sich vor drei Jahren plötzlich eine Metallplatte aus dem Turm löste und mitten in das Atrium des Bergbaumuseums krachte, war klar: Es muss etwas geschehen.

„Wenn der VfL ein Heimspiel gewinnt, kann der Turm blau-weiß strahlen.“

Helmut M. Bien entwickelte das Lichtkonzept an dem sanierten Förderturm

Mit 10,7 Tonnen Farbe wurde der Turm neu gestrichen, gründlich saniert und mächtig herausgeputzt, sodass er jetzt wieder in seinem typischen Germania-Grün erstrahlen kann. Alte Farbschichten wurden entfernt, sämtliche Winkel und Schrauben ausgetauscht. Allein die Fugen und Spalten, die während der Arbeiten neu abgedichtet wurden, sollen eine Länge von rund 11 Kilometern gehabt haben. Insgesamt kostete die Sanierung 4,5 Millionen Euro, mehr als die Hälfte (2,6 Millionen Euro) wurde von Bund und Land getragen. Die Stadt beteiligte sich mit 600.000 Euro, auch der Förderverein und viele weitere Partner leisteten finanzielle Unterstützung.

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Ungeahnte optische Spielereien

Der größte Hingucker ist gewiss die Lichtinstallation, die bislang ungeahnte optische Spielereien bietet. Mit unterschiedlichen Illuminationen kann der Turm ab jetzt in Szene gesetzt werden. Dies soll „situationsbezogen“ geschehen, wie Helmut M. Bien verrät, der das künstlerische Konzept entwickelt hat.

Auch die Seilscheiben des Förderturms sind illuminiert worden und sehen jetzt so aus, als würden sie sich tatsächlich drehen.
Auch die Seilscheiben des Förderturms sind illuminiert worden und sehen jetzt so aus, als würden sie sich tatsächlich drehen. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Das heißt: Der Doppelbock wird nicht jeden Abend in bonbonbunten Farben leuchten. Doch auf bestimmte Ereignisse kann der Turm reagieren: „Wenn also beispielsweise der VfL ein Heimspiel gewinnt, kann er blau-weiß strahlen“, so Bien. Ein Lichtprogramm trägt den Titel „Silvester“: Dann steigen kleine Lichtraketen den Fahrstuhl hinauf. Auf den großen Querbalken können wechselnde Botschaften wie „Glück auf“ projiziert werden.

Auch nachts wird der Turm beleuchtet

An normalen Tagen hingegen behält der Turm sein klassisches Antlitz, was aber eher unauffällig geschehen soll. „Auch nachts wird das Gerüst in Germania-Grün angestrahlt, damit es nicht in der Dunkelheit verschwindet“, sagt der Lichtdesigner. Dies geschehe sparsam und energieeffizient mit LED-Beleuchtung, gesteuert von einem Tablet.

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Wer den Förderturm einmal in seiner vollen Farbenpracht erleben möchte, dem sei das große Museumsfest am Samstag, 22. Februar empfohlen. Ab etwa 18 Uhr versammeln sich die Besucher vor dem Museum, um beim feierlichen Einschalten der neuen Lichtshow dabei zu sein. Schon die Generalprobe lässt erahnen: Das sieht klasse aus! Handys und Kameras nicht vergessen.

Museumsfest am Samstag

Mit einem Museumsfest am Samstag, 22. Februar, wird die Neueinweihung des Fördergerüsts im Bergbaumuseum gefeiert. Das bunte Programm für die ganze Familie beginnt bereits um 9.30 Uhr. Es gibt Führungen durch die Ausstellungen, um 12 Uhr zieht ein Spielmannszug durch die Hallen.

Ab 15 Uhr diskutieren prominente Gäste über die Zukunft des Ruhrgebietes, die Industriekultur und welche Rolle die Wissenschaft dabei spielt. Gegen 18 Uhr wird die neue Lichtshow feierlich gestartet, es sind Turmfahrten möglich. Ab 19 Uhr legt ein DJ in der Gastronomie „Kumpels“ auf. Eintritt frei. Das komplette Programm: bergbaumuseum.de

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