Bochum. Vor drei Jahren starb ihr Mann, seitdem steht Christiane Lechner allein hinterm Tresen ihrer Imbissbude in Bochum. Nun hört die 77-Jährige auf.
In Bochum-Weitmar-Mark geht eine Ära zu Ende: Christiane Lechner will ihren Imbiss an der Kemnader Straße 13 verkaufen. Nach 53 Jahren. So lange steht sie schon in der Grillstube hinter dem Tresen und bereitet Pommes, Currywurst und Schnitzel zu. Doch nun soll Schluss sein.
Bochumerin (77) bietet ihre Imbissbude zum Verkauf an – unter einer Bedingung
„Ich möchte nicht mehr“, sagt die 77-Jährige. „Vor drei Jahren ist mein Mann Franz gestorben. Seither mache ich das hier allein.“ Und in ihrem Alter sei es jetzt auch mal an der Zeit, kürzerzutreten. Einen Nachfolger in der Familie gibt es nicht. „Mein Sohn ist Optikermeister in Gerthe und meine Tochter wohnt in Köln.“ Bleibt also nur ein Verkauf der Pommesbude, die gegenüber der Tankstelle, kurz vor dem neuen Kreisel im Geschäftszentrum von Weitmar-Mark liegt.
„Ich kam aus der Parfümerie, Franz war Metzger.“
Lechner ist Pächterin, würde also die Innenausstattung verkaufen wollen. Interessenten gebe es durchaus. Doch sie habe schon klare Vorstellungen, wie es für ihre Grillstube weitergehen soll: als „deutsche Imbissbude“. Dönerläden gebe es ja genug. Klassische Pommesbuden hingegen nicht mehr. „Deshalb kommt meine Kundschaft auch von weither zu mir, sogar aus Hattingen.“

In der Nachbarstadt ist Christiane Lechner bekannt, weil sie dort mit ihrem Mann jedes Jahr mit einem Verkaufswagen auf dem Weihnachtsmarkt stand. Auch auf der Stiepeler Fliegenkirmes gabs es von Lechners was auf die Pommesgabel. Mit dem Tod ihres Mannes sei das vorbei gewesen. „Dabei war gerade der Weihnachtsmarkt mein Baby“, sagt Lechner. „Ach, war das schön, dort zu stehen. Das war ganz anderes Arbeiten.“
Braten, Wurst und Rippchen: Warum der Lechner-Imbiss in Bochum so fleischlastig ist
In ihrem Imbiss steht sie aber auch mit viel Leidenschaft, lässt die Pommes in der Fritteuse brutzeln und sorgt sich um die täglich wechselnden Mittagsgerichte. Mal gibt es Grünkohl, mal Gulasch und am Freitag dann Seelachs. „Alles selbst und frisch zubereitet“, versichert Lechner. Mittags kämen in erster Linie ältere, alleinstehende Menschen. Das sei früher nicht so gewesen.
„Ich kam aus der Parfümerie, Franz war Metzger.“
1972 hatte sie mit ihrem Mann den Imbiss übernommen. „Ich kam aus der Parfümerie, Franz war Metzger.“ Von daher verwundere nicht, dass das Angebot seit jeher sehr fleischlastig gewesen sei. Bis heute. Rippchen, Haxen, Schnitzel stehen auf der Speisekarte. Im Grill dreht neben ein paar Hähnchen auch ein Rollbraten seine Runden.

Ein Graus für Veganer und Vegetarier, weiß Christiane Lechner und berichtet lachend von vielen Männern, die zu ihr kämen und ein dickes Stück Fleisch bestellten. „Zu Hause bekommen die das nicht.“ Aber irgendwie passt das auch zum Erscheinungsbild der Pommesbude. Sie ist wirkt etwas aus der Zeit gefallen, könnte auch prima eine Kulisse für einen 70er-Jahre-Filmdreh sein.
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Genau das scheint das Erfolgsrezept der Lechners zu sein. Hier gibt es kein Schi-Schi, keine laute Musik und keine knallige Werbung. Dafür gesammelte Schweinefigürchen auf der Dunstabzugshaube, Schilder mit lustigen Sprüchen und den Gemeindebrief auf der Theke.
Ruhestand nach 53 Jahren im Grill? Bochumerin lässt sich Tür offen
Dieses Bodenständige mag offenbar auch die Prominenz. „Der aus der Lindenstraße war eine Zeit lang hier“, sagt Christiane Lechner und kommt nicht auf den Namen von „Vater Beimer“, Joachim Hermann Luger. „Ich sitze doch immer erst um 22 Uhr vor dem Fernseher.“ Auch Dariusz Wosz vom VfL Bochum „hat hier oft für seine Kinder Pommes geholt, als er noch in Sundern gewohnt hat“, weiß sie. Und sogar Star-Koch Nelson Müller kam zur Kemnader Straße, um die Lechner-Pommes zu kosten.
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Schöne Erinnerungen, die bleiben werden. Auch jene an die vielen netten Momente mit den Kunden. Aber vielleicht kommen ja noch ein paar dazu. So ganz ohne Pommesbude will Christiane Lechner nämlich gar nicht. „Ich würde gerne weitermachen, dann aber nur stundenweise als Aushilfe.“ Mit der übrigen Zeit wüsste sie dann aber genug anzufangen. „Ich habe einen großen Garten, um den ich mich kümmern kann. Und ich möchte gerne durch Deutschland reisen.“