Bochum. Walter Mahlendorf ist 90 Jahre alt geworden. 1960 gewann der Staffel-Läufer Gold bei den Olympischen Spielen. Dann verschlug es ihn nach Bochum.
Herzlichen Glückwunsch, Walter Mahlendorf: Der Olympiasieger von 1960 wird am Samstag, 4. Januar, 90 Jahre alt. Das wird gebührend gefeiert. Seine beiden Söhne kommen mit ihren Familien nach Bochum, wo der Pensionär seit Jahrzehnten lebt. Mahlendorf wirkt fit, ist adrett gekleidet und lächelt. Über seine sportliche Karriere erzählt er, als wäre diese durchschnittlich verlaufen. Dabei war sie mehr als nur durchschnittlich.
Der athletische Höhepunkt: Der Olympiasieg 1960 in Rom mit der 4×100-Meter-Staffel. Mahlendorf startete als dritter Staffelläufer im Olympiastadion, er lief die zweite Kurve. „Da ist man schon leicht nervös“, erinnert er sich. In 39,5 Sekunden liefen neben Mahlendorf auf der Aschenbahn Bernd Cullmann, Martin Lauer und Armin Hary, der damals schnellste Mensch der Welt. Mit der Zeit egalisierte das Quartett ihren zuvor selbst aufgestellten Weltrekord aus dem Vorlauf.
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Mahlendorf für Olympia ausgewählt: Für heutigen Bochumer keine große Überraschung
Dass er tatsächlich für die olympischen Spiele ausgewählt wurde, sei für ihn keine große Überraschung gewesen. „Das ist ja keine Entwicklung, die von heute auf morgen kommt. Das bahnt sich an.“ „Es gab damals sehr gute Sprinter, ich habe mir immer gesagt: Du musst mindestens das vierte Rad am Wagen sein.“ Und das hat er geschafft. Schon 1958 gewann er mit der Staffel Gold bei den Europameisterschaften in Stockholm.
Zuvor nahm er bereits an zahlreichen Länderkämpfen und Meisterschaften teil und ist deswegen auch viel gereist. Mahlendorf startete unter anderem in Japan, Russland, Bulgarien und Rumänien. „Man investiert sehr viel in den Hochleistungssport, aber dafür habe ich auch viel von der Welt gesehen“, sagt er: „Ich war immer sehr dankbar, dass ich das erleben konnte.“ Neben den Reisekosten, die der Verband übernommen hat, habe er ein Taschengeld von zwei Dollar pro Tag bekommen.
Heutiger Bochumer begann spät mit der Leichtathletik
Mahlendorf ist allerdings vergleichsweise spät zur Leichtathletik gekommen – mit 15 Jahren erst. Ein Klassenkamerad, der bereits im Verein war, habe ihn mitgenommen. „Er meinte, dass ich doch schnell laufen kann und hat gefragt, ob ich Lust habe, bei ihnen mitzumachen“, erinnert sich der 90-Jährige. Er fing an, in der Sarstedter Staffel zu laufen, in seinem Heimatort. „Das hat sich ziemlich schnell herumgesprochen bis nach Hannover zu 96.“ Mahlendorf wechselte und startete bei Leichtathletik-Meisterschaften. Zunächst aber im Dreisprung, wo er zweimal Deutscher Junioren-Meister wurde, bevor er zum Sprint wechselte.
Bei Hannover 96 habe er den Großteil seiner leichtathletischen Laufbahn verbracht. Für eine kurze Zeit trainierte Mahlendorf in Köln und Leverkusen. Wegen eines Faszienrisses der Bauchmuskulatur habe er dann mit 26 Jahren seine Karriere beendet. Seine olympische Medaille bewahrt er nicht zu Hause auf. „Die habe ich an einen sicheren Ort gebracht“, sagt der ehemalige Leichtathlet.
Ex-Leichtathlet zog nach aktiver Karriere nach Bochum
Erst Jahre nach seiner aktiven Leichtathletik-Karriere zog es den 90-Jährigen nach Bochum. Seit 1971 arbeitete und lebte der Ex-Leichtathletik in der Stadt – bis heute. Er war Leiter des Sport- und Bäderamtes der Stadt Bochum. „In der Zeit wurden zum Beispiel viele Sportanlagen, Freisportanlagen, Sportplätze und auch Bäder gebaut“, sagt Mahlendorf. Eins der wohl größten Projekte: „Ich war beim Bau des Ruhrstadions dabei.“
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Bevor Mahlendorf nach NRW kam, absolvierte er eine Verwaltungslehre und arbeitete zwei Jahre bei der Stadt Hannover. Dann ging es für den heute 90-Jährigen weiter. Bochum war allerdings nicht die erste NRW-Station für den ehemaligen Leichtathleten. Zuvor zog es ihn nach Köln, wo er an der Deutschen Sporthochschule studierte. Dann ging er zurück in den Landkreis Hildesheim, zu dem auch sein Heimatort Sarstedt gehört, und arbeitete als Kreissportlehrer. Ehrenamtlich sei er zudem im Bezirks- und Kreissportbund tätig gewesen.
„Ich war zu dem Zeitpunkt schon seit 30 Jahre weg aus meinem Heimatort, habe hier ein Haus gebaut. Dann bin ich auch hier geblieben.“
Die Stelle in Bochum hatte Mahlendorf bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000 inne. „Ich hatte immer mit Sport zu tun. Die Arbeit hat mir viel Spaß gemacht“, sagt er. Auch deswegen freut sich der 90-Jährige über das bald fertig gestellte Lohrheidestadion in Wattenscheid, in dem dann hochkarätige Wettkämpfe in der Leichtathletik stattfinden können. Nach seiner sportlichen und beruflichen Karriere hat es den Pensionär in Bochum gehalten. „Ich war zu dem Zeitpunkt schon seit 30 Jahren weg aus meinem Heimatort, habe hier ein Haus gebaut“, sagt Walter Mahlendorf, „dann bin ich auch hier geblieben.“