Bochum. Wenn es in der Beziehung kriselt, suchen sich einige Paare Hilfe. Aber muss es überhaupt erst so weit kommen? Eine Paartherapeutin gibt Tipps.

Pralinen in Herzform, rote Plüschherzen, aufwendige Blumengestecke: Wer dieser Tage durch die Geschäfte bummelt, wird dem Wirbel wohl kaum entkommen, den der Valentinstag mit sich bringt. Einem Tag, der zwar für Liebe und Romantik steht, für manche Paare aber auch ein (erneuter) Auslöser von Konflikten sein kann.

Adele Bernard ist systemische Paartherapeutin aus Bochum. Wir haben sie gefragt, worauf es in der Liebe wirklich ankommt. Sie gibt Einblicke in ihre Arbeit und verrät, was Paare tun können, um ihre Beziehung zu stärken.

Bochumer Paartherapeutin: „Es braucht nicht die Katstrophe“

Ihr zufolge suchen die meisten Paare erst Hilfe und kommen zur Therapie, wenn sie an einem Scheideweg angelangt sind: Trennung oder Zusammenbleiben. „Die meisten kommen in einer emotionalen Notlage“, erklärt sie. Oft seien es eingefahrene Situationen, die durch gemeinsame Verpflichtungen wie Kinder, Haus oder Freundeskreis geprägt sind. Vielleicht auch wegen dieser Verpflichtungen hätten die Paare aber auch Hoffnung, das Ruder noch einmal herumreißen zu können. Das sei aber nicht der einzige Weg.

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Bernard betont, dass es oft sogar sinnvoll sei, schon früh professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. „Es braucht nicht die Katastrophe, um etwas zu verändern“, sagt sie. Einige wenige Paare kämen tatsächlich präventiv. So würden sie ihre Beziehung stärken, bevor Probleme eskalieren und sich gegenseitig besser kennenlernen.

Eigene Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen und kommunizieren

Außerdem sei es wichtig, regelmäßig in sich hineinzuhorchen und die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. „Bei sich selbst zu bleiben“ sei ein zentraler Tipp. Das bedeutet, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und sie auch zu kommunizieren – ohne den Partner oder die Partnerin zu beschuldigen.

Ein Beispiel, das Bernard nennt: Statt bei schlechtem Wetter im Auto zu sagen „Warum hast du denn hier geparkt?“, könnte man formulieren: „Ich würde gerne näher dran parken. Ist das in Ordnung für dich?“ Solche Ich-Botschaften würden Vorwürfe vermeiden und eine wertschätzende Kommunikation fördern.

Valentinstag  in Bochum
Über Gefühle zu sprechen, ist laut Adele Bernard für Beziehungen ganz essenziell. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Gemeinsame Rituale und persönliche Fragen können Beziehungen stärken

Darüber hinaus könnten Rituale Beziehungen bereichern, solange sie nicht mit Druck oder Erwartungen verbunden sind – das gelte auch für den Valentinstag, erklärt Bernard. „Rituale sind ein Miteinander, kein Einfordern von der anderen Person.“ Statt auf materielle Geschenke zu setzen, rät sie dazu, Zeit miteinander zu verbringen und betont: „Sich gegenseitig kennenzulernen ist das größte Geschenk, das man sich machen kann.“

Fragen wie: „Was war dein größter Traum als Kind?“, „Was ist die größte Vision, die du für dein Leben hast, wenn du dir erlaubst, groß zu träumen?“, „Was möchtest du in deinem Leben befrieden?“ – oder abgewandelt – „Mit wem möchtest du Frieden schließen?“, „Wie schnell kannst du verzeihen und was brauchst du zum Verzeihen?“ All dies könnte dabei helfen, tiefer in die Gedankenwelt der Partnerin oder des Partners einzutauchen und neue Verbundenheit zu schaffen.

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Letztlich brauche jede Beziehung etwas anderes, Offenheit, Wertschätzung und die Bereitschaft, an sich selbst und der Beziehung zu arbeiten, seien aber wichtige Grundpfeiler für eine gute Partnerschaft.

Achtung vor gefährlichen Situationen: Nicht jede Beziehung sollte gerettet werden

Gleichzeitig betont Bernard aber auch, dass nicht jede Beziehung gerettet werden könne – und dass das anzuerkennen, manchmal der richtige Schritt sei. „Es gibt auch Situationen, die gefährlich sind“, sagt sie, etwa bei psychischer oder physischer Gewalt. Wenn die Realitäten der Partner zu weit auseinanderklaffen und keine Offenheit mehr besteht, könne eine Trennung mitunter doch der gesündere Weg sein.

Grundsätzlich sei ihr Ansatz allerdings, „Beziehungen als Wachstumsfeld zu sehen“, so Bernard. Das gelte nicht nur für Partnerschaften, sondern sei auf alle Beziehungen im Leben übertragbar.

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