Bochum-Gerthe. Am 1. Februar kommen 21 Wohnungslose in ihre neue Bleibe in Bochum. Die Awo lud Anwohner zur Besichtigung ein. Diese waren positiv überrascht.
Anfang Februar ziehen 21 Obdachlose in das ehemalige Seniorenheim „Haus Gloria“ in Gerthe ein. Lange Zeit gab es viel Kritik am Standort im Stadtteil. Anwohner protestierten, in den benachbarten Kitas wuchs die Sorge um die Kinder.
Nur wenige Anwohner wollten das Haus in Bochum sehen
Inzwischen haben sich die Wogen geglättet, die Ängste gelegt. In zwei Bürger-Informationsveranstaltungen konnten viele Bedenken ausgeräumt werden. Und so kamen nur wenige Nachbarn zum „Tag der offenen Tür“, um mit Vertretern der Stadt und der Awo als Betreuer ins Gespräch zu kommen.
Die Gertherin Evelyn Gesk sagt: „Anfangs, als die Proteste aufkamen, fühlte ich mich vor vollendete Tatsachen gestellt. Es gab vorab wenig Informationen. Wenn ich mich jetzt hier so umschaue, finde ich es okay, sofern die Menschen ordentlich betreut werden. Man muss abwarten, wie sich die Situation entwickelt.“
Zimmer „sehen besser aus als im Studentenwohnheim.“
Toni Storms weiß: Es besteht Bedarf an solchen Einrichtungen. Er ist froh, dass es nur Einzelzimmer gibt. „Die sehen besser aus als im Studentenwohnheim.“
In der ehemaligen Senioreneinrichtung werden Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten Unterstützung bekommen, um wieder am Leben in der Gemeinschaft teilnehmen zu können. „Ziel ist es, die Frauen und Männer in eine eigene Wohnung zu bringen. Dabei wollen wir ihnen helfen“, erklärt Susanne Lenz, Bereichsleiterin der sozialen Dienste bei der Awo.
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So kann sich jeder in der Küche das Essen selbst zubereiten, seine Wäsche waschen, den Tag strukturieren, z.B. mit dem Gang zum Jobcenter, und Haushaltspläne erstellen.
Ursprünglich sollten 42 Menschen in Gerthe einziehen
Die Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, sich in den Zimmern umzusehen. Die sind bereits möbliert, indes sehr karg. Jeder der 21 Bewohner hat Gelegenheit, eigene Möbel mitzubringen, um sie im Idealfall später in die eigene Wohnung mitzunehmen. Die Fenster sind nach den Bedenken der Kita-Leiterinnen mit Folie als Sichtschutz beklebt.
„Die Bewohner kommen aus Notunterkünften stadtweit. Wer geeignet ist, wird zuvor durch ein sogenanntes Clearing-Verfahren geprüft. Da geht es um Fähigkeiten, Gründe für die Wohnungslosigkeit und soziale Prognosen“, sagt Christina Pell von der Awo-Einrichtungsleitung. Bei der Auswahl ist auch der LWL mit im Boot, der die Betreuung finanziert.
„Keiner soll hier auf Dauer wohnen“, versichert Pell. Wer indes nicht selbstständig wird, muss in andere spezielle Wohnformen umziehen.
Betreuung rund um die Uhr geplant
Betreut werden die Menschen von einer Sozialarbeits- und einer Sozialpflegekraft, beide in Vollzeit, einem Hausmeister und sieben bis neun Mitarbeiter, die 24 Stunden an allen Tagen vor Ort sind. „Doch es handelt sich nicht um eine geschlossene Einrichtung“, betont Susanne Lenz. Jeder bekäme Schlüssel, könne das Haus verlassen, wann er wolle. Es würden nur Menschen ins Haus Lothringer Straße 21A einziehen, die eine Veränderung in ihrem Leben anstreben.
„Das, was wir hier sehen, fällt uns positiv auf“, sagt Sibylle Meier aus Gerthe. Auch ihre Bekannte Monika Trettin kann dem Haus nach ihrer Besichtigungstour einiges abgewinnen: „Jeder hat doch eine zweite Chance verdient.“
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