Bochum-Südwest. Ein Bochumer Karnevalstermin fällt aus: Die Prunksitzung der Kolpingfamilie Linden. Nach 73 Jahren feiern sie keinen Karneval. Die Gründe.
Der Bochumer Karneval ist in dieser Session um einen jecken Leckerbissen ärmer. Die Kolpingsfamilie Bochum-Linden feiert diesmal nicht mit, hat den Karneval abgesagt. Somit entfällt auch die beliebte Prunksitzung im Gemeindezentrum Liebfrauen. Diese Entwicklung habe sich abgezeichnet, sagt Werner Lerch von der Kolpingsfamilie.
Keine Prunksitzung der Kolpingfamilie Bochum-Linden in diesem Jahr
Auf der Internetseite wird die Entscheidung nur knapp kundgetan: „Die für den Karneval Verantwortlichen der Kolpingsfamilie Bochum-Linden haben entschieden, in der aktuellen Session 2024/2025 keine öffentliche Karnevalssitzung durchzuführen. Wir bedauern dies sehr, hoffen jedoch, unsere jahrzehntelange Präsenz im Bochum Karneval im nächsten Jahr wieder mit einem unterhaltsamen Programm fortsetzen zu können.“ Verbunden mit dem Wunsch an alle Karnevalsjecken, eine tolle Session zu haben.
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Über die Gründe, die zu dieser Entscheidung führten, ist nichts zu lesen. Die liefert dafür Werner Lerch, ein Karnevalist durch und durch. Nach 30 Jahren Mitgliedschaft im Vorstand des Festausschusses Bochumer Karneval und jahrzehntelangem Wirken im Lindener Karneval bedauert er die Entwicklung sehr. Es sei ein schleichender Prozess gewesen.
„So eine Prunksitzung macht sich nicht von alleine.“
Schon in den vergangenen Jahren sei es immer schwieriger gewesen, einen Karnevalsprinzen zu finden. Zuletzt ruhten 2020 die Hoffnungen auf Timo I. (Ditscheid). Der damals 30-Jährige sorgte für frischen Wind beim Kolping-Karnavel, Präsident Thomas Bausen sprach von „einer tollen Entwicklung“. Die vier Jahre zuvor hatte man ohne Prinz feiern müssen. Mit Timo I. sollte eine neue Ära eingeläutet werden.
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Doch dazu kam es nicht. Ein weiterer Würdenträger fand sich nicht. Und dazu auch immer weniger Jecken, die mitmachen und organisieren wollen. „So eine Prunksitzung macht sich nicht von alleine“, sagt Werner Lerch, der selbst lange Zeit am Programm mit gefeilt hat und auch aufgetreten ist. Seit 1968 wohne er in Linden, 20 Jahre später sei er zum Karneval gekommen und habe seither immer mitgemacht.
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Schon im vergangenen Jahr habe man Probleme gehab, berichtet Lercht. „Da haben wir nur eine große Veranstaltung gefeiert, aber ohne eigenes Programm.“ Früher gab es zahlreiche Akteure aus den eigenen Reihen: „Fitti & Hoppi“ (Fritz Gellermann und Dieter Leder), „Kurz & Lang“ (Reinhold Sommer & Detlef Thiemann) und die „Thekensänger“ – um nur einige zu nennen. „Die meisten davon sind heute zu alt oder gestorben“, sagt Lerch. „Und es rückt einfach nichts nach.“ Auch den Kolping-Chor gebe es nicht mehr. „Da geht leider vieles den Bach runter.“
Verein sagt Karneval ab: Erst zweites Mal in der Geschichte der Kolpingfamilie Bochum-Linden
Seit Anfang der 50er Jahre feiert die Kopingsfamilie Linden Karneval. Mehr als 60 Prinzen hat man in dieser Zeit gehabt. Nur einmal wurde eine Session abgesagt: 1991, wegen des Golfkriegs. Nun findet zum zweiten Mal kein Karneval statt. Diesmal aus internen Gründen. Auch beim Rosenmontagszug ist man nicht vertreten.
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Einzige Ausnahme bildet der Seniorenkarneval. Dann kommen ca. 40 Leute zu einem netten Nachmittag bei Kaffee und Kuchen, Getränken, Karnevalsliedern zum Mitsingen und Mitschunkeln und einem kleinen Programm zusammen.
Werner Lerch will auch in dieser Session Karneval feiern. Wenn nicht bei der eigenen Prunksitzung, dann halt woanders. „Ich fahre zu befreundeten Vereinen, u.a. zu den Zwergen von Christ-König“, sagt er. Und beim Rosenmontagszug in Linden werde er natürlich auch vorbeischauen.
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Für die nächsten Jahre hat Werner Lerch den Wunsch, dass „sich in Linden jemand findet, der die Karnevals-Tradition fortführt“. Er gebe die Hoffnung nicht auf.