Bochum. Kilometerweise neue Leitungen, Hightech-Tafeln in den Klassen: Die Stadt Bochum hat ihre Schulen auf Stand gebracht. Wo es aber noch hakt.

Rund 431 Kilometer Netzwerkkabel, zehn Kilometer Lichtwellenkabel und 30 Kilometer Stromkabel hat die Stadt in den vergangenen beiden Jahren verlegt, um alle 80 Bochumer Schulen in städtischer Trägerschaft an 93 Standorten mit einer modernen IT-Infrastruktur auszustatten. Auch in den Klassenzimmer ist die neue Technik sichtbar: Mehr als 2300 digitale Tafelsysteme wurden eingebaut, außerdem Beamer.

„Unser Ziel war es, alle Schulen einheitlich mit moderner IT-Infrastruktur auszustatten“, sagt Dietmar Dieckmann, Schuldezernent der Stadt Bochum. Dies sei innerhalb des Förderzeitraums gelungen – sowohl organisatorisch als auch finanziell nicht ganz einfach, so Dieckmann.

Digitalisierung in Schulen: Stadt wollte einheitliche Standards schaffen

Insgesamt standen dafür mehr als 19 Millionen Euro an Fördergeldern zur Verfügung, ergänzt durch Eigenmittel der Stadt für Sonderfälle: „Die Ausstattung einiger weniger Schulen konnten wir über die Förderungen nicht abdecken“, erklärt Stephan Heimrath, Amtsleiter des Schulverwaltungsamtes. Grund dafür seien die Förderbedingungen, die teils nicht mit geplanten Sanierungen vereinbar seien.

Wichtig sei ihnen gewesen, einheitliche Standards zu schaffen, sagen die Verantwortlichen der Stadt. Das solle künftig unter anderem die Wartung erleichtern, die das Medienzentrum der Stadt übernimmt. Dafür sollen in den kommenden Jahren einige neue Stellen geschaffen werden.  

WLAN in Schulen funktioniert – aber nicht, wenn alle es nutzen

Die moderne Technik ist also da – im Schulalltag bleiben allerdings Herausforderungen bestehen. Einige Schulen, wie das Louis-Baare-Berufskolleg, warten etwa noch auf einen Glasfaseranschluss. „Wir haben zwar WLAN, aber das können derzeit nur unsere Lehrkräfte nutzen“, berichtet Schulleiterin Susanne Muthig-Beilmann. „Wenn sich alle Schüler einloggen, bricht das Netz zusammen.“ Die Glasfaseranbindung sei ein separates Projekt, betont Heimrath – abgeschlossen werden solle es in den kommenden Monaten.  

Auch die Erstunterstützung bei technischen Problemen, der sogenannte First-Level-Support, sorgt für Schwierigkeiten in den Schulen. Kerstin Guse-Becker, Schulleiterin des Märkischen Gymnasiums, lobt die Ausstattung und den Austausch mit der Stadt, kritisiert jedoch die zusätzliche Belastung der Lehrkräfte: „Wir haben rund 850 Schüler-iPads. Wenn da etwas nicht funktioniert, müssen unsere Lehrkräfte das neben ihren anderen Aufgaben bewältigen.“  Das allerdings liege dann wieder nicht mehr im Verantwortungsbereich der Stadt, sondern des Landes, räumt sie ein.

Digitalisierung der Bochumer Schulen ein fortlaufender Prozess

Insgesamt seien allerdings einige Zuständigkeitsbereiche rund um die digitale Infrastruktur an Schulen auch noch nicht final geklärt, berichten Dieckmann und Heimrath. Andere hingegen seien zwar klar verteilt, sollten aber möglicherweise noch einmal neu diskutiert werden. Dies sei auch deshalb relevant, weil die Stadt Bochum die Digitalisierung der Schulen nicht als abgeschlossene Aufgabe, sondern als fortlaufenden Prozess sehe, so Heimrath. Deshalb sei zumindest fraglich, ob die Finanzierung der Ausstattung durch städtische Gelder noch zeitgemäß sei.

Für jetzt aber wolle die Stadt erstmal den Abschluss des Projektes feiern, einen guten Status Quo zu schaffen: „Wir sind sowohl im Zeitrahmen als auch im Preisrahmen geblieben“, verkündet Heimrath. Damit hätten alle Beteiligten Grund, stolz zu sein.