Bochum. „Jaaaaaa!“ Das schrie ein Lieferwagenfahrer, der als einer der Ersten nach langer Sperrung die A40 befuhr. Die Spuren sind aber ganz schön eng.
Um 12.49 Uhr war es soweit: Unter lautem Hupen rollten am Donnerstag (12.12.) nach mehr als viermonatiger Vollsperrung die ersten privaten Autos wieder über die A40 in Bochum-Hamme. Erst ein Renault Clio aus Essen, dann ein Taxi aus Essen und ein Lieferwagen aus Recklinghausen. Dessen Fahrer war über die Freigabe dieser Verkehrsschlagader so happy, dass er seine linke Faust aus dem Seitenfenster reckte und einen lauten Freudenschrei ausstieß: „Jaaaaaaa!“
Vorne eskortiert wurden die ersten Fahrzeuge von zwei Dienstfahrzeugen der Autobahn-GmbH mit gelbem Blinklicht auf dem Dach; sie fungierten quasi wie Safetycars bei Autorennen, um den anstürmenden Verkehr hinter sich zu bändigen. Seit dem 6. August war die A40 zwischen Westkreuz und der Anschlussstelle BO-Harpen gesperrt, weil die marode, 65 Jahre alte Schlachthofbrücke komplett erneuert wurde.
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Die Autos rollten am Donnerstag zunächst nur in Richtung Dortmund. Aber schon gegen 15.20 Uhr schob die Autobahn GmbH auch die Absperrungen in Fahrtrichtung Essen beiseite, so dass der gesamte Verkehr wieder in beiden Richtungen fließen konnte. Am Dienstag hatten die Bauherren noch damit gerechnet, dass die Richtung Essen erst in der Nacht zu Freitag freigegeben werden. Aber die letzten Restarbeiten klappten dann doch schneller als gedacht.
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Erster geplanter Eröffnungstermin war geplatzt
„Wir sind gut vorangekommen“, sagt Projektleiter Lars Batzer von der Autobahn Westfalen. Deutlich war ihm anzumerken, dass ihm mit der Freigabe der A40 eine enorme Last von den Schultern abfiel. Der Druck, fertig zu werden, war gewaltig, zumal auch ganze Wirtschaftszweige langsam ungeduldig wurden. Denn eigentlich sollte die A40 schon am 20. November wieder geöffnet werden. Diesen Termin konnte die Baufirma aber nicht halten. „Das war ein zu ambitioniertes Ziel“, sagte Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Autobahn Westfalen, vor einigen Wochen.
Als neuen geplanten Fertigstellungstermin nannte sie den 13. Dezember – und der konnte sogar um einen Tag unterboten werden. „Jetzt gerade merke ich noch ein bisschen Anspannung“, sagte Bauingenieur Batzer unmittelbar vor der Freigabe auf der nagelneuen Brücke. „Ich denke, das wird gleich einer Erleichterung weichen, so wie es wahrscheinlich vielen im Ruhrgebiet geht, die gleich erleichtert sind, wenn die A40 wieder unter Verkehr ist.“
Rund 80.000 Menschen nehme die A40 pro Tag auf, so der Bauingenieur. Das werde die Pendler entlasten, zumal auch die A448 „sehr leistungsfähig“ sei.
„Unsere Mitarbeiter und die Baufirma haben alles dafür gegeben“
Bis zuletzt hatte es auf der Kippe gestanden, ob die Autobahn wirklich in dieser Woche geöffnet werden kann, vor allem wegen Markierungs- und Verkehrssicherungsarbeiten und auch weil das Wetter nicht immer ideal war. Am vorigen Dienstag (10.) aber war klar: Wir schaffen das. „Unsere Mitarbeiter und die Baufirma haben alles dafür gegeben.“ Auch nachts wurde gearbeitet.
Trotz der Freigabe in beiden Richtungen bleibt der Bereich rund um die Schlachthofbrücke eine Baustelle. Denn zunächst, wohl noch ein gutes halbes Jahr lang, wird der Verkehr nur über den nördlichen Teil der Brücke geleitet, auf zwei engen Fahrspuren je Richtung. Diese Spuren sind relativ eng: Nur 3,50 Meter breit dürfen die Fahrzeuge auf der jeweils rechten Spur breit sein und 2,10 Meter auf der jeweils linken. Lkw dürfen nur rechts fahren und nicht überholen. In beiden Richtungen ist höchstens Tempo 80 erlaubt.
Neuer Rad- und Gehweg wird gebaut
Fertiggestellt wird auch noch ein Rad- und Gehweg unterhalb und auf der Brücke. Er verbindet – unterhalb der Brücke – die Freudenbergstraße mit der Straße Berggate sowie – auf der Brücke – die Robertstraße mit der Berggate.
Die Gesamtkosten für die Erneuerung der Schlachthofbrücke belaufen sich auf rund 30 Millionen Euro.
Diese Durchfahrtsituation soll bis zum kommenden Spätsommer bleiben, weil bis dahin auch der südliche Brückenteil und das Gelände davor und dahinter fertiggestellt werden muss. Eine Vollsperrung der A40 wird es deshalb aber nicht mehr geben, versichert Batzer. Höchstens werde mal eine Fahrspur zu verkehrsärmeren Zeiten vorübergehend dicht gemacht.