Bochum. Der frühere Leiter des Bochumer Jugendtreffs „JuZe“ und Gründer des Lindener Karnevals ist tot. Die Anteilnahme ist groß. Weggefährten erzählen.

Bochum-Linden trauert um Werner Wiegand. Der ehemalige Leiter des Evangelischen Jugendzentrums („JuZe“) Linden und Gründer des Lindener Karnevals „Lindwurm“, der das Leben vieler junger Menschen im Stadtteil prägte, ist kurz vor Weihnachten im Alter von 71 Jahren verstorben. Zuvor kämpfte er jahrelang gegen eine Krebserkrankung an. Besonders in Linden hinterlässt Wiegand nun tiefe Spuren in der Gemeinschaft.  

Werner Wiegand war von 1982 bis 2001 nicht nur die erste Hausleitung des „JuZe“, sondern auch Initiator zahlreicher Projekte. Unter anderem rief er den heute fest etablierten Lindener Karnevalsumzug „Lindwurm“ ins Leben, erzählt sein enger Freund Oliver Bartkowski. „Ohne ihn würde es den nicht geben.“

Nach jahrelanger Leitung: Wiegand hielt Kontakt zum „JuZe“ in Linden

Das aktuelle Team des „JuZe“ schreibt auf seiner Homepage über Wiegands Zeit in dem Jugendzentrum in Linden: „In etwa 20 Jahren hat er immer wieder mit großartigen Ideen, klarer Haltung und als Tausendsassa die Jugendlichen beeindruckt, begleitet und geprägt.“ Und auch in den Jahren nach seiner Tätigkeit als Hausleiter sei Wiegand dem Jugendzentrum verbunden geblieben, heißt es.

„Werner hat in den letzten Jahren das aktuelle Team besucht und uns mit der Chronik und ein paar spannenden Geschichten versorgt. Wir haben uns darüber sehr gefreut und sind gleichzeitig traurig, dass wir nicht noch mehr hören durften“, so das „JuZe“-Team.  

Online ruft das „JuZe“ dazu auf, Erinnerungen an Wiegand zu teilen: „Auf unserer Homepage sammeln wir gerne eure Geschichten, die ihr mit Werner erlebt habt und alles, was ihr nicht mehr geschafft habt, ihm mitzuteilen.“ Entgegengenommen werden diese unter anderem per Mail an juze-linden@ekvw.de.

„Er war sich für nichts zu schade und sprang immer dort ein, wo er gebraucht wurde“

Bernd Circle
Geschäftsführer und Jugendleiter des Vereins CSV Sportfreunde Bochum-Linden 

Auch sportlich aktiv: Wiegand engagierte sich in vielen Vereinen

Neben seiner Tätigkeit im „JuZe“ war Wiegand in vielen Bereichen aktiv. Über die Organisation des Lindener Karnevalsumzugs kam der Kontakt zum Verein CSV Sportfreunde Linden zustande, bei dem er später selbst langjähriges Mitglied wurde. In den 1990er- und 2000er-Jahren spielte Wiegand dort in der ersten und zweiten Mannschaft und später auch in der Altherrenmannschaft Fußball. Seine Position: Torwart.

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„Er war sich für nichts zu schade und sprang immer dort ein, wo er gebraucht wurde“, erinnert sich Bernd Circle, Geschäftsführer und Jugendleiter des Vereins. Wiegand war darüber hinaus auch als zweiter Vorsitzender im Vorstand tätig und unterstützte den Verein mit seinen umfangreichen Kontakten, die für Sponsoring und Öffentlichkeitsarbeit von großer Bedeutung waren. „Mit Werner geht nicht nur ein toller und sozial sehr engagierter Mensch, sondern auch ein wichtiges Gesicht Lindens“, schreibt der Verein in seinem Nachruf auf Facebook.

Außerdem war er im Kampfsport aktiv. Wiegand war Karate-Meister und gründete in Linden eine der ersten Budo-Schulen in Bochum, „die heute noch als Anlaufpunkt für Groß und Klein dient“, so Bartkowski.

Liebe zur Musik: Wiegand managte verschiedene Musiker

Wiegands Engagement reichte allerdings noch weit über Sport, Karneval und Jugendarbeit hinaus. Er unterstützte zahlreiche Künstler und war ein großer Musikliebhaber. Bei dem Beatles-Stammtisch „Ruhrgebeatles“ in Bochum war er ein Mitglied der ganz frühen Stunde, erklärt Ralf Koyro, Sänger der Beatles-Tribute-Band „Get Back“, die Wiegand bis zuletzt auch managte. „Mit seiner großen musikalischen Liebe“ sei Wigand stets Vorbild für andere gewesen, so Koyro über den „lieben Freund, Fan und Manager“ der Band. Außer Get Back managte Wiegand zuletzt Michael Wurst, Regi Jennings, Melissa Heiduk und Jo Hartmann.

Seine Hilfsbereitschaft und sein vielseitiges Engagement waren es, die ihn für seine zahlreichen Weggefährten in so vielen Bereichen unvergesslich machten. In den sozialen Netzwerken ist die Anteilnahme nach der Nachricht von Wiegands Tod daher groß. Etwa Michael Doering richtet sich auf Facebook direkt an Wiegand: „Wer dich als Freund kennenlernen durfte, wusste, dass für dich immer die Menschlichkeit in Vordergrund stand. Von dir lernten wir schon sehr früh, dass unterschiedliche Religionen, Hautfarben oder andere unwichtige Dinge keinen großen Einfluss auf eine moderne Gesellschaft haben darf. Du hinterlässt einen bunten Haufen von Freunden, die gerne zu dir aufschauten und deine Werte ausleben. Danke Werner.“

Und Burghard Zipprick schreibt: „Werner, du hast gekämpft die letzten Jahre, hast trotzdem nie gejammert und warst immer da für alle als guter Freund.“

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