Bochum. Essen gehen wird immer teurer. Bochumer Gastronomen erklären, wie sie die „Kostenexplosion“ erleben und was ihnen außerdem Schwierigkeiten macht.

Etwas mehr als ein Jahr ist vergangen, seit die Gastronomie in Deutschland Anfang Januar 2024 nach der Corona-Pandemie wieder mit der vollen Mehrwertsteuer von 19 Prozent konfrontiert wurde. Viele Gastronomen stellte das vor große Herausforderungen. Patrick Wellner und Stavros Liakeas, die Geschäftsführer der griechischen Restaurants Yamas in Bochum und Dortmund sowie eines Feinkostladens in Bochum, sagen, dass die Auswirkungen der Steuererhöhung auch heute noch deutlich spürbar seien.

Dabei sei die Rückkehr zur vollen Mehrwertsteuer nur ein Teil der „Kostenexplosion“ gewesen, mit denen die Gastronomen in den vergangenen Jahren und Monaten konfrontiert wurden. Gutes Olivenöl etwa sei mittlerweile fast doppelt so teuer wie noch Anfang des vergangenen Jahres, berichtet Liakeas. „Und wer die griechische Küche kennt, weiß, dass wir viel damit kochen.“ Auch andere Grundzutaten seien deutlich teurer geworden – Feta zum Beispiel um etwa 30 Prozent. Hinzu kommen gestiegene Energiepreise und Personalkosten, die die Margen der Betriebe weiter schrumpfen lassen.

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Personalmangel belastet Gastronomie – auch in Bochum

Patrick Wellner erklärt, dass die Preisanpassungen, die Anfang 2024 vorgenommen wurden, bei weitem nicht ausreichten, um die gestiegenen Kosten vollständig abzudecken. „Wir können gar nicht die gesamten Preissteigerungen an unsere Kunden weitergeben“, sagt er. Sonst müssten sie fürchten, ihre Gäste zu verschrecken. Doch dadurch schrumpfe wiederum der finanzielle Spielraum für Investitionen immer weiter. „Neue Möbel, Küchengeräte oder die Teilnahme an Messen“ – das alles koste schließlich ebenfalls Geld und sei für den Betrieb ihrer Restaurants notwendig.

Das griechische Restaurant Yamas in der Bochumer Innenstadt. Die Geschäftsführer berichten von aktuellen Herausforderungen und wie sie mit diesen umgehen. (Archivbild)
Das griechische Restaurant Yamas in der Bochumer Innenstadt. Die Geschäftsführer berichten von aktuellen Herausforderungen und wie sie mit diesen umgehen. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Ein weiteres großes Problem, das die Gastronomie weiterhin belastet, ist der akute Personalmangel. „Es ist immer schwieriger geworden, gutes Personal zu finden“, so Wellner. Das sei ein generelles Problem in der Branche. Die Arbeit in der Gastronomie gelte für viele als unattraktiv.

Die dünnen Personaldecken wiederum führen dazu, dass viele Betriebe an ihre Grenzen stoßen. „Wenn jemand krank wird, kann das schnell zu einem echten Problem für uns werden“, erklärt Wellner. Dann müssten sie ihre Lokale manchmal sogar geschlossen lassen. Das wiederum führe dann aber zu weiteren finanziellen Ausfällen.

Bochumer Gastronom beobachtet: Manche Gäste gehen seltener Essen

Die Gäste reagieren unterschiedlich auf die gestiegenen Preise. Einige zeigen Verständnis für die schwierige Lage der Gastronomen und unterstützen die lokalen Betriebe weiterhin. „Aber es gibt auch Gäste, die seltener Essen gehen“, so Liakeas. Andere würden immer mehr zu Fastfood-Restaurants abwandern und wieder andere mehr selber kochen. „Die Mittelschicht bricht uns immer mehr weg“, meint Wellner.

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Hinzu kommt: „Die Politik hat die Gastronomie immer noch nicht ausreichend im Blick“, kritisiert Wellner und fürchtet: „Das hier ist gerade erst der Anfang von einer sehr fiesen Insolvenzwelle. Es wird noch den Letzten, die gekämpft haben, die Beine wegreißen, wenn das so weitergeht.“

Insgesamt gebe es also viele Baustellen und wenig Aufmerksamkeit oder gar Verständnis dafür. „Das blickt man von außen aber auch gar nicht“, sagt Wellner, der selbst erst vor wenigen Jahren in die Branche wechselte. „Mich wundert es nicht, dass es nur noch so wenige gibt, die das noch durchhalten.“

Bochum: Yamas-Geschäftsführer bleiben optimistisch

Liakeas ergänzt, dass er ein weiteres Gastronomiesterben für einen großen Verlust halte. Er ist sich auch sicher, dass sich das auf die ohnehin schon oftmals kargen Innenstädte noch weiter negativ auswirken würde.

Dennoch versuchen die beiden Bochumer Gastronomen, optimistisch zu bleiben. Immerhin: Im Vergleich zum vergangenen Jahr laufe das aktuelle ganz okay an – vor allem in Bochum. In Dortmund sei der Rückgang an Kunden etwas höher gewesen, das sei aber nicht ungewöhnlich bei einer Neueröffnung in ihrem zweiten Jahr. „Ich hatte es mir deutlich schlimmer vorgestellt“, meint Liakeas.

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