Bochum. In Restaurants werden seit Januar wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig. Bochumer Gastronomen bangen um Kundschaft und Umsatz.

Ein Fossil aus Vor-Corona- und Vorkriegszeit ist zurück: In der Gastronomie gelten seit Januar wieder 19 statt nur sieben Prozent Mehrwertsteuer. Bochumer Restaurants im Bermudadreieck reagieren gemischt, ebenso wie ihre Besucher.

„Unsere Kunden sind weniger geworden“, sagt Linh Nguyen, Angestellte im vietnamesischen Restaurant Citana. Dies sei bereits seit längerem zu beobachten, habe sich aber in den letzten zwei Wochen verstärkt. Statt im Restaurant zu essen, würden viele ihr Essen zum Mitnehmen abholen. Auf Takeaway entfallen immerhin nur sieben Prozent Mehrwertsteuer.

Vielerorts tragen die Gastronomen freiwillig die Mehrkosten

Weil es ohnehin schon so ruhig sei, wolle das Lokal die Preise vorerst nicht anpassen – für Kunden bleibt also alles gleich, das Restaurant finanziert die höhere Mehrwertsteuer aus eigener Tasche. „Wir wollen dann in zwei bis drei Monaten sehen, wie es läuft und ob wir doch noch erhöhen müssen“, so Nguyen.

Ähnlich handhaben es einige Restaurants in der Innenstadt, auch aus Angst, es könne sonst keiner mehr kommen. Stavros Liakeas, Inhaber der griechischen Restaurants Yamas Bochum und Dortmund, weiß: Auf diese Art kürzt die Mehrwertsteuer dort, wo normalerweise der Unternehmer verdient.

Demnach gingen die Einnahmen eines Lokals für gewöhnlich zu 30 Prozent an das Personal, 30 Prozent würden Kosten für Waren wie Lebensmittel decken und weitere 30 Prozent würden Fixkosten wie Strom, Miete und Fahrzeug bezahlen. Die letzten zehn Prozent seien Einnahmen des Unternehmers. „Diese zehn Prozent des Unternehmers werden durch die Mehrwertsteuer aufgefressen“, sagt Liakeas.

„Man dreht uns Gastronomen den Saft ab“

Auch er behält die alten Preise vorerst bei, lediglich in der Mittagskarte schlägt sich laut dem Gastronom bereits jetzt die Mehrwertsteuer nieder. In etwa drei Monaten möchte er sehen, ob sich das Geschäft so rentiert oder ob er die Mehrwertsteuer auch auf das restliche Geschäft rechnen muss. Schließlich seien die Preise in den letzten Monaten und Jahren ohnehin gestiegen – Lebensmittel sind teurer, der Mindestlohn und die CO2-Steuer wurden erhöht.

Es geht um Existenzen, um Mitarbeiter, da hängt eine ganze Spirale dran.
Stavros Liakeas, Inhaber des Yamas in Bochum und Dortmund

„Die Situation ist dramatisch. Man dreht uns Gastronomen den Saft ab“, meint Liakeas. „Ich bin stinksauer und höchst beunruhigt. Es geht um Existenzen, um Mitarbeiter, da hängt eine ganze Spirale dran.“ Seine Lokale in Bochum und Dortmund seien zwar nach wie vor gut besucht und unterliegen gewöhnlichen Schwankungen. „Aber die zehn Prozent für den Unternehmer sind trotzdem weg. Da können noch so viele Gäste kommen“, so Liakeas.

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Wiener Schnitzel: 18,90 Euro statt 15,90 Euro

Während es viele Lokale im Bermudadreieck ebenso wie das Citana und Yamas handhaben, halten sich einige mit ihrer Preisgebung bewusst bedeckt. Im Mandragora gibt man dagegen offen zu: Das Wiener Schnitzel kostet seit Januar 18,90 Euro statt 15,90 Euro.

Ausgewirkt habe sich das bisher nicht aufs Geschäft. Der Januar sei für Gastronomen ohnehin ein toter Monat, weniger als sonst sei nicht los.

Bochumer zeigen Verständnis für Situation der Gastronomen

Dennoch gibt es auch im Januar bei wiederhergestellter Mehrwertsteuer einige Bochumer, die sich gerne im Restaurant bewirten lassen. Georg und Ilka, die ihren Nachnamen lieber für sich behalten, gehen zwar ohnehin nur um die vier Mal im Jahr essen, wollen dies aber auch bei gestiegenen Preisen beibehalten.

Auch Winfried und Hannelore Lichte möchten die ortsansässigen Lokale weiter unterstützen. „Es ist doch schade für die Gastronomen und die Servicekräfte, ich denke, die bekommen weniger Trinkgeld“, bedauert Hannelore Lichte. Die gestiegene Mehrwertsteuer bemerkten die beiden besonders am Zulauf des Publikums. „Es ist weniger geworden“, sagt Winfried Lichte.