Bochum. Als Quereinsteiger kam Ralf Adams an die Schule, die er jetzt leitet. Warum er sich für den Neuanfang in Bochum entschied und was er nun plant.

2001 hat Ralf Adams zum ersten Mal an der Technischen Beruflichen Schule 1 (TBS 1) am Ostring in Bochum unterrichtet. Er hat zuvor bei einer IT-Beratung in Köln gearbeitet, kam als Quereinsteiger. Mehr als 20 Jahre später ist der 56-Jährige Leiter der Schule. Er folgt auf Thomas Glaß, der vergangenen Sommer in den Ruhestand gegangen ist.

Adams wächst im Sauerland auf, studiert nach der Schule Informatik und Mathematik auf Diplom in Bonn. Den Beruf Lehrer hat er zuerst eigentlich gar nicht auf dem Schirm. „2001 kam das Angebot, in den Schuldienst zu wechseln.“ Durch neu geschaffene IT-Berufe gibt es einen händeringenden Bedarf nach Berufsschullehrern in dem Fachbereich. „Das war zu dem Zeitpunkt, als mein erstes Kind auf die Welt kam“, erinnert sich Adams, der mittlerweile zweifacher Vater ist. Er ergreift die Chance, als Lehrer zu arbeiten und beruflich weniger reisen zu müssen. „Ich habe mich nach einer Woche wohlgefühlt wie ein Fisch im Wasser und die Entscheidung nie bereut“, sagt er.

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Ralf Adams ist neuer Leiter der TBS 1 – zuvor war er neun Jahre Stellvertreter

An der TBS 1 ist er bis heute geblieben. Er unterrichtet in den Bereichen Programmieren und Datenbanken. „Es macht riesigen Spaß an einem technischen Berufskolleg“, findet er. Die Schüler, die sich für technische Fächer entscheiden, seien von sich aus motiviert, müssten gar nicht groß angestoßen werden. Zudem gebe es automatisch gemeinsame Interessen. „Man unterhält sich zum Beispiel über die neue Notebook-Generation“, sagt Adams.

Weil der Bereich IT weiter wächst, wird er an der TBS 1 zuerst Abteilungsleiter, vor neun Jahren dann stellvertretender Schulleiter. Zu diesem Zeitpunkt ist das Berufskolleg eine große Baustelle, es wird kernsaniert. Adams kümmert sich um die Aufgaben, die mit der Sanierung zu tun haben. Als die Bauarbeiten fertig sind, folgen neue Herausforderungen: die Flüchtlingskrise und Corona.

Ralf Adams in Bochum
Die Technische Berufliche Schule 1 (TBS 1) befindet sich am Ostring in Bochum. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Ich habe es als Stellvertreter immer genossen, in die Klassen zu gehen und zu unterrichten, aber wenn man ehrlich zu sich ist, kann man die Unterrichte nicht mehr so vorbereiten wie man es vorher gemacht hat“, erklärt er und entscheidet sich, nur noch in Fächern zu unterrichten, in denen die Schülerinnen und Schüler keine Prüfungen schreiben. „Ich bedauere es wirklich, dass ich nicht häufiger unterrichte. Gleichzeitig macht stellvertretender Schulleiter und Schulleiter zu sein sehr viel Spaß“, so Adams. Das ist auch ein Grund, warum sich der 56-Jährige für die neue Rolle beworben hat.

Berufskolleg steht ein Transformationsprozess bevor

„Ich habe das Gefühl, dass ich der Schule im Transformationsprozess eine starke Hilfe sein kann, gerade weil ich einen IT-Hintergrund habe“, sagt der neue Leiter. In der metallverarbeitenden Schwerindustrie gebe es mittlerweile deutlich weniger Berufsschüler. „Mit der Schließung von Opel ist in jedem Jahr eine Klasse weggefallen“, so Adams. Gleichzeitig gebe es einen großen Zuwachs in der Fachinformatik und Elektrotechnik.

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„Ein Berufskolleg ist viel stärker als andere Schulen von der wirtschaftlichen Struktur abhängig. Wir merken, dass sich mehr Betriebe ansiedeln.“ So zum Beispiel im Bereich Mark 51/7. Darauf müsse man als technisches Berufskolleg reagieren, das sei ein mühsamer Prozess, schließlich können Lehrer aus dem Fachgebiet Schwerindustrie nicht von heute auf morgen in der IT unterrichten. „Grundkenntnisse reichen nicht aus, wir müssen die Leute hier so ausbilden, dass sie einen Mehrwert für den Betrieb darstellen. Das kann niemand, der das ,on the fly‘ gelernt hat“, sagt Adams.

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Digitalisierung weiter vorantreiben

Das sei eine der Aufgaben, die in den kommenden Jahren auf den neuen Schulleiter zukommen – doch er freue sich, diese zu lösen. Gleichzeitig will Adams die Digitalisierung der Schule voranbringen. „Nicht unbedingt die des Unterrichts“, erklärt er. Da sei seine Schule schon sehr weit, als erste Schule habe die TBS 1 Microsoft Office 365 genutzt, es gibt digitale Schülerausweise, auch der Vertretungsplan ist komplett digital. „Sondern von Schule als Behörde. Wir arbeiten noch ganz viel mit Papier, haben erst vor Kurzem das Fax abgeschafft.“ Zwar habe man digital schon viel vorangebracht, „aber wir sehen unfassbar viele Dinge, die angefasst werden müssen.“ So zum Beispiel ein digitales Dokumentenarchiv – damit wichtige Daten gesammelt werden und nicht etwa in Mail-Postfächern verloren gehen.