Bochum. Seit Donnerstag werden Raketen und Böller verkauft. Was manch einer verabscheut, sorgt bei anderen für Vorfreude. Nachgefragt im Hannibal-Center.
Feuerwerk um Null Uhr – für viele gehört es an Silvester einfach dazu. Manche freuen sich sogar schon Wochen vorher darauf und feuern alles ab, was geht. Andere halten die „Knallerei“ für sinnlose Geldverschwendung, die obendrein noch gefährlich und umweltschädlich ist. So sehr sich die Geister bei diesem Thema auch scheiden, auch in diesem Jahr darf wieder fast überall in Bochum geknallt werden. Aber wie ist der Andrang auf die Läden zum Verkaufsstart? Und knallen die Leute noch so gerne? Wir haben uns im Hannibal-Center umgeschaut und umgehört.
Bei „Globus“ findet man in der Nähe des Eingangs zwölf prall gefüllte Körbe. Hier herrscht reger Betrieb, zwei Mitarbeiterinnen kümmern sich nur ums Auffüllen. Allerdings sei der Andrang deutlich geringer als im vergangenen Jahr, sagt Verkäuferin Andrea Hoffrogge. Denn da waren sie bereits am Mittag des zweiten Verkaufstages komplett ausverkauft.
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Bochum: Familie plant Feuerwerk in Gedenken an die verstorbenen Großeltern
Von der Wunderkerze bis zum Batteriefeuerwerk gibt es hier alles, was die Pyro-Industrie hergibt. Kai Otto ist auf der Suche nach Batteriefeuerwerken. Er hat seine Augen auf ein XXL-Exemplar mit 248 Schuss für stolze 139 Euro geworfen. Der Feuerwerk-Fan geht den Einkauf systematisch an. In den Tagen vor Verkaufsstart werden zunächst Prospekte nach den besten Angeboten durchforstet. Ab 7 Uhr morgens geht es dann auf Tour, er ist am Donnerstagmittag bereits im vierten Laden. 300 Euro hat er schon ausgegeben, bis zu 500 Euro lässt er sich den Spaß jährlich kosten. Aber warum nur Batterien? „Es soll ja schön aussehen, vom Knallen hab ich ja nix“, lautet seine Antwort.
Einen Tisch weiter werden Raketen und „Spinning Soccer Balls“ eingepackt. Familie Koskins knallt in diesem Jahr zum ersten Mal – aus einem bewegenden Grund. Vor kurzem sind Oma und Opa verstorben. Mit dem Feuerwerk möchten sie den beiden gedenken. Dafür nimmt Tochter Nadine ihren ganzen Mut zusammen, denn sie mag das typische laute Knallen nicht. Für Oma und Opa wolle sie sich aber überwinden, sagt sie.
Im Baumarkt gegenüber sieht es anders aus – es herrscht gähnende Leere. Das Angebot hier fällt deutlich kleiner aus und die Preise sind höher als bei Discountern. Zum Vergleich: ein Familienmix mit Raketen und Knallzeug kostet hier 25 Euro, bei Aldi werden dafür 12 Euro fällig. Vielleicht ein Grund für das Ausbleiben des Andrangs, da viele ja gerade die Feuerwerksangebote in den Prospekten vorab studieren.
Kundin bei Aldi: Angst vor Feuerwerk seit einem Zwischenfall
Bei Aldi sind neun Körbe mit allerlei Feuerwerksangeboten gefüllt, neben den üblichen Sets fallen „Öko-Raketen“ ins Auge. Diese versprechen leiser zu sein als die herkömmlichen. Zudem sollen sie CO₂-neutral sein und weniger Plastik beinhalten.
Dass die Feuerwerke an Silvester nicht gerade ein nachhaltiges Vergnügen sind, ist bereits seit längerem bekannt. Eine weitere Schattenseite sind die vielen Verletzten und Unfälle, die es jedes Jahr gibt. Kundin Marianne Wilczek hat so einen erlebt. Sie steht im Aldi-Markt und erzählt, dass eine Rakete nicht richtig hochgegangen sei und stattdessen zwischen ihr und ihren Verwandten explodiert sei. Ihre Enkelin habe einen verbrannten Jackenärmel und einige verbrannte Haare davon getragen, die Oma einen Schock. Seitdem habe sie Angst vor Feuerwerk. Trotzdem hält Wilczek ein paar Raketen unter dem Arm: für die Tochter. Sie selbst wird sicheren Abstand zum Spektakel halten.
Wer ebenfalls auf die Knallerei verzichten und stattdessen etwas Gutes tun möchte, kann über die Aktion „Brot statt Böller“ der evangelischen Kirche an Menschen in Not spenden. Weitere Infos unter brot-fuer-die-welt.de.