NRW. Von Trockenblumen bis zu saisonalen Sträußen: „Slowflower“ Floristen aus NRW erklären, wie Sie umweltbewusst Blumen an Ostern verschenken können.
Regionale und saisonale Schnittblumen sind die nachhaltigere Wahl – Rosen gehören meist nicht dazu.
Zu Ostern gibt es viele schöne Frühlingsblumen, wir haben sie aufgelistet.
Auch in den kühleren Monaten gibt es umweltfreundliche Alternativen.
Beim Kauf im Blumenladen lohnt es sich, auf Zertifizierungen für nachhaltige Blumen zu achten.
Ob Ostern, Weltfrauentag oder Geburtstag – jedes Jahr greifen viele Menschen zu einem Strauß frischer Schnittblumen, besonders beliebt: Rosen. Doch Corinna Hölzel, Pestizidexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), warnt: „Die Rose hat meist schlimme Folgen – für die Menschen, die sie anbauen, und für die Umwelt.“ Viele Rosen im Handel stammen aus fernen Ländern wie Kenia, Äthiopien oder Kolumbien. Sie legen weite Transportwege zurück, während in den Anbauregionen oft prekäre Arbeitsbedingungen herrschen. Der Einsatz von Pestiziden und hoher Wasserverbrauch belasten zusätzlich die Umwelt.
Auf NRWs Blumenfeldern blühen im April noch keine Rosen – dafür aber eine andere farbenfrohe Vielfalt, wie bei Heike Flörke, Farmer-Floristin aus Bochum und Mitglied der „Slowflower“-Bewegung. Diese setzt sich für einen saisonalen, umweltfreundlichen Blumenanbau ein und verpflichtet ihre Mitglieder zu nachhaltigen Standards – darunter der Verzicht auf Pestizide, Bodengesundheit und umweltfreundliche Verpackungen. Wir haben nachgefragt: Welche Blumen eignen sich am besten als Ostergeschenk?
„Slowflowers“ aus NRW: Der Trantenrother Demeter-Hof in Witten
„Wir nehmen die Blume nicht mehr als Teil der Natur wahr – da müssen wir wieder umdenken“, betont Heike Flörke. Ihr Anliegen sei es nicht, die Blumenbranche zu verunglimpfen, sondern ein Bewusstsein für nachhaltige Alternativen zu schaffen. Laut Flörke stehen viele Floristen unter enormem Druck, auch außerhalb der Saison stets ein volles Sortiment anzubieten – besonders an Feiertagen.
Die Blumen von Heike Flörke wachsen unter freiem Himmel auf dem Trantenrother Demeter-Hof in Witten. Im Vergleich zu Blumen im Großhandel, meint Flörke, haben Bienen und andere Bestäuber auf ihrem Hof die Möglichkeit, ungestört ihrer wichtigen Arbeit nachzugehen. Flörke begleite ihre Blumen vom ersten Samen bis zum fertigen Strauß – ganz ohne den Einsatz von Pestiziden, Herbiziden oder künstlichen Düngemitteln.
Empfehlungen von Bochumer Floristin: Pestizidfreie Blumen aus NRW
„Richtig los geht es mit den Frühlingsblühern frühestens Mitte März“, erklärt sie. Dann kommen nach und nach die Frühblüher: wie Narzissen, Tulpen und Ranunkeln. Erst im Juli beginne die eigentliche Hochsaison. „Das ist für mich die schönste Phase – wenn alles summt, brummt und duftet.“ Dennoch gibt es schon jetzt einige beliebte Blumenarten für die Osterzeit:
Wer dennoch lieber Sommerblüher bevorzugt, dem empfiehlt Flörke Trockenblumen. „Viele denken, dass nicht alle Blumen sich trocknen lassen – aber das ist ein Irrtum“, erklärt sie. Ein weiteres Missverständnis sei, dass Trockenblumen nur aus verblühten Resten bestehen. „Dabei werden sie genau im richtigen Moment geschnitten, wenn sie perfekt für einen Strauß wären. Danach trocknen sie schonend auf einem Netz – so bleiben sie schön.“
„Es gibt so viele schöne Möglichkeiten, Blumen zu verschenken, ohne auf importierte Rosen zurückzugreifen.“
Floristin Jane Silburn aus Winterberg: Das Besondere an regionalen Trockenblumen
Auch Jane Silburn aus Winterberg hat sich mit einem eigenen Blumenfeld selbstständig gemacht. Bei ihr sind vor allem Trockenblumen gefragt – ob für Geburtstagsfeiern, Hochzeiten oder Baby-Shootings. Silburn verarbeitet ihre Trockenblumen unter anderem zu Haarkränzen und Diademen. Sie betont: „Die Trockenblumen hier sind etwas ganz anderes als die, die man beispielsweise aus China bekommt.“ Dort seien sie oft gefärbt oder gebleicht. „Das würde ich niemals auf einen Babykopf setzen“, sagt Silburn.
„Es gibt so viele schöne Möglichkeiten, Blumen zu verschenken, ohne auf importierte Rosen zurückzugreifen“, sagt Silburn. Eine Idee ist, schon im Herbst vorzuplanen: Blumenzwiebeln wie Narzissen können dann eingetopft und im Frühjahr als kleine Sträußchen geschnitten werden. „Das hat eine ganz persönliche Note – jemand hat monatelang darauf hingearbeitet, dir etwas Schönes zu schenken“, schwärmt sie.
Blumige Geschenkideen aus NRW: Kreativ schenken zu Ostern
Auch gepresste Blüten in Grußkarten seien eine liebevolle Alternative. Wer es besonders kreativ mag, könne essbare Blüten in Pasta-Teig einarbeiten – eine originelle Geschenkidee, die mit einem selbstgekochten Dinner kombiniert werden kann. „Am besten ist es, einfach mal direkt bei einem Slowflower-Floristen anzurufen und sich beraten zu lassen“, empfiehlt Silburn.
Nachhaltigkeit hat ihren Preis: Ein Trockenblumenstrauß von der Slowflower-Floristin aus Bochum koste in der Regel mindestens 30 Euro, ein Haarkranz mit Trockenblumen von Silburn rund 50 Euro. „Wir können es uns einfach nicht mehr leisten, Rosen für 2,99 Euro beim Discounter zu kaufen. Dafür ist die Umwelt zu wichtig“, betont Silburn.
Slowflower-Floristen wie Silburn und Flörke bieten auch regelmäßig Workshops an. Dabei könne man beispielsweise Kränze binden, Blumen im Feld selbst pflücken oder Gestecke ganz ohne Steckschaum gestalten. Obwohl die Slowflower-Bewegung im Ruhrgebiet und Sauerland noch nicht weit verbreitet sei, gebe es dennoch spürbare Fortschritte. Das bestätigt auch Corinna Hölzel: „Ein Bewusstsein für nachhaltige Schnittblumen entwickelt sich langsam. Es gibt inzwischen einen Markt und Menschen, die gezielt danach fragen – das zeigt sich auch am Wachstum der Slowflower-Bewegung.“
Bio oder Fairtrade Siegel? Worauf Sie beim Blumenkauf achten sollten
Dennoch bleibe der Markt für günstige, nicht zertifizierte Blumen weiterhin groß. „Bei Lebensmitteln greifen viele aus Sorge vermehrt zu Bio-Produkten, weil sie die täglich konsumieren“, erklärt Corinna Hölzel. „Blumen hingegen kauft man nur gelegentlich – da achten viele weniger auf Nachhaltigkeit.“
Wer beim Floristen bewusster einkaufen möchte, sollte auf die Herkunft der Blumen achten, nachfragen oder gezielt nach Bio- oder Fairtrade-Zertifizierungen suchen. Zudem empfiehlt Hölzel, nach Slowflower-Floristen aus der Region Ausschau zu halten. „Das Fairtrade-Siegel garantiert zumindest grundlegende Verbesserungen wie einen Mindestlohn oder keine ausbeuterische Kinderarbeit“, erklärt Hölzel. „Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber vom echten Bio-Anbau noch weit entfernt.“
Die Blumen von Heike Flörke sind auf ihrer Webseite unter fraufloerke.com erhältlich. Jane Silburns Blumen können im Etsy-Shop „BotanicaTheShop“ oder auf ihrer Webseite botanicatheshop.de erworben werden. Wer nach Slowflower-Floristen in der Region sucht, kann diese mithilfe der Karte der Slowflower-Bewegung auf der Webseite finden: slowflower-bewegung.de/standorte.
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