Bochum. Handy in der Hand, Kopfhörer in den Ohren: Immer mehr Menschen schotten sich regelrecht von ihrer Umwelt ab. Auf den Straßen ist das ein Problem.
Es ist ein Wunder, dass nicht mehr Unfälle wegen Ablenkung passieren. „Das ist die Pest!“, sagte vor einigen Jahren ein Bogestra-Manager in Bochum zum Tragen von Kopfhörern und das Nutzen von Handys im Straßenverkehr. Damals war ein 19-Jähriger in Witten beim Überqueren der Gleise von einer Straßenbahn überrollt und getötet worden, obwohl die Fahrerin geklingelt hatte. Er trug einen In-Ear-Kopfhörer und hatte ein Handy dabei; er hörte wohl nicht das verzweifelte Signal der Fahrerin, das Quietschen der Bremsen.
- Die Rechtslage: Ohrstöpsel im Straßenverkehr: Das ist erlaubt, das nicht
- Die Konsequenzen: Handy und Ohrstöpsel im Straßenverkehr: Hier die Bußgelder
Das Problem der Ablenkung durch elektronische Geräte ist omnipräsent im Straßenverkehr. Tendenz steigend. Wer mit wachen Augen durch die Straßen fährt, sieht täglich sehr viele Fußgänger, die sich damit von ihrer Umwelt abschotten. Autofahrer machen es ihnen gleich. Eine Studie besagt aber: Wer bei Tempo 50 den Blick für zwei Sekunden von der Straße abwendet, um auf das Display zu schauen, fährt knapp 30 Meter im Blindflug. Zeit genug, um ein Menschenleben auszulöschen.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++
Auch Kopfhörer haben das Potenzial zu hässlichen Unfällen. Auf Rad-/Gehwegen zum Beispiel stoßen Radfahrer regelmäßig auf Fußgänger und Jogger, die deutliches Klingeln nicht mehr mitbekommen, weil sie Kopfhörer tragen. Dann sind sie erschrocken und entrüstet, wenn plötzlich neben ihnen ein Fahrrad auftaucht und sie aus ihrer Versunkenheit reißt. Nicht immer nur Radfahrer sind ein Problem, wenn auch oft.
Hören, Sehen, Fühlen: Elementare Schutzinstinkte verkümmern
Besserung ist nicht in Sicht. Die digitale Vernetzung der Gesellschaft mit Unterhaltungselektronik ist derart fortgeschritten, die Sucht nach ständig neuen Reizen durch Nachrichten, Musik oder Videos so ausgeprägt, dass elementare Schutzinstinkte wie Hören, Sehen, Riechen, Fühlen immer weiter verkümmern. Diese aber können fürs Überleben entscheidend sein. Es geht um Bruchteile von Sekunden. Und dauerhaft auf Wunder zu vertrauen, geht eines Tages schief.