Bochum. Seit Samstag werden Böller und Raketen verkauft. Nachgefragt in Bochum: Was kaufen die Leute und warum – und wie viel geben sie dafür aus?
„Steam“ steht auf der kleinen Kiste, die Pascal aus dem Supermarkt trägt. 25 Schuss verspricht die Feuerwerksbatterie, einmal zünden für etwa 45 Sekunden Spektakel mit „Goldenen Knallsternen“ und „Feuerblumen-Effekt“. Es ist viertel vor Zehn am Samstagmorgen, der 24-Jährige ist mit seiner Schwester Lea (20) und deren Freund unterwegs. „Ein bisschen was“ an Feuerwerk habe er schon gekauft, sagt der junge Mann und grinst, seine Schwester winkt augenrollend ab. Dann öffnet das Trio den Kofferraum: Der ist schon gut gefüllt mit einer bunten pyrotechnischen Ausbeute.
Nur an drei Tagen vor dem Jahreswechsel darf Feuerwerk in Deutschland frei verkauft werden; weil der 29. Dezember in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, ging‘s am Samstag, 28. Dezember, los. Während sich mancherorts, beispielsweise in Dortmund, die ganz Enthusiastischen mitten in der Nacht für Lagerverkäufe anstellen, herrscht am Hannibal-Center am Morgen ganz gewöhnliche Wochenend-Betriebsamkeit.
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Für Pascal und Lea ist das Einkaufszentrum in Bochum-Hofstede – das beweist schon der Blick in den Kofferraum – nicht die erste Anlaufstelle an diesem Tag. Frühmorgens um 6.30 Uhr hätten sie sich schon beim Discounter angestellt, um pünktlich zur Ladenöffnung um 7 Uhr drin zu sein, erzählen sie. „Da haben sich die Leute gekloppt“, sagt Pascal. „Zehn, zwanzig Sekunden, und alles war leer.“
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73 Euro für Raketen: „Ohne würd‘ was fehlen“
Von solcher Aufregung ist am Hannibal-Center wenig zu spüren. Die Menschen, die am Vormittag mit Raketen und Böllern aus „Globus“ oder „Aldi“ kommen, wirken entspannt. Andrej Curikov zum Beispiel hat die Gelegenheit genutzt, vor der Arbeit noch schnell einzukaufen. Einen Pack Raketen trägt er unterm Arm, dazu eine „Budget Box Phoenix“ mit Jugendfeuerwerk, ein bisschen „Kids Power“. 73 Euro hat er ausgegeben, verrät der 42-Jährige und sagt, ohne Feuerwerk „würd‘ was fehlen“. Sein Kollege Philipp Pauli hält derweil nur Kaffee und Brötchen in der Hand. „Ich bekomm‘ mein Feuerwerk woanders her“, sagt er.
Auch für Talia und Taylan Alaoglu gehört ein bisschen Knallerei zum Jahreswechsel dazu. „Man will doch zeigen, dass was Neues startet“, sagt die 13-Jährige. Ihr Bruder (12) merkt an, dass das „für die Umwelt nicht so gut ist“. Papa Hakan drückt ein Auge zu und finanziert den Kindern das Feuerwerk, das sie in der Silvesternacht für schätzungsweise eine Stunde beschäftigt. 53 Euro stehen auf dem Bon.
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„Man macht‘s für die Kinder“, sagt ein Vater
Ein 40-Jähriger, der mit seinem Sohn wenig später mit zwei Kisten „China-Böllern“ aus dem Geschäft kommt, gibt zu Protokoll, dass er Silvester „am liebsten ganz ohne“ Feuerwerk verbringen würde. „Man macht‘s für die Kinder“, sagt er.
Ähnlich sieht es Familie Cetin, die zwischen Brot, Crackern und Sprühsahne auch Raketen und Riesenwunderkerzen im Einkaufswagen zum Auto schiebt. Etwa 20 Euro hätten sie fürs Feuerwerk ausgegeben, berichtet Dogukan Cetin (21).
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Bochumer will etwa 120 Euro für Feuerwerk ausgeben: „Mag das einfach“
Zurück zu den Geschwistern Pascal und Lea: 60, 70 Euro habe er schätzungsweise bislang ausgegeben, erzählt der 24-Jährige. Fertig ist er noch nicht. „Ein, zwei Läden“ wolle er noch ansteuern, sagt er. Vergangenes Jahr habe er nach Plan eingekauft und etwa 160 Euro ausgegeben, dieses Jahr sei er „frei Schnauze“ unterwegs und werde voraussichtlich bei etwa 120 Euro landen. „Feuerwerk fasziniert mich“, sagt Pascal. „Ich mag das einfach.“
Verbotszone für Feuerwerk in der Innenstadt
Teile der Bochumer Innenstadt sind zum Jahreswechsel 2024/25 Feuerwerks-Verbotszone. Das Verbot gilt von Dienstag, 31. Dezember, 20 Uhr, bis Mittwoch, 1. Januar 2025, 4 Uhr, auf der Brüderstraße und Teilen der Straßen Kerkwege, Kortum- und Kreuzstraße.
Schilder sollen Passantinnen und Passanten darauf hinweisen. Das Ordnungsamt werde das Verbot kontrollieren, heißt es von der Stadt. Wer Feuerwerk mitbringt, muss es in einem Container entsorgen.
Das Feuerwerksverbot ist eine Reaktion auf Krawalle beim Jahreswechsel 2022/23. Bis zu 300 Menschen hatten dort Polizisten bedrängt und sie mit Feuerwerkskörpern attackiert.